Investitionen in Energiewende doppelt so hoch wie in fossile Energieträger

Investitionen in Energiewende doppelt so hoch wie in fossile Energieträger
China gibt dafür fast so viel Geld aus wie Europa und die USA zusammen. Ein Problem sieht die Internationale Energieagentur in Entwicklungsländern.

Weltweit werden heuer etwa 2.760 Milliarden Euro (drei Billionen Dollar) in den Bereich Energie investiert, schätzt die Internationale Energieagentur (IEA) in einem aktuellen Report. Ein Drittel davon geht in fossile Energieträger, zwei Drittel in Technologien für die Energiewende.

"Investitionen in saubere Energie stellen selbst unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen neue Rekorde auf und unterstreichen die Dynamik hinter der neuen globalen Energiewirtschaft. Für jeden Dollar, der heute in fossile Brennstoffe fließt, werden fast zwei Dollar in saubere Energie investiert", resümiert IEA-Chef Fatih Birol.

Was "sauber" ist, ist allerdings wie so oft Auslegungssache. Denn in Einklang mit internationalen Regelungen wie etwa der EU-Taxonomieverordnung zählen zu den Technologien der Energiewende nicht nur klassische Erneuerbare wie Windkraft und Photovoltaik. Die IEA rechnet unter anderem Kernkraft, den gesamte Akku-Bereich, der wegweisend zur Dekarbonisierung des Verkehrs beitragen soll, sowie Wärmepumpen und Investitionen in die Stromnetze ein.

Am meisten Geld fließt heuer in den PV-Ausbau, weltweit etwa 470 Mrd. Euro. Zum Vergleich: In den Ausbau der Windkraft werden heuer weltweit etwa 184 Mrd. Euro investiert, in die Kernkraft etwa 74 Mrd. Euro. Aber auch die Förderung von Öl und Gas wird noch ausgebaut, hauptsächlich von Staatskonzernen in Asien und dem Nahen Osten. Mit 524 Mrd. Euro fließen heuer um sieben Prozent mehr Geld in den Sektor als 2023, dazu kommen noch Investitionen in Raffinerien.

FILE PHOTO: The IEA chief Fatih Birol attends an interview with Reuters in Paris

IEA-Chef Fatih Birol

Der Beitrag, den die großen Öl- und Gasfirmen zur Energiewende leisten, ist allen Bekenntnissen zum Trotz, bislang überschaubar. Nur vier Prozent ihrer Investitionen fallen darunter, selbst unter der vergleichsweise großzügigen Definition der IEA.

Ein Drittel der Investitionen kommt aus China

Bei der geografischen Verteilung zeigt sich eine eindeutige Gewichtung: Am meisten Geld mit umgerechnet 620 Mrd. Euro wird in China investiert. Das Land gilt inzwischen als führend in Technologien wie PV und E-Mobilität sowie als dominant bei wichtigen Rohstoffen der Energiewende.

Deutlich niedriger sind die Investitionen in Europa (340 Mrd. Euro) und den USA (290 Mrd. Euro). Auf den Rest der Welt außerhalb dieser drei großen Wirtschaftsräume entfällt damit weniger als ein Drittel der gesamten Investitionen in die Energiewende. In den weniger wohlhabenden Regionen wird der Energiebedarf voraussichtlich aber noch stark ansteigen, mahnt die IEA.

Die Internationale Energieagentur (IEA) ist eine Kooperationsplattform der Industriestaaten zu Energiefragen. Sie wurde im Jahr 1974 als Reaktion auf die Ölkrise ins Leben gerufen, Österreich gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Neben den inzwischen 31 Mitgliedern, haben elf weitere Volkswirtschaften, darunter China und Indien, den Status eines assoziierten Landes. Der Sitz der IEA ist in Paris, Exekutivdirektor ist seit 2015 der türkische Wirtschaftswissenschaftler Fatih Birol.

"Es muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die Investitionen dort ankommen, wo sie am meisten benötigt werden, insbesondere in den Entwicklungsländern, wo es am Zugang zu erschwinglicher, nachhaltiger und sicherer Energie heute stark mangelt", sagte dazu Birol. Ein Hemmnis dabei sind die vergleichsweise höheren Finanzierungskosten in diesen Ländern.

Das führt dazu, dass heuer nach Schätzung der IEA nur 15 Prozent der weltweiten Investitionen in die Energiewende auf Länder entfallen, in denen zwei Drittel der Weltbevölkerung leben. Hier müsse die internationale Gemeinschaft reagieren, mahnt Birol. Damit die Ausbauziele der UN-Weltklimakonferenz in Dubai erreicht werden, müssen die weltweiten Investitionen laut Prognose der IEA jedenfalls noch weiter ansteigen.

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