Investitionen in Start-ups gehen zurück: Dieser Bereich bildet eine Ausnahme
Die Investitionen in heimische Start-ups sind heuer um ein Viertel auf 298 Mio. Euro zurückgegangen. Eine Ausnahme bilden Start-ups mit Bezug zu Künstlicher Intelligenz (KI). Sie konnten einen starken Anstieg beim Investoreninteresse verzeichnen.
Knapp 40 Prozent oder 116 Mio. Euro der gesamten Investitionen in österreichische Start-ups flossen von Jänner bis Juni an junge Unternehmen, bei denen KI einen wesentlichen Bestandteil des Geschäftsmodells ausmacht. Mehr als doppelt so viel wie in der Vorjahresperiode. Das geht aus dem Start-up Investment Barometer des Beratungsunternehmens EY für das erste Halbjahr 2024 hervor.
"Gut aufgestellt"
"Wir gehen davon aus, dass diese Erfolgsgeschichte in den nächsten Monaten weitergeschrieben wird", sagt Florian Haas, Head of Start-ups bei dem Beratungsunternehmen. Österreich sei, auch was die Grundlagenforschung angeht, in dem Bereich gut aufgestellt.
Es gebe eine Reihe von Start-ups, die sich auf den Einsatz von KI in unterschiedlichen Zusammenhängen fokussieren, sagt der Experte. 63 Mio. Euro gingen etwa im Juni an das Wiener Start-up Prewave, das Lieferketten mithilfe der Technologie analysiert.
Breites Palette an Unternehmen
Danebe gebe es auch viele kleinere KI-Start-ups, die vielversprechend seien, so Haas. Etwa Mytalents.ai, das bei der Vermittlung von Grundkompetenzen für Künstliche Intelligenz spannende Lösungen habe. Oder Contextflow, das Röntgenbilder mit Künstlicher Intelligenz auswertet. Es gebe eine breite Palette an Unternehmen in dem Bereich, sagt Haas.
Prinzipiell sei auch die Förderlandschaft in Österreich in punkto KI gut ausgeprägt. Sowohl bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG als auch bei der Förderbank AWS gebe es entsprechende Schwerpunkte.
Wenn viel Potenzial da sei, müsse man aber viel investieren, meint Haas. Insgesamt brauche es mehr Geld. Auch weil die Geschwindigkeit, in der man von der Forschung zur Marktanwendung komme, bei der Technologie wesentlich höher sei.
Einbruch nach Boom-Jahren
Der Rückgang der Start-up-Investitionen insgesamt müsse aus einer größeren Perspektive gesehen werden, meint Haas. Nach den Boomjahren 2021 und 2022 habe es weltweit Rückgänge bei Investitionen gegeben. Weil sich das wirtschaftliche Umfeld eingetrübt habe und auch, weil Fonds bei Neuinvestitionen zurückhaltend waren und stattdessen ihr bestehendes Portfolio abgesichert haben.
Rückgänge verzeichnete EY auch bei ausländischen Investitionen. Nur mehr 11 Prozent der Gesamtfinanzierungssumme oder 34 Mio. Euro kamen von Investoren, die ausschließlich mit internationalen Geldgebern besetzt sind. 2023 ware es noch 38 Prozent.
Im ersten Halbjahr sind auch die traditionell starken Frühphasenfinanzierungen in heimische Start-ups deutlich zurückgegangen. Ob es ein Einmaleffekt war oder ob es sich um ein strukturelles Thema handle, müsse analysiert werden, sagt Haas.
Notwendig seien mehr Investitionsanreize für private und institutionelle Investoren, meint der Experte. Auch um heimische Start-ups beim Wachstum zu unterstützen. "Da gehen derzeit die Geldgeber aus und kaum ein Deal landet über der Ziellinie." Ein Dachfonds, der Investmentkapital österreichischer institutioneller Investoren bündelt, wäre ein vernünftiger Weg, mehr Möglichkeiten zu schaffen, sagt Haas.
Besserung in Sicht
Mit einer Verbesserung bei den Start-up-Finanzierungen rechnet der Experte Anfang nächsten Jahres. "Wir sehen in allen Untersuchungen, dass der Ausblick der Investoren deutlich positiver wird", sagt Haas.
In Österreich sei das Ökosystem in den vergangenen Jahren deutlich professioneller geworden, sagt der Experte. Das werde in den nächsten Jahren stärker Früchte tragen.
Es gebe eine tolle Hochschullandschaft. Die meisten Start-ups hätten ihre Hausaufgaben gemacht und könnten auch Einbruchphasen verkraften. Haas:"Es sind keine Luftschlösser. Das hat Substanz."
Kommentare