Hohe Energiepreise drücken Gewinn bei EVN

Hohe Energiepreise drücken Gewinn bei EVN
Der Umsatz stieg um knapp 70 Prozent - das Konzernergebnis sank dabei jedoch um mehr als ein Drittel.

Beim börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN zeichnen sich die Verwerfungen auf den Energiemärkten im vergangenen Jahr deutlich im Geschäftsbericht ab. Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2021/22 um 69,6 Prozent auf rund 4,06 Mrd. Euro zu, der Gewinn sank unterdessen um 35,6 Prozent auf 209,6 Mio. Euro. In Südosteuropa brachten etwa gestiegene Strompreise deutliche Zuwächse, gleichzeitig verteuerte sich der Fremdstrombezug stark, teilte das Unternehmen mit.

"In unserer 100-Jährigen Geschichte" habe die EVN noch nicht "so eine außerordentliche Situation" erlebt, so Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz. Das differenzierte Geschäftsmodell habe sich dabei aber gut bewährt.

EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz

EVN-Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz

Die wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen, allen voran der Krieg in der Ukraine und die Aufholeffekte nach der Coronapandemie, haben in den vergangenen eineinhalb Jahren zu massiven Verwerfungen auf den Energiemärkten geführt. Geringere Wasserführung der Flüsse und notwendige umfangreiche Wartungen in vielen französischen Atomkraftwerken belasteten die Stromerzeugung und verknappten das Angebot.

Die Strom- und Gaspreise unterlagen deswegen enormen Schwankungen und vervielfachten sich im Jahresvergleich. Das hat europaweit schon mehrere Energieversorger in Liquiditätskrisen gebracht - in Österreich war bisher nur die Wien Energie betroffen. EVN-Chef Szyszkowitz sprach sich auf Nachfrage von Journalisten für die Schaffung eines zusätzlichen Absicherung der Unternehmen aus. - Etwa in Form einer staatlichen Rückversicherung für die Kreditgebenden Banken. Konkrete Pläne seien ihm dazu aber keine bekannt.

Die hohen Umsatzerlöse führt die EVN neben den gestiegenen Strompreisen unter anderem auf Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme und höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel zurück. Der Übertragungsnetzbetreiber APG (Austrian Power Grid) habe zur Netzstabilisierung außerdem die Abrufe des Kraftwerks Theiß erhöht.

Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger belief sich auf rund 2,28 Mrd. Euro, nach 1,06 Mrd. Euro im Vorjahr. Hier hätten vor allem die analog zu den Umsatzerlösen massiv gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, der höhere Primärenergieaufwand für das häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß sowie die höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme durchgeschlagen. Der Anteil der erneuerbaren Energie in der Stromproduktion lag bei 67 Prozent.

Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sank um 9,8 Prozent auf 754,8 Mio. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) ging um 14,2 Prozent zurück und betrug 331,6 Mio. Euro. Das Finanzergebnis verringerte sich trotz einer höheren Dividende des Energieversorgers Verbund AG, an dem die EVN beteiligt ist, um 52,5 Prozent auf minus 30,5 Mio. Euro. Die Dividende soll sich dennoch mit 0,52 Euro je Aktie auf Vorjahresniveau bewegen. Die Nettoverschuldung erhöhte sich um 53,0 Prozent auf rund 1,25 Mrd. Euro.

Die hohen Energiepreise sind auch bei den Kunden bereits angekommen. Die Tarifangleichung vom Jänner wurde auf den September vorgezogen. Dadurch hätten sich die Energiekosten für einen durchschnittlichen Haushalt etwa verdoppelt. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen würden die Kunden aber deutlich entlasten, sagte Szyszkowitz. Nicht zuletzt wegen Fragen zur Abwicklung der Zuschüsse verzeichnet die EVN einen starken Anstieg der Kundenanfragen.

Ausblick

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen mit 564 Millionen Euro "so viel investiert wie nie zuvor", so Szyszkowitz. Der Großteil davon, nämlich 85 Prozent der Summe, in Projekte, die im Sinne der Taxonomie-Verordnung der EU als ökologisch nachhaltig gelten. Das Niveau der Investitionen von 500 Millionen Euro soll in den nächsten Jahren gehalten werden. Der Smartmeter-Rollout ist im Netzgebiet der EVN weitestgehend abgeschlossen.

Hohe Energiepreise drücken Gewinn bei EVN

In Grafenwörth (Bezirk Tulln) errichtet EVN zusammen mit Ecowind eine schwimmende PV-Anlage

Für das Geschäftsjahr 2022/23 rechnet der Energieversorger, unter Annahme stabiler Rahmenbedingungen, mit einem Konzernergebnis in der Höhe des Vorjahres, und damit in einer Bandbreite von etwa 190 Mio. bis 250 Mio. Euro. Auch bei der Dividende peilt das Unternehmen das Vorjahresniveau von 0,52 Euro je Aktie an, Aktionärinnen und Aktionäre sollen an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe beteiligt werden. Die Investitionen sollen trotz der der schwierigen volks- und energiewirtschaftlichen Lage weiterhin rund 500 Mio. Euro pro Jahr erreichen.

Kritik von Investoren

Der Investor Klaus Umek hat, wie jetzt bekannt wurde, deutliche Kritik an der Führung des niederösterreichischen Energieversorgers geübt. In einem Brief an den Aufsichtsrat monierte der Gründer des Hedgefonds Petrus Advisers die schlechte Performance der EVN-Aktie an der Börse und bezeichnete das Unternehmen als schlecht geführt, berichtete die Tageszeitung Die Presse am Donnerstag.

An der Börse werde das Unternehmen weit unter seinem Wert gehandelt. Würde man die Beteiligung der EVN am Verbund - 12,6-Prozent mit einem Wert von 3,7 Milliarden Euro - von der aktuellen Marktkapitalisierung von 3,2 Mrd. Euro abziehen, käme man auf einen negativen Unternehmenswert von rund 500 Millionen Euro für alle Geschäftsfelder der EVN, zitiert die Zeitung das Schreiben von Umek.

Gegenüber der Presse sagte der Investor weiter: "Es ist absolut nicht zufriedenstellend, wie bei der EVN mit Geld umgegangen wird. Sowohl das Management als auch der Aufsichtsrat haben hier ein massives Problem," attackiert Umek den EVN-Konzernchef Stefan Szyszkowitz und Finanzvorstand Franz Mittermayer. "Das Unternehmen ist sehr undurchsichtig - und das ist bewusst so gemacht," so der Investor weiter, der eine Überprüfung der Strategie einfordert. So müsse das Geschäft in Bulgarien und Nordmazedonien geprüft werden. Auch die Sinnhaftigkeit des in Umeks Augen "hochriskanten Anlagenbaugeschäfts in Kuwait oder Bahrain" müsse überdacht werden.

Reaktion des Konzerns

Von Konzernseite wird dagegengehalten, dass das Unternehmen vor dem Hintergrund der massiven Umbrüche um Energiesektor ein "sehr stabiles Ergebnis" vorstellen konnte. Überdies sei man mit Petrus Investors immer wieder in positivem Kontakt gewesen, nach der Coronakrise sei dieser jedoch abgerissen. "Wir werden ihn wieder aufnehmen und einen gemeinsamen Blick nach vorne machen", heißt es in einer Stellungnahme der EVN vom Donnerstag.

Am heutigen Donnerstag legte die EVN Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2021/22 vor. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 209,6 Mio. Euro übrig, das waren um 35,6 Prozent weniger als im Geschäftsjahr davor.

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