Die Energieallianz in Ostösterreich bröckelt
Die Ostregion arbeitet in vielen Bereichen eng zusammen. Wien, Niederösterreich und das Burgenland haben einen gemeinsamen Verkehrsverbund, eine gemeinsame Planungsgesellschaft und im ersten Corona-Jahr gab es sogar einen gemeinsamen Ost-Lockdown. Im Energiebereich hatte man im Jahr 2001 zur Energieallianz Austria (EAA) zusammengefunden, um so der Liberalisierung des Marktes gestärkt zu begegnen. Seither ist man vor allem beim Vertrieb gemeinsame Wege gegangen. Die drei Anbieter Wien Energie, EVN und Burgenland Energie sind sogar gesellschaftsrechtlich verwoben.
Seit wenigen Tagen ist diese Achse brüchig geworden. Wien Energie und EVN haben bekannt gegeben, dass mit 1. September die Preise für Strom und Gas angehoben werden. Im Burgenland bleibt vorerst alles beim Alten. Dass es so kommen wird, hatte sich schon im März abgezeichnet. Da hatte der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) angedeutet, dass man aus der Energieallianz aussteigen werde, wenn die Preisautarkie des kleinsten Partners behindert werde.
Einstimmiger Beschluss
Damals soll es intern einen Aufschrei gegeben haben, weil so ein Schritt überhaupt in Erwägung gezogen wurde. Nun geht das Burgenland seinen eigenen Preisweg und ist dennoch in der Allianz verblieben. „Wir haben gut argumentieren können, dass es zwischen den drei Partnern riesige Unterschiede gibt“, sagt ein Sprecher der Burgenland Energie. Tatsächlich wird dort mit der Windenergie so viel Strom selbst produziert, dass am Markt ganz wenig eingekauft werden muss. In Niederösterreich sieht das Verhältnis schon ganz anders aus, Wien muss überhaupt am meisten zukaufen. Und beim Gas sei man auch weniger abhängig als etwa Wien. Diesen „etwas größeren Spielraum“ habe man genutzt. Außerdem sei der entsprechende Beschluss in der Energieallianz einstimmig erfolgt, so der Hinweis aus Eisenstadt.
Tatsächlich soll das aber nicht ohne Zähneknirschen über die Bühne gegangen sein. Der Vorstand der Burgenland Energie müsse genau schauen, ob da auch richtig gerechnet worden ist, heißt es von einem Insider. Außerdem könnte es am 1. Jänner 2023, wenn dann die reguläre Preiserhöhung auf dem Programm steht, im Burgenland eine böse Überraschung geben.
Abgesehen von diesen unterschiedlichen wirtschaftlichen Überlegungen, schwingt bei alldem natürlich auch eine gewisse politische Komponente mit. Während in der roten Bundeshauptstadt Wien mit Beginn des Herbstes die Strompreise steigen, kann das rote Burgenland darauf verweisen, dass seine Bevölkerung noch nicht mit zusätzlichen Kosten belastet wird. Was natürlich das Kräftemessen in der SPÖ erneut befeuert.
Wohl deswegen wird kolportiert, dass das Beharren auf dem Preis nur den burgenländischen Gemeinderatswahlen am 2. Oktober geschuldet sei. Was im Büro von Doskozil entschieden dementiert wird, ebenso vom Landesenergieversorger: „Die Burgenland Energie ist eine Aktiengesellschaft und Rücksicht auf Wahlen ist kein Teil des Aktiengesetzes.“
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