Inflation kletterte im April laut Schnellschätzung auf 7,2 Prozent

Inflation kletterte im April laut Schnellschätzung auf 7,2 Prozent
Höchster Wert seit 41 Jahren. Inflation im Euroraum ist auf Rekordhoch.

In Österreich dürfte die Inflationsrate im April laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 7,2 Prozent weitergeklettert sein - den höchsten Wert seit Herbst 1981. Im März hatte die Rate 6,8 Prozent betragen. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich das Preisniveau um 0,3 Prozent. Haupttreiber blieben Treibstoffe und Energieprodukte, "doch geht auch von Nahrungsmitteln ein zusätzlicher preissteigender Effekt aus", sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Freitag.

 

Das letzte Mal hatte die Jahres-Teuerung in Österreich im Oktober 1981 bei 7,2 Prozent gelegen. Noch höher war sie davor im April 1981 mit 7,4 Prozent gewesen, hieß es auf Anfrage der APA. Der für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Österreich lag im April laut der Schätzung ebenfalls um 7,2 Prozent über dem Vorjahresmonat sowie um 0,6 Prozent über dem Vormonat März. Im Detail wird die Statistik Austria am 18. Mai über die Teuerung in Österreich berichten.

Stimmen aus der Politik

Die hohe Inflationsvorabschätzung von 7,2 Prozent für April in Österreich rief umgehend die Opposition auf den Plan. Die SPÖ warf der Regierung "Versagen angesichts von Rekordinflation und Rekordgewinnen der Ölkonzerne" vor. Die FPÖ sprach von einem "Tiefschlaf", in den die schwarz-grüne Regierung trotz der im Sturm vorangehenden Geldentwertung versunken sei. Aus NEOS-Sicht lässt sich die Rekordinflation nicht mit Energiekosten-Gutscheinen und Arbeitskreisen bekämpfen. Für eine Stabilisierung der Kaufkraft durch steuerliche und andere Maßnahmen plädierte der Handelsverband. Das Momentum-Institut warnte davor, dass in den neuen hohen Inflationszahlen die jüngsten Mietrichtwertanhebungen noch gar nicht enthalten seien.

Euroraum

In der Eurozone steigt die Inflation auf ein neues Rekordhoch  und bringt die auf Nullzins-Kurs steuernde EZB unter Zugzwang. Angetrieben von den hohen Energiekosten kletterte die Teuerungsrate im April auf 7,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im März hatte die Inflation bereits mit 7,4 Prozent einen Höchstwert markiert, im Februar war sie bei 5,9 Prozent gelegen.

Ob mit dem April-Wert das Ende der Fahnenstange erreicht ist, bleibt laut Ökonomen ungewiss. EZB-Vizechef Luis de Guindos hat die Verbraucher bereits auf eine weiter hohe Inflation eingestimmt und signalisiert, dass die Notenbank reagieren wird. Laut Bundesbank-Chef Joachim Nagel könnte eine erste Zinserhöhung im Juli kommen.

Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs habe sich der Teuerungsdruck verstärkt und an Breite gewonnen, erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank: "Eine Zinsanhebung im Juli ist gemessen daran Pflicht. Wir wollen hoffen, dass die Währungshüter dieser Pflicht nachkommen." An den Finanzmärkten wird für heuer bereits mit drei bis vier Zinsschritten nach oben gerechnet. Derzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 0,0 Prozent.

Handlungsdruck steigt

Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz ist aktuell bei minus 0,5 Prozent. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinserhöhungen ernst machen, könnte der Einlagesatz heuer erstmals seit 2014 wieder den positiven Bereich erreichen. Die Ära der Strafzinsen wäre damit passé.

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sieht die EZB gefordert: Falls sie zu lange Teuerungsraten über ihrem Zwei-Prozent-Ziel toleriere, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Lohn-Preis-Spirale komme. "Die Inflation in solch einer Situation erneut zu bändigen, wäre dann ein viel schwierigeres und kostspieligeres Unterfangen", warnte die Ökonomin.

Der Handlungsdruck auf die Währungshüter Handlungsdruck , je mehr sich die Teuerungsrate vom Ziel der EZB von 2,0 Prozent entfernt. "Es sieht ein wenig nach Inflationsgipfel aus, wegen der globalen Gemengelage ist dies aber höchst unsicher. Die anhaltend hohe Inflationsrate dürfte die EZB weiter auf Trab bringen", meint Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.

Gründe

Haupttreiber der Teuerung waren im April einmal mehr die kräftig gestiegenen Energiepreise, die infolge des Ukraine-Kriegs erheblich anzogen. Auf Jahressicht kletterten sie um 38 Prozent. Im März waren es sogar 44,4 Prozent. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 9,2 Prozent, Dienstleistungen um 3,3 Prozent. "Die Preise legen mittlerweile auf breiter Front zu. Die EZB sollte rasch handeln, damit die Inflationserwartungen der Menschen nicht weiter steigen und sich die hohe Inflation dauerhaft festsetzt", mahnte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Trotz aller Inflationssorgen dürfte es den Währungshütern in Frankfurt als Lichtblick erscheinen, dass sich die Wirtschaft zu Jahresbeginn ungeachtet der Schockwellen des Ukraine-Kriegs in der Wachstumszone hielt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in der Eurozone zwischen Jänner und März zum Vorquartal um 0,2 Prozent zu. Die Wirtschaft im Euroraum wird aber auch durch weiter anhaltende Lieferkettenprobleme im Zuge der Coronakrise beeinträchtigt - insbesondere durch Lockdown-Maßnahmen in China. Zudem lastet die hohe Inflation auf der Konjunktur, die auf die Konsumlaune drückt.

EZB-Chefvolkswirt spielt Bedeutung der Zinswende herunter

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hat die Bedeutung der an den Finanzmärkten mit Spannung erwarteten Zinswende relativiert. Wichtiger seien der Umfang und die zeitliche Abfolge bei der Normalisierung der Zinspolitik, sagte der Ire am Freitag auf Bloomberg TV. "Die Geschichte kreist nicht darum, ob wir uns beim Einlagesatz von minus 0,5 wegbewegen", fügte er hinzu. Laut dem deutschen Bundesbank-Chef Joachim Nagel könnte eine erste Zinserhöhung im Juli kommen.

Die Inflation in der Eurozone ist im April auf ein neues Rekordhoch von 7,5 Prozent gestiegen und setzt die Währungshüter zusehends unter Zugzwang. Investoren an den Finanzmärkten rechnen für heuer bereits mit drei bis vier Zinsschritten nach oben. Zurzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 0,0 Prozent. Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz ist aktuell bei minus 0,5 Prozent. Sollten die Investoren mit ihren Erwartungen richtig liegen, könnte er dieses Jahr erstmals seit 2014 wieder den positiven Bereich erreichen.

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