Historischer Zinsschritt der US-Notenbank Fed

Fed signalisiert für 2019 zwei statt drei Zinserhöhungen
Die US-Notenbank hebt den Leitzins um 0,5 Punkte auf 0,75 bis 1 Prozent an. Es ist die stärkste Anhebung seit 22 Jahren.

Die US-Notenbank hat den Leitzins zum zweiten Mal seit dem Beginn der Corona-Pandemie angehoben. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beschlossen am Mittwoch einstimmig eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt auf die neue Spanne von 0,75 bis 1 Prozent. Es ist die stärkste Erhöhung seit 22 Jahren.

Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. „Das geldpolitische Vorhaben der Fed ist wahrlich historisch“, sagt Jochen Stanzl, Analyst beim Handelshaus CMC Markets. „Noch nie gab es einen derart zügigen Zinspfad, während sich gleichzeitig die Weltwirtschaft so zügig abschwächte.“

Fed-Chef Jerome Powell bei einem Pressegespräch vor drei Wochen

Fed-Chef Jerome Powell

Analysten rechnen heuer noch mit weiteren Zinsschritten. An den Terminmärkten wird zum Jahresende fest mit einem Zinsniveau von mindestens 2,75 Prozent gerechnet. Auch will die Fed ihre infolge der Corona-Anleihenkaufprogramme auf rund 9 Billionen Dollar (8,55 Billionen Euro) angeschwollene Bilanz rasch abbauen, was den Märkten weitere Liquidität entziehen würde. Zunächst soll das Portfolio um bis zu 47,5 Milliarden Dollar pro Monat schrumpfen, ab September soll das Abbau-Tempo auf bis zu 95 Milliarden Dollar gesteigert werden

Hohe Inflation

Der Druck auf die Fed ist derzeit groß, denn die Teuerungsrate  ist mit im März gemessenen 8,5 Prozent so hoch wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr, was die Kaufkraft der Verbraucher schmälert. Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits Ende April relativ klar signalisiert, dass bei der Sitzung mit einer Erhöhung von 0,5 Prozentpunkten zu rechnen  sei. Es sei angesichts der hohen Inflationsrate und robusten Konjunkturentwicklung „angemessen, ein bisschen schneller vorzugehen“, sagte Powell.

Das Ziel sei es, die Werkzeuge der Zentralbank so einzusetzen, dass sich Angebot und Nachfrage wieder anpassten und die Inflation zurückgehe. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht einer „Rezession“ entspreche. Der Balanceakt werde nicht einfach sein, sagte er. "Es wird eine große Herausforderung sein. Wir werden unser Allerbestes geben, um das zu erreichen", versprach Powell.

Balanceakt

Erhöhungen des Leitzinses verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wachstum. Für die Notenbank ist es daher ein gefährlicher Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird - ohne dabei gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die US-Wirtschaft wieder, die Arbeitslosenquote war zuletzt auf niedrige 3,6 Prozent gefallen.

Zugewinne an den Börsen

An den Börsen kamen die Neuigkeiten gut an. Neben den Aktienkursen stützten sie auch die Kurse amerikanischer Staatsanleihen, der Dollar rutschte hingegen etwas ab. Der Dow Jones Industrial notierte zum Handelsschluss mit einem satten Plus von 2,81 Prozent bei 34.061,06 Punkten. Der marktbreite S&P-500 kletterte um 2,99 Prozent auf 4.300,17 Zähler. Der Nasdaq Composite schoss um 3,19 Prozent in die Höhe auf 12.964,86 Punkte.

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