Impfpflicht im Job: „Natürlich gibt es Kündigungen“
Für Reiwag-Chef Viktor Wagner ist die Sache klar: „Wir nehmen seit fünf Wochen nur noch Geimpfte auf. Die erste Frage beim Bewerbungsgespräch ist immer die nach dem Impfstatus“. Der Wiener Reinigungsdienstleister (1.800 Mitarbeiter in fünf Ländern) hat sein Personal auch in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Einsatz und will im Falle von Covid-Ausbrüchen keine Haftungsrisiko eingehen.
Überzeugungsarbeit leisten
Bei vielen Einsatzorten müssten zusätzlich zur Impfung PCR-Tests gemacht werden. „Wir appellieren bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Vernunft und versuchen Überzeugungsarbeit zu leisten“, so Wagner. Abgänge kämen aber vereinzelt vor. Die generelle Impfpflicht begrüßt er, auch „wenn wir uns dann von dem einen oder anderen werden trennen müssen“. Diese offene, klare Haltung ist von Firmenchefs dieser Tage nicht oft zu hören
Vorsichtiger agiert Österreichs größter Pflegeheimbetreiber Senecura (5.700 Mitarbeiter): „Da derzeit keine Impfpflicht besteht, stellen wir auch neue Mitarbeiter ein, die noch nicht geimpft sind“, sagt Vorstandschef Anton Kellner, der sich vor einem Jahr noch gegen eine generelle Impfpflicht ausgesprochen hat und stattdessen auf Aufklärung setzen wollte. Diese Beratungen würden nun intensiviert. Man sei sich aber der Verantwortung als Gesundheitsdienstleister bewusst und werde deshalb die Vorgaben unterstützen, sagt Kellner.
Im Ausland angeworbene Arbeitskräfte müssten schon jetzt geimpft sein. Die Personalrekrutierung dürfte aber schwieriger werden: „Menschen etwas aufzuzwingen, führt in der Regel nicht unbedingt zur besseren Annahme eines Angebots“. Personalabgänge wegen der 3-G-Regel gebe es bei Senecura derzeit nicht.
"Jeder Abgang einer zuviel"
Personalsorgen plagen auch einen anderen großen Pflegedienstleister, der nicht genannt werden möchte. „Natürlich gibt es bei uns Kündigungen“, bestätigt der Sprecher und verweist auf die Covid-bedingt schon jetzt sehr angespannte Personaldecke: „Jeder einzelne Abgang ist einer zuviel“, fügt er hinzu. Dazu kommt, dass die Impfgegnerpartei MFG versucht, Pflegepersonal für einen Streik gegen die Impfpflicht zu mobilisieren.
Ausländer-Schranke
Im Tourismus, aber auch bei den Personaldienstleistern zeigt man sich wiederum besorgt, dass die Impfpflicht ausländische Fachkräfte abhalten könnte. „Die Frage wird sein, inwieweit die Impfpflicht auf EU-Bürger laut EU-Recht anwendbar sein wird und ob sie als Zugangskriterium zum österreichischen Arbeitsmarkt verpflichtend notwendig sein wird“, gibt Trenkwalder-Chef Arno Wohlfahrter zu Bedenken.
Er plädierte zuletzt für eine Lockerung der Zugangshürden für Beschäftigte aus Nicht-EU-Ländern. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt würden ganz von der gesetzlichen Ausgestaltung der Impfpflicht abhängen, meint er. Sprich: Es könnte auch Ausnahmeregelungen für bestimmte Gruppen wie Saisonniers oder Zeitarbeitskräfte geben.
Wie viele Kündigungen es durch die im November verschärften Covid-Regeln im Job bereits gegeben hat, lässt sich nicht seriös abschätzen. Fest steht, dass bei der geplanten generellen Impfpflicht die Job-Alternativen im Inland schwinden.
200 Jobinserate mit Impfhinweis
Was auffällt: Viele Firmen schreiben in ihre Stelleninserate bereits dezidiert die Impfung als Aufnahmevoraussetzung hinein. Beim Jobportal karriere.at gibt es aktuell 200 Inserate mit zumindest einen Hinweis auf die Impfpflicht. Die meisten davon betreffen Jobs im Gesundheits- und Pflegebereich, aber nicht nur. So sucht etwa die Caritas einen Application Manager für das IT-Team mit dem Hinweis: "Die für den Arbeitsplatz erforderliche Impfung (Covid-19) ist Voraussetzung oder muss nachgeholt werden".
Auch von Forstarbeiter/innen, Büromitarbeiter/innen und Reinigungskräften wird - so noch nicht vorhanden - die Bereitschaft zur Covid-19-(Auffrischungs)impfung erwartet. Spätestens bei Dienstantritt.
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