Aus für Gas: Wann Erdwärme als Alternative funktioniert

Aus für Gas: Wann Erdwärme als Alternative funktioniert
Hausbesitzer überlegen derzeit, auf welches Heizsystem sie ausweichen können. Erdwärme ist neben Pellets bevorzugte Wahl. Was beim Umstieg zu beachten ist.

Erdgas ist so teuer wie noch nie. Der österreichische Gaspreisindex hat sich binnen eines Jahres fast verfünffacht. Betroffen von stark gestiegenen Heizkosten sind die Hälfte der privaten Haushalte in Wien, in ganz Österreich etwa ein Viertel. Um unabhängig von Preissteigerungen zu sein, schauen sich viele Hausbesitzer nach Heiz-Alternativen um. Vor allem Wärmepumpen sind beliebt.

Drei Varianten

Es gibt drei Varianten: Man kann die Wärme der Luft, der Erde und des Grundwassers nutzen. Für die Erdwärme werden Sonden in einem Bohrloch verlegt, der Vorteil: Diese brauchen wenig Platz und die Eingriffe in den Garten sind gering. Flache Systeme wie Horizontalkollektoren und Ringgräben funktionieren ganz ähnlich, nur dass sie deutlich mehr Platz brauchen. Dort, wo sie verlegt werden, kann man auch keine Bäume mehr pflanzen. „Eine Wiese jedoch schon“, sagt Gregor Götzl vom Verein Geothermie Österreich. Auch Ballspielen auf dieser Wiese sei kein Problem.

Der Grundwasser-Wärmetauscher nutzt die Energie des Grundwassers, das eine konstante Temperatur von bis 8 bis 12 Grad hat, dazu werden Förderbrunnen errichtet oder auf bestehende Brunnen zurückgegriffen. Die Errichtung ist nur dort möglich, wo ausreichend Grundwasser vorhanden ist.

Fußbodenheizung statt Radiatoren

Am einfachsten ist die Errichtung von Wärmepumpen freilich im Neubau, doch auch im Bestand kann unter Umständen nachgerüstet werden. „Man muss beachten, dass Wärmepumpen Niedrigtemperaturen benötigen“, sagt Götzl. Daher ist eine Fußbodenheizung, Wand- oder Deckenheizung von Vorteil, wobei eine Wandheizung auch nachträglich eingebaut werden kann. Auch großflächige Radiatoren funktionieren. Die Vorteile des Heizsystems: Die Wärmepumpe braucht keinen Kamin, es findet keine Verbrennung statt, daher braucht man auch keinen Rauchfangkehrer mehr. Außerdem kann das System nicht nur zum Heizen, sondern auch zum Kühlen im Sommer verwendet werden.

So funktioniert die Wärmepumpe

Aus für Gas: Wann Erdwärme als Alternative funktioniert

So funktionieren sie: Der Luft, dem Wasser oder dem Erdreich   wird Wärme entzogen und mithilfe eines Kältekreislaufs auf ein höheres Niveau gebracht. Das  Gemisch aus Kältemittel  (Frostschutz)  und Wasser, auch Sole genannt, entzieht der Umgebung Wärme und verdampft.  Der Dampf wird im Kompressor verdichtet. Über Wärmetauscher wird die Wärme an das Heizsystem abgegeben. Dadurch wird das Kältemittel wieder flüssig, der Kreislauf beginnt von vorne. Wärmepumpen funktionieren also wie ein umgekehrter Kühlschrank.   Der Stromverbrauch hängt davon ab, wie groß die Differenz zwischen Wärmeaufnahme und Wärmeabgabe ist.

In die Tiefe gebohrt

Für die Erdwärme wird in die Tiefe gebohrt, wo das Erdreich 10 bis 15 Grad hat.  Die erforderliche Bohrtiefe beträgt 20  bis 25 Meter  je kW Heizleistung. Bei hoher Heizleistung müssen mehrere  Bohrungen ausgeführt werden mit einem Mindestabstand von rund zehn  Metern.  Für Erdkollektoranlagen wird 80 bis 150 Meter in die Tiefe gebohrt.  Während Wärmepumpen, die der Luft Wärme entziehen, bewilligungsfrei sind, ist  für Tiefsonden-Anlagen an manchen Standorten eine Bewilligung der Wasserrechtsbehörde erforderlich, vor allem  in wasserrechtlich geschützten Gebieten.

Grundwasser-Wärmetauscher

Grundwasser-Wärmetauscher profitieren von der ganzjährig gleichbleibenden Temperatur  in der Tiefe von 5 bis 15 Metern. Es werden, falls nicht schon vorhanden,  zwei Brunnen gebohrt.   Die Funktionsweise ist ähnlich wie bei der Sole-Wärmepumpe.  Allerdings funktionieren sie  nur dann, wenn Grundwasser   vorhanden ist, eine Probebohrung schafft Klarheit. Auch hier  bedarf es meist einer Bewilligung. 


Generalanbieter fehlt

Die günstigste Variante ist die Luftwärmepumpe. „Für den Umstieg braucht man nur einen Dienstleister, den Installateur“, sagt Gregor Götzl.  Für die Erd- und Wasser-Wärmepumpe braucht man zusätzlich eine Baufirma, die in die Tiefe bohrt. „Einen Generalanbieter, der all das abdeckt, gibt es derzeit noch nicht“, sagt der Experte vom Verein Geothermie Österreich. Es fehle an Professionisten.

Was die Anlage kosten


Erdwärmepumpen und Wasser-Wärmepumpen sind  kostspieliger als die Luft-Wärmepumpe. Besitzer von Einfamilienhäusern müssen bei Erdwärme-Anlagen  mit rund 5.000 Euro für die Wärmepumpe rechnen und rund 7.000 Euro für die Bohrung.  Hinzu kommen die Kosten für die Verteilung der Wärme sowie Adaptierung der Heizkörper (Stichwort  Fußbodenheizung). Die Sole- und die Wasser-Wärmepumpe ist  eine längerfristige Investition, von der  die nächste Generation profitieren kann.  Götzl: „Die Hersteller gewähren Garantien von 40 bis 60 Jahren.“ 
 

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