Den Effekt nennt man „kalte Progression“, eine Art schleichende Steuererhöhung, rein aufgrund der steigenden Löhne in unserem progressiven Steuersystem.
Dieser Effekt entsteht dadurch, dass zwar bei der Steuerreform die unteren Tarifstufen von 25 auf 20 und von 35 auf 32,5 Prozent gesenkt wurden, aber die Steuerstufen ansonst starr sind und eben nicht an die Inflation angepasst werden.
Wie viel die kalte Progression beim einzelnen Steuerzahler ausmacht, hat die wirtschaftsliberale Agenda Austria berechnet und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Monatlich 2.000 Euro
Schon bei einem Bruttoeinkommen von 2.000 Euro und einer für heuer erwarteten Inflation von sechs Prozent beträgt das Ausmaß der kalten Progression 300 Euro. Bleibt die Inflation konstant bei sechs Prozent, dann summiert sich der Effekt aus der schleichenden Steuererhöhung bis 2026 auf 4.413 Euro (siehe Grafik).
Bei 4.000 Euro brutto
Bei 4.000 Euro im Monat steigt der Effekt natürlich deutlich. Allein heuer macht hier die kalte Progression bereits 473 Euro aus, 2023 wären es schon fast 1.000 Euro und in Summe bis ins Jahr 2026 reden wir von 7.693 Euro, die in diesem Bereich mehr an Lohnsteuer abzuführen sind.
6.000 Euro monatlich
Je höher das Monatseinkommen ist, desto höher die Steuerlast und desto höher auch der Effekt aus der kalten Progression. Bei einem Monatsbrutto von 6.000 Euro beträgt ihr Ausmaß heuer bereits 1.022 Euro und summiert sich bis 2026 auf den stolzen Betrag von 16.932 Euro.
Berechnet hat das Agenda-Ökonom Dénes Kucsera. Er kennt auch die gesamten Mehreinnahmen des Staates aus der kalten Progression. Dazu hat er drei Szenarien gewählt und erläutert im Gespräch mit dem KURIER: „Bei einer Inflation von sechs Prozent hat der Staat heuer Mehreinnahmen von rund 1,5 Milliarden Euro. Beträgt die Inflation nächstes Jahr noch einmal vier Prozent, kommt der Finanzminister in zwei Jahren auf ein Körberlgeld von rund vier Milliarden.“
Die Forderung der Agenda Austria liegt somit auf der Hand: Die kalte Progression gehört – wie oft versprochen – abgeschafft.
Kucsera sagt: „Die kalte Progression erlaubt es den Regierenden, alle paar Jahre die „größte Steuerreform aller Zeiten“ zu beschließen – ohne dabei die Steuerbelastung wirklich zu senken. Es kann erst dann von einer wirklichen Steuerreform gesprochen werden, wenn die kalte Progression abgeschafft wurde. Erst danach würde eine Tarifreform eine nachhaltige Entlastung für die Steuerzahler bedeuten.“
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