Millionenpleite der Österreich-Tochter einer bekannten Modekette

Millionenpleite der Österreich-Tochter einer bekannten Modekette
Als Ursachen für die Insolvenz werden die Covid-19-Pandemie und der Ausbruch des Ukraine-Konflikts genannt.

"Die Antragstellerin hat hinsichtlich aller eigenen Filialen zur Sicherung von gut frequentierten Flächen langfristige Mietverträge abgeschlossen. Mietkonditionen beruhten hierbei auf historischen Umsätzen und der Erwartungshaltung das auch zukünftig zumindest stabile Umsätze generiert werden können", heißt es im Insolvenzantrag. "Diese haben sich teilweise als weit weniger rentabel als erwartet herausgestellt. Verschärft wurde die Situation noch von der Covid-19-Pandemie. Die COVID-19-Krise hat im Einzelhandel bekanntlich zu mehrmaligen, Monate andauernden Geschäftsschließungen und wegen Betretungsbeschränkungen zu stark reduzierten Frequenzen – insbesondere in den Einkaufcentern –geführt."

Und weiters schreibt das Unternemen an das Gericht: "Die Lage in der Textilbranche verblieb jedoch auch nach Ende der COVID-19 bedingten Maßnahmen angespannt. Der erhoffte Aufschwung und Nachholbedarf aufseiten der Konsumenten blieben durch den unerwarteten Ausbruch des Ukraine Kriegs und den folgenden Teuerungen bei Konsumgütern nicht zustande."

Und: "Die Kauflaune und -kraft ging nochmals spürbar zurück. Weiterer Frequenzschwund in den Einkaufsläden und -centern war die Folge. Zusätzlich wurden durch die rasant anwachsende Inflation ab Beginn des Ukraine Krieges auch die Mieten nochmals durch die vereinbarte Indexierung auf ein kaum tragbares Niveau erhöht. Verhandlungen mit den Vermietern blieben bisher erfolglos."

Die Rede ist Modeunternehmen Tally Weijl Austria GmbH mit Sitz in Graz. Das Unternehmen ist insolvent. Heute, Donnerstag, wurde am Landesgericht für Zivilrechtssachen (LGZ) Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände Creditreform, AKV und KSV1870 dem KURIER.

Von der Insolvenz sind 53 Mitarbeiter und 356 Gläubiger betroffen, eine Fortführung des Unternehmens wird angestrebt.

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Schulden und Vermögen

Auch wirtschaftlich sei eine Fortführung der Geschäfte - unter Anwendung der identifizierten Restrukturierungsmaßnahmen - umsetzbar. Die Passiva ( zu Liquidationswerten) betragen 5,022 Millionen Euro, davon entfallen 2,5 Millionen Euro auf Schadenersatzansprüche wegen vorzeitiger Vertragsauflösung von Bestandsverträgen, eine Million Euro entfällt auf verbundene Unternehmen, 275.000 Euro auf Finanzamt und ÖGK, 657.000 Euro auf offene Mieten, 153.000 Euro auf Lieferantenverbindlichkeiten und 270.000 Euro Ansprüche der Dienstnehmer (Beendigungsansprüche, offene Urlaube, Überstunden).

Die Aktiva werden mit 1,083 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 353.000 Euro auf Kassa- und Bankguthaben, 250.000 Euro auf die Finanz (Vorsteuer), 270.000 Euro auf Waren unter Eigentumsvorbehalt, 72.000 Euro auf die Geschäftsausstattung sowie 71.000 Euro auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.

Im Geschäftsjahr 2020 hat das Modeunternehmen 10,92 Millionen Euro umgesetzt und einen Bilanzverlust in Höhe von 450.000 Euro geschrieben, 2021 betrug der Umsatz 8,51 Millionen Euro und der Bilanzverlust fast 659.000 Euro.

"Angestrebt wird letztlich ein Sanierungsplan, wobei derzeit den Gläubigern eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten wird, so AKV und KSV1870. "Das Erfordernis für den Sanierungsplan soll aus der Masse und aus laufenden Umsätzen aufgebracht werden."

Derzeit neun Filialen in Österreich

Das Unternehmen betreibt derzeit neun Filialen in Wien, Graz, Klagenfurt und Pasching sowie einen Online-Shop. Weiters gibt es elf Franchise-Partner, die ebenfalls Geschäfte in Österreich betreiben, so der AKV.

Mutter von der Insolvenz nicht betroffen

Die Tally Weijl Austria GmbH gehört laut Firmencompass zu 100 Prozent der Tally Weijl Europe AG. Gegründet wurde das Unternehmen in den 1980-er Jahren von Tally Elfassi-Weijl und ihrem Geschäftspartner Beat Grüring.

Heute hat Tally Weijl Europe AG laut eigenen Angaben "mehr als 800 Stores weltweit, 14 Online-Shops und 3.000 Mitarbeitern. "Das Unternehmen ist noch immer in Familienbesitz und hat seinen Sitz in Basel, Schweiz", heißt es auf der Homepage.

Eigene Filialen werden laut KSV1870 geführt:

  • 1100 Wien, Favoritenstraße 87
  • 1220 Wien, Wagramer Straße 94 (Donauzentrum)/Top 5
  • 2201 Gerasdorf, G3 Platz 1, Top E120
  • 2334 Vösendorf, Vösendorfer Allee 171
  • 2700 Wiener Neustadt, Zehnergürtel 12-24/Top 035
  • 4061 Pasching, Pluskaufstraße 7
  • 8020 Graz, Lazarettgürtel 55 (Citypark)
  • 8055 Seiersberg, Seiersberg 1/9 (Shopping City)
  • 9020 Klagenfurt, Flatschacher Straße 64 (Südpark)

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