Investitionen in Start-ups 2025 mehr als halbiert
Start-ups haben in Österreich zunehmend mit Finanzierungssorgen zu kämpfen.
Zusammenfassung
- Das Finanzierungsvolumen für österreichische Start-ups ist 2025 um 56 Prozent auf 253 Millionen Euro gesunken – ein neuer Tiefpunkt.
- KI und Nachhaltigkeit sind die dominierenden Themen bei Finanzierungsrunden, wobei aktuell fast jede zweite Runde auf ein KI-Start-up entfällt.
- EY sieht strukturelle Probleme und fordert Maßnahmen wie Bürokratieabbau, attraktivere Rahmenbedingungen für Risikokapital und einen Rot-Weiß-Rot-Dachfonds.
Österreichs Start-up-Landschaft hat ein mageres Jahr hinter sich. Das zeigt das neueste Start-up-Barometer der Unternehmensberatung EY. 2025 ist das gesamte Finanzierungsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent auf 253 Millionen Euro gesunken. Es ist der vierte Rückgang in Folge. "Ein neuer Tiefpunkt ist erreicht", sagt Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich. "Das ist kein kurzfristiger Zyklus, sondern ein strukturelles Warnsignal. Ohne rasche Maßnahmen droht Österreich im internationalen Wettbewerb weiter zurückzufallen."
Start-ups erhalten so wenig wie seit 2015 nicht mehr
Die Anzahl der Finanzierungsrunden ist im Vergleich mit 2024 nur um 2 Prozent zurückgegangen, aber pro Runde bleibt weniger Geld übrig. Im Schnitt sind es 2,3 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Nur vier Start-ups erhielten mehr als 10 Mio. Euro.
Refurbed gelang der größte Deal
Der größte Deal gelang Refurbed. Der Online-Händler für gebrauchte und generalüberholte Elektronikgeräte sammelte eine Anschlussfinanzierung von 50 Millionen Euro ein. Auf den Plätzen dahinter landen Enspired (KI-gestützter Stromhandel, 15 Mio. Euro), Emmi AI (KI-Lösungen für Industrieprozesse, 15 Mio. Euro), Easelink (Ladelösungen für E-Fahrzeuge, 11,5 Mio. Euro) und Hololight (Streaming für Augmented und Virtual Reality, 10 Mio. Euro).
Für Skalierung ist zu wenig Geld da
Bei den erfassten 148 Finanzierungsrunden zeige sich laut Haas deutlich, dass es an Investitionen für Skalierung und Internationalisierung mangle: "Genau jene Finanzierungen, die für den nächsten Wachstumsschritt entscheidend wären, fehlen weitgehend." Ein funktionierendes Start-up-Ökosystem brauche nicht nur einzelne Leuchtturmprojekte, sondern eine kritische Masse an Wachstumsfinanzierungen.
Jedes zweite Start-up macht etwas mit KI
Thematisch gibt es bei den Finanzierungsrunden einen klaren Trend hin zu KI und Nachhaltigkeit. 36 Prozent entfallen auf Start-ups mit KI-Schwerpunkt. 2024 lag der Anteil noch bei 28 Prozent. Besonders ausgeprägt war der Trend im zweiten Halbjahr 2025, in dem fast jede zweite Finanzierungsrunde (49 Prozent) auf ein KI-Start-up entfiel. "Das zeigt, wo Investoren trotz schwieriger Rahmenbedingungen Wachstumspotenzial sehen", sagt Haas. 29 Prozent der Investitionen entfielen auf Start-ups mit Nachhaltigkeitsfokus (2024: 26 Prozent).
Wien bleibt im nationalen Vergleich das Herz der heimischen Start-up-Szene. Sieben von zehn Euro wurden in Wiener Start-ups gesteckt. Dahinter folgen Steiermark, Oberösterreich und Tirol.
Gute Voraussetzungen bringen nichts
Österreich verfüge weiterhin über gut ausgebildete Gründerinnen und Gründer, eine leistungsfähige Forschungs- und Innovationslandschaft und international wettbewerbsfähige Kompetenzen. Die Entwicklung der vergangenen vier Jahre zeige aber, dass diese Voraussetzungen allein nicht ausreichen. "Wenn Politik, Kapitalmarkt und Wirtschaft jetzt gemeinsam Verantwortung übernehmen, kann Österreich neue Wachstumsimpulse schaffen", sagt Haas.
Welche Hebel man bedienen könnte
Die notwendigen Hebel seien bekannt: Bürokratieabbau, Senkung der Lohnnebenkosten, attraktivere Rahmenbedingungen für privates und institutionelles Risikokapital. Mitarbeiterbeteiligungsmodelle sollten modernisiert, der Zuzug internationaler Fachkräfte erleichtert werden. Als entscheidenden Hebel sieht EY auch die Umsetzung eines Rot-Weiß-Rot-Dachfonds. Er soll Kapital von Pensions- und Versicherungsfonds mobilisieren.
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