Gasabhängigkeit schmälert Gewinn von Wien Energie

Müllverbrennungsanlage Spittelau.
Österreichs größter Regionalversorger verzeichnet trotz deutlich höherem Umsatz 61 Prozent weniger Gewinn.

Wien Energie hat den Umsatz im vergangenen Jahr um 56 Prozent auf mehr als drei Milliarden Euro gesteigert. Eine goldene Nase hat sich Österreichs größter regionaler Energieversorger dabei aber nicht verdient: Der Gewinn ist gegenüber dem Rekordjahr 2020 um 61 Prozent auf 140 Millionen Euro eingebrochen. Für heuer geht Wien-Energie-Chef Michael Strebl "noch einmal von einer Ergebnisverschlechterung aus".

Das Unternehmen spürt die Verwerfungen auf den Energiemärkten, denn etwa 60 Prozent der Wärme- und Stromproduktion kommen bei Wien Energie aus Erdgas. Und der Preis dafür ist schon vor dem Ukraine-Krieg stark gestiegen. "Wir müssen uns aus dieser Gas-Abhängigkeit herausinvestieren" so Strebl bei der Präsentation der Jahreszahlen. Bis 2040 will das Unternehmen vollständig auf Erdgas verzichten.

Wien-Energie-Chef Michael Strebl

Wien-Energie-Chef Michael Strebl

Die großen Hoffnungsträger dabei sind Geothermie und Großwärmepumpen (siehe unten). Bei der Fernwärme soll 2040 zudem ein Viertel aus sogenannten grünen Gasen wie Wasserstoff und Biomethan und etwa ein Viertel aus der Müllverbrennung kommen. Bis 2027 will Wien Energie knapp 1,3 Milliarden Euro investieren, etwa die Hälfte davon in die Produktion von Wärme und ein weiteres Viertel in den Ökostromausbau. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen bereits Grünstrom für umgerechnet 630.000 Wiener Haushalten produziert.

Verbraucherpreise

Wien Energie hat die Endkundenpreise für Strom und Gas Anfang des Jahres angehoben. Wie es weitergeht, dazu wollte Strebl keine Prognose abgeben. In Anbetracht der starken Preisschwankungen am Großmarkt wäre das für ihn "Scharlatanerie". Einen Anstieg der Zahlungsausfälle gebe es bisher nicht, die Anzahl der Vereinbarung zu Ratenzahlungen bewegten sich in einem üblichen Ausmaß.

Tiefe Geothermie
Ein Heißwasservorkommen 2,7 Kilometer unter der Erde soll in drei bis vier Jahren nutzbar gemacht werden

Großwärmepumpe
In Simmering soll ab 2023 die Abwärme der Kläranlage genutzt werden

60 % fossiles Gas
beheizt die Wiener Fernwärme aktuell. Bis 2040 sollen es null Prozent sein

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