Wifo-Chef bringt Preisdeckel bei Stromrechnungen ins Spiel

Ein nationaler Preisdeckel auf Strompreise sei nicht die beste Idee, so der Experte in der "ZiB2".

Mit ihrer Forderung nach einer nationalen Deckelung bei Strompreisen hat die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eine Debatte ausgelöst. Während die Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ ihren Vorstoß unterstützen, gab sich die Regierung zunächst zurückhaltend bis kritisch.

Am Sonntagabend nahm auch der Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung, Gabriel Felbermayr, dazu Stellung. Es brauche dringend Maßnahmen gegen die steigenden Energiepreise, betonte Felbermayr in der "ZiB2". Dass ein nationaler Preisdeckel auf Strompreise die beste Idee sei, bezweifelt der Experte aber.

Europäische Lösung

"Der Gaspreis wird ja nicht in Österreich gemacht, sondern hier setzt uns der Kremlchef massiv unter Druck", so Felbermayr im Interview mit Martin Thür. Angesprochen auf eine mögliche europäische Lösung, erklärte er, Europa müsse vereint Gegendruck erzeugen: "Etwa, indem wir uns besser zusammenschließen bei Kartellgesetzen. Das könnte die Preise etwas absenken, nicht nur gegenüber Russland, auch gegenüber anderen Gaslieferanten."

Staatliche Eingriffe würden die Belastung nur verschieben, wie sich bereits in Frankreich gezeigt hat: "Die Preise für Konsumenten würden zwar sinken, Steuerzahler müssten dann aber indirekt Konzerne subventionieren, damit sie nicht pleitegehen."

Deckel auf Rechnungen

Möglich wäre auch eine Maßnahme, wie sie derzeit auf der iberischen Halbinsel versucht wird. "Wir müssen den Gaspreis dort subventionieren, wo er relevant wird für den Strommarkt", sagte Felbermayr. "Wir haben die paradoxe Situation, dass wir im Sommer nicht viel Gas brauchen, aber dass der hohe Gaspreis den Strompreis determiniert. Wenn man den hohen Gaspreis für die Stromerzeugung etwas absenken kann, könnte man insgesamt die Strompreise runterholen."

Ein weiterer Vorschlag des Wirtschaftsforschers: eine Preisdeckelung bei Stromrechnungen statt Strompreisen. Dabei würde der Staat Haushalten einen Teil der Kosten für den Stromverbrauch in Form einer Gutschrift subventionieren. "Für den Rest, der verbraucht wird, würden sie dann den normalen Marktpreis zahlen", so Felbermayr. Die Preissignale würden so trotzdem bei den Menschen ankommen und die Motivation, Strom zu sparen, erhalten bleiben.

Kommentare