Vorsichtiger agiert Österreichs größter Pflegeheimbetreiber Senecura (5.700 Mitarbeiter): „Da derzeit keine Impfpflicht besteht, stellen wir auch neue Mitarbeiter ein, die noch nicht geimpft sind“, sagt Vorstandschef Anton Kellner, der sich vor einem Jahr noch gegen eine generelle Impfpflicht ausgesprochen hat und stattdessen auf Aufklärung setzen wollte. Diese Beratungen würden nun intensiviert. Man sei sich aber der Verantwortung als Gesundheitsdienstleister bewusst und werde deshalb die Vorgaben unterstützen, sagt Kellner.
Im Ausland angeworbene Arbeitskräfte müssten schon jetzt geimpft sein. Die Personalrekrutierung dürfte aber schwieriger werden: „Menschen etwas aufzuzwingen, führt in der Regel nicht unbedingt zur besseren Annahme eines Angebots“. Personalabgänge wegen der 3-G-Regel gebe es bei Senecura derzeit nicht.
"Jeder Abgang einer zuviel"
Personalsorgen plagen auch einen anderen großen Pflegedienstleister, der nicht genannt werden möchte. „Natürlich gibt es bei uns Kündigungen“, bestätigt der Sprecher und verweist auf die Covid-bedingt schon jetzt sehr angespannte Personaldecke: „Jeder einzelne Abgang ist einer zuviel“, fügt er hinzu. Dazu kommt, dass die Impfgegnerpartei MFG versucht, Pflegepersonal für einen Streik gegen die Impfpflicht zu mobilisieren.
Im Tourismus, aber auch bei den Personaldienstleistern zeigt man sich wiederum besorgt, dass die Impfpflicht ausländische Fachkräfte abhalten könnte. „Die Frage wird sein, inwieweit die Impfpflicht auf EU-Bürger laut EU-Recht anwendbar sein wird und ob sie als Zugangskriterium zum österreichischen Arbeitsmarkt verpflichtend notwendig sein wird“, gibt Trenkwalder-Chef Arno Wohlfahrter zu Bedenken.
Er plädierte zuletzt für eine Lockerung der Zugangshürden für Beschäftigte aus Nicht-EU-Ländern. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt würden ganz von der gesetzlichen Ausgestaltung der Impfpflicht abhängen, meint er. Sprich: Es könnte auch Ausnahmeregelungen für bestimmte Gruppen wie Saisonniers oder Zeitarbeitskräfte geben.
Wie viele Kündigungen es durch die im November verschärften Covid-Regeln im Job bereits gegeben hat, lässt sich nicht seriös abschätzen. Fest steht, dass bei der geplanten generellen Impfpflicht die Job-Alternativen im Inland schwinden.
200 Jobinserate mit Impfhinweis
Was auffällt: Viele Firmen schreiben in ihre Stelleninserate bereits dezidiert die Impfung als Aufnahmevoraussetzung hinein. Beim Jobportal karriere.at gibt es aktuell 200 Inserate mit zumindest einen Hinweis auf die Impfpflicht. Die meisten davon betreffen Jobs im Gesundheits- und Pflegebereich, aber nicht nur. So sucht etwa die Caritas einen Application Manager für das IT-Team mit dem Hinweis: "Die für den Arbeitsplatz erforderliche Impfung (Covid-19) ist Voraussetzung oder muss nachgeholt werden".
Auch von Forstarbeiter/innen, Büromitarbeiter/innen und Reinigungskräften wird - so noch nicht vorhanden - die Bereitschaft zur Covid-19-(Auffrischungs)impfung erwartet. Spätestens bei Dienstantritt.
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