Finanzwissenschafter: "Wir werden alle ärmer und müssen sparen"

Finanzwissenschafter: "Wir werden alle ärmer und müssen sparen"
Die hohe Inflation lässt den Menschen das Geld unter ihren Fingern schmelzen. Die Politik der öffentlichen Kreditkarte gerät an ihre Grenzen, sagt der Finanzwissenschafter Teodoro Cocca.

Teodoro D. Cocca ist ein Schweizer Wirtschaftswissenschafter und Hochschullehrer. Der 50-Jährige ist Professor für Asset-Management und Mitglied des Forschungsinstitutes für Bankwesen an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz.

KURIER: Die Inflation beträgt mehr als acht Prozent. Das heißt, von 100 Euro sind am Ende des Jahres nur mehr 92 Euro an Kaufkraft zur Verfügung.

Teodoro Cocca: Inflation ist die Rache der Vergangenheit. Als Realität holt sie uns nun ein. Inflation entsteht nicht aus dem Nichts, sondern es geht ihr eine lange Vorgeschichte voraus, während der man schon früh hätte etwas dagegen unternehmen können. Wenn man dort endet, wo wir derzeit sind, hat man schon viele Fehler begangen.

Die Inflation ist sowohl in den USA als auch in Europa extrem hoch.

Die Finanzkrise 2008/’09 hat dazu geführt, dass die Notenbanken damals erstmals gemeinsam und in enormen Ausmaß die Märkte mit Geld geflutet haben. Das war nicht grundsätzlich falsch. Die Fehler wurden gemacht, als es darum gegangen wäre, die Geldflut wieder zurückzufahren. Es hätte Möglichkeiten gegeben, das zu tun. Die zunehmende Verschmelzung der Geldpolitik mit der Politik hat das verhindert.

Um den Euro-Raum zu stabilisieren und den hoch verschuldeten europäischen Süd-Ländern zu helfen?

Das ist in der Krise richtig. Aber die Jahre der Hochkonjunktur, die es auch gegeben hat, hat man nicht genutzt, um dann maßvoll die Geldmenge zu reduzieren.

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