Regierung entscheidet über Staatsanteil
De facto entscheidet diese Frage aber nicht die ÖBAG, sondern die Regierung. Wirtschaftskreise in der ÖVP plädieren für einen Börsegang der Casinos. Die Staatsholding sollte jetzt aufstocken, sich dann auf die Sperrminorität (25,1 Prozent) zurückziehen und den Rest ihrer Anteile an die Börse bringen. Der ÖVP schwebt eine Aktie eher für Kleinanleger vor.
Auch Sazka sollte Aktien für den Börsegang zur Verfügung stellen. Ein IPO wäre innerhalb von zwei Jahren realistisch, schätzt man in türkisen Finanzkreisen. Nebeneffekt: Das im Regierungsprogramm vorgesehene Transparenzpaket soll zwar dem Rechnungshof ermöglichen, Unternehmen mit einer Staatsbeteiligung ab 25 Prozent zu prüfen. Ausgenommen davon wären jedoch börsenotierte Unternehmen.
Sazka zeigte anfänglich wenig Begeisterung an einem Börsegang der Casinos. Die Glücksspielgruppe, die hohen Kapitalbedarf hat, könnte selbst an die Börse gehen, Überlegungen dazu gab es bereits, diese wurden wieder abgesagt.
Verhandlungen laufen gut
Wie man jetzt hört, sollen die Gespräche zwischen Sazka und Staatsholding gut verlaufen. Ziel von beiden Seiten ist wie berichtet ein Syndikatsvertrag, der ein abgestimmtes Vorgehen der beiden Aktionäre festschreibt. Ähnlich dem Vertrag mit America Movil, dem Mehrheitseigentümer der Telekom Austria und dem Staatsfonds Mubadala (Abu Dhabi) für den teilstaatlichen Öl- und Gaskonzern OMV. Durchaus möglich, dass die Tschechen den Börseplänen der Casinos etwas abgewinnen können.
Novomatic-Eigentümer Johann F. Graf, der sich, wie der KURIER exklusiv berichtete, aus dem operativen Geschäft in Österreich zurückziehen will, dürfte mit dem Verkauf seiner Casinos-Anteile ein gutes Geschäft machen. Als Kaufpreis für Sazka werden mehr als 100 Millionen Euro kolportiert. Die Tschechen haben diese Größenordnung in ihrem aktuellen Finanzbericht erwähnt. Sazka hatte vor kurzem Anleihen über 300 Millionen Euro begeben. Bei der Staatsholding geht man davon aus, dass man 60 bis 80 Millionen Euro für eine Aufstockung bräuchte. Die ÖBAG hätte kein Problem, eine solche Summe zu finanzieren.
Die Republik kann sich für eine definitive Entscheidung noch zwei Monate Zeit lassen. Es gehe um eine Lösung mit der höchsten Wertschöpfung für die Steuerzahler und den Standort, erklärt eine Sprecherin dazu.
Doch selbst wenn die ÖBAG ihr Vorkaufsrecht nutzt, haben die Tschechen bereits den Joker. Sie haben über ein Stimmrechtsabkommen mit dem Kleinaktionär Schelhammer & Schattera (das Bankhaus gehört zur Grawe-Gruppe) die Mehrheit der Stimmrechte.
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