Gesellschafter-Knoten gelöst: Bei den Casinos geht wieder was
Wer schon einmal im Casino war, der weiß, dass es dort mit der Stimmung mal bergauf, aber rasch auch wieder abwärts gehen kann – am Ende aber das entscheidend ist, womit man nach Hause geht.
Dieses Auf und Ab der Gefühle hat es in den vergangenen zehn Jahren auch bei den Casinos Austria gegeben: Große österreichische Glücksspiel-Lösung (Staat plus Novomatic), Einstieg der tschechischen Sazka-Gruppe, wechselnde Bündnisse und Dreiecksaffären unter den Gesellschaftern, Causa Sidlo samt Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sowie kompletter Rückzug der Novomatic.
Ein Wunder beinahe, dass das Unternehmen so gut da steht und im ersten Halbjahr 2019 Umsatz und Ergebnis deutlich steigern konnte. Am Freitag dürften (mit Ausnahme der strafrechtlichen Fragen) viele Mühlsteine aus dem Weg geräumt worden sein. Denn die Republik und die tschechische Sazka – immer wieder ziemlich beste Feinde – sind ab sofort Freunde und per Syndikatsvertrag miteinander verbunden. Darauf haben sich ÖBAG-Chef Thomas Schmid und sein Gegenüber bei der Sazka, Robert Chvátal, geeinigt.
Minderheitsrechte
Wie der KURIER schon vor drei Wochen berichtet hat, wird die ÖBAG (die Beteiligungsholding der Republik) darauf verzichten, die frei werdenden Novomatic-Anteile anteilig zu übernehmen und bleibt daher zu 33 Prozent Eigentümer der Casinos. Die Sazka-Gruppe kann damit – je nach Verhalten der anderen Aktionäre – bis zu 55-prozentiger Mehrheitseigentümer werden. Dennoch wurden der Republik weitgehende Rechte eingeräumt.
Die wichtigsten Punkte aus dem sogenannten „Österreich-Paket“: Die Unternehmenszentrale bleibt in Wien, die ÖBAG hat das Nominierungsrecht für Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzenden. Die bisherigen Vorstände Bettina Glatz-Kremsner und Martin Skopek bleiben.
Steuerleistung sowie Sport- und Kulturförderung fließen weiterhin in Österreich. Und selbst von der Arbeitnehmerseite gibt es Wohlwollen: „Nach Rücksprache mit der Belegschaftsvertretung finde ich einige Punkte wirklich gut“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian zum KURIER. „Vor allem die Sicherung des Standorts in Österreich.“ Die SPÖ hatte sich zuletzt im Gegensatz dazu für einen Aufgriff der Anteile durch die Republik stark gemacht und fürchtet um den Spielerschutz.
Schmid: "Hoffe, dass Ruhe einkehrt"
Tschechen und Österreicher wollen die Kontrolle des Unternehmens gemeinsam ausüben. ÖBAG-Chef Schmid hofft darauf, „dass nun Ruhe einkehrt und sich das Unternehmen wieder auf das Geschäft konzentrieren kann“. Fehler wie etwa beim Syndikatsvertrag bei der Telekom Austria zwischen der damaligen ÖIAG und der mexikanischen America Movil sollen diesmal nicht passieren, beteuert man bei der ÖBAG. Der Vertrag mit den Tschechen soll zumindest 15 Jahre laufen.
Und wie geht es im Aufsichtsrat weiter? Der Vorsitzende Walter Rothensteiner wird sich aus dem Gremium zurückziehen. Favorit auf seine Nachfolge ist der frühere Erste-Group-Chef Andreas Treichl. Entschieden dürfte die Sache aber noch nicht sein. Denn nun kursiert ein weiterer Name: Siemens-Chef Wolfgang Hesoun.
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