Berger ist der Ansicht, dass man hier auf erneuerbare Energieträger setzen sollte, statt die Menschen zum Kauf neuer Systeme zu zwingen. „Auch für Erdgas gibt es eine klimaneutrale Alternative: Grünes Gas“, erklärt Berger. Darunter fällt zum einen aufbereitetes Biogas, das aus Pflanzen, aber auch aus tierischen Ausscheidungen und Bio-Abfall gewonnen wird. Zum anderen gehört dazu auch Wasserstoff. Dieser wird mithilfe von Strom, möglichst aus erneuerbaren Quellen, aus Wasser abgespalten und kann danach wieder in elektrische Energie umgewandelt werden.
Grünes Gas und Grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff wird derzeit freilich nur in Testanlagen produziert. Von Mengen, wie sie die Industrie benötigen würde, ist die Produktion noch weit entfernt. Und auch die Biogasproduktion ist in Österreich vorerst überschaubar. Laut österreichischem Kompost & Biogas Verband, der alle Biogasanlagenbetreiber vertritt, sind derzeit etwa 300 Biogasanlagen in Betrieb. Die meisten befinden sich in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark. Auch zahlreiche Energieversorger bieten bereits Grünes Gas und/oder Öko-Strom an. Laut Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbandes Gas Wärme sind das zum Beispiel: „EVN, Wien Energie, Energie Steiermark, Energie AG Oberösterreich, easy green energy, LINZ GAS Vertrieb oder auch die oekostrom AG.“
Geräte weiterverwenden
Für Konsumenten stellt der Wechsel zum klimafreundlichen Gas laut Mock kein Problem dar: „Bei der Umstellung von Erdgas auf Grünes Gas gibt es keine technischen Probleme beim Kunden. Alle Geräte (Therme und auch Gasherd) können wie bisher weiterverwendet werden.“
Im städtischen Bereich Grünes Gas
Im städtischen Bereich, vor allem in mehrgeschossgen Wohnbauten, wird man also um das Heizen mit Gas nicht ganz umhinkommen. Ob sich das Grüne Gas allerdings wirklich durchsetzen wird, ist noch nicht absehbar. „Hier bräuchten die Gaskunden eine Förderung der Produktion und Einspeisung von Grünem Gas in das Gasnetz“, appelliert Mock an die Politik.
Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern am Stadtrand oder Land sei man flexibler, erklärt Elisabeth Berger: „Hier kann man zum Beispiel mit CO2-neutralen Brennstoffen wie Pellets oder Holz heizen – um die Feinstaubemission zu reduzieren, jedoch nur in speziellen, hochqualitativen, automatischen Holzheizungen“. Eine gute Alternative im ländlichen Bereich stelle auch die Wärmepumpe dar. Sie macht allerdings nur dann Sinn, wenn die Häuser mit modernster Dämmung gebaut und gut isoliert sind.
Fernwärme hat seine Tücken
Bei Neubau-Wohnungen schließlich kommt inzwischen meist Fernwärme zum Einsatz. 1,2 Millionen Haushalte haben weder Heizung noch Therme, sondern sind direkt über gedämmte Rohrleitungen an Kraftwerke angeschlossen. Von dort fließen Warmwasser und Heizwärme durch die Rohre in die Haushalte und der abgekühlte Rücklauf wieder zurück ins Kraftwerk, wo er erneut gewärmt wird. Dieses Kreislaufsystem ist sicher und effizient, hat aber auch Nachteile: „Man ist immer abhängig vom Anbieter. Denn bei der Fernwärme sind das nur die Wien Energie und die Energie Steiermark. Man kann also weder den Anbieter wechseln noch die Energieform“, erklärt Berger.
Fernwärme in Österreich
Trotzdem sei die Fernwärme bereits auf einem guten Weg: „Die gesamte Fernwärme in Österreich ist derzeit zu etwa 50% erneuerbar. Der fossile Anteil der Fernwärme stammt vor allem aus der Nutzung von Abwärme. Das ist in Summe ein Spitzenwert in Europa.“, ist Michael Mock vom Fachverband überzeugt.
Alternative Wärmepumpe
Wärmepumpen beziehen rund drei Viertel ihrer Energie aus Luft, Wasser oder der Erde. Diese Umgebungswärme geben sie an das Haus ab. Das geschieht durch ein Kältemittel, das deutlich kälter ist als dieaufgenommene Außenluft. Diese erwärmt dann das Kältemittel undbringt es zum Verdampfen. Wie bei einem Dampfkochtopf wird der Dampf verdichtet. Dadurch entsteht die zum Heizen nötige Wärme-Energie.
Wärmepumpen in unterschiedlichen Anlagen
Wärmepumpen lassen sich in unterschiedliche Anlagen-Typen einteilen. Funktion, Energie-Effizienz und auch die Installation sind sehr
unterschiedlich. Darauf sollte man im Vorfeld bei der Planung achten. Elisabeth Berger von der Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten klärt auf: „Das am heimischen Markt beherrschende System ist derzeit die Luft-Wärmepumpe. Die ist nicht nur preislich am günstigsten, sondern auch super, wenn es draußen ein paar Grad Plus hat.
Wärme aus dem Grundwasser
Denn sie entzieht der Außen- oder Raumluft Wärme.“ Bei der Wasser-Wärmepumpe wird die Wärme aus dem Grundwasser erzeugt. Die Grundwassertemperatur liegt in Österreich zwischen acht und zwölf Grad Celsius. Damit startet die Wasser-Wärmepumpe mit einem höheren Temperaturniveau als andere Wärmepumpen. „Dafür ist jedoch im Vorfeld eine Tiefbohrung nötig“ , erklärt Berger.
Alternative Hybridheizung
Hybridgeräte sind am heimischen Markt derzeit noch ein Nischenprodukt. Doch im Kontext der Energiewende gewinnen diese Systeme immer mehr an Bedeutung. Sie ermöglichen es, erneuerbare Energie-Anlagen im Bestand sinnvoll einzusetzen. Bei den Hybridheizungen kommen zwei unabhängige Wärmeerzeuger zum Einsatz. Ein typisches Beispiel dafür: „Eine Gasheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe“, erklärt Berger, Geschäftsführerin der VKÖ. Die Gasheizung kommt dann tatsächlich nur zum Einsatz, „wenn es in den kalten Monaten unter 0 Grad beträgt“.
Energiemix toller Vorteil
Der Vorteil des Systems: „Der Energiemix bietet die Freiheit, den jeweils günstigeren Energieträger zu nutzen. Ganz nach der jeweiligen Situation auf dem Energiemarkt kann man die Regelung so einstellen, dass immer die effizienteste Betriebsweise ausgewählt wird“, so die Expertin. Aber:„Hybridgeräte werden in Österreich nicht gefördert.“ Ein solches Gerät kostet derzeit um die 20.000 Euro. Berger ist überzeugt: „ Nicht die Konzentration auf ein einziges System ist notwendig, sondern die Entscheidung für eine Technologie- und Energievielfalt. In diesem Sinn ist das Schlagwort Hybrid nicht nur in der Mobilität, sondern auch im Wärmebereich eine tolle Lösung.
Alternative Holzpellets
Holzpellets sind stäbchenförmig und werden vollständig oder überwiegend aus Holz oder Holzabfällen hergestellt. Pellets sind günstiger als fossile Brennstoffe wie Heizöl oder Erdgas und die Preisentwicklung ist somit unabhängig von den Energieanbieterpreisen. Ein wesentlicher Vorteil für die Umwelt ist die - neutrale Eigenschaft von Holz bei der Verbrennung. Es wird nur so viel freigesetzt, wie der Baum während seines Wachstums aufgenommen hat.
Nachwachsender Rohstoff
Jedoch darf man nicht vergessen, dass: „Bei der Verbrennung von Pellets Feinstaub abgegeben wird“, erklärt Berger. Außerdem ist Holz ein langsam nachwachsender Rohstoff, sollte der Trend also weiterhin verstärkt in Richtung Pellets gehen, könnte es langfristig zu Versorgungsengpässen kommen. Derzeit bieten die Holzpellets aber eine hohe Versorgungssicherheit, da das Holzvorkommen in Österreich hoch – und ein laufend nachwachsender Rohstoff ist.
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