Der Milliardär als Mäzen: Die Welt des Hans Peter Haselsteiner
Eine ganz normale Woche im Leben des Hans Peter Haselsteiner. Am Mittwoch deckte der KURIER auf, dass die Staatsanwaltschaft Wien gegen den privaten Eisenbahnbetreiber Westbahn (an der Haselsteiner knapp die Hälfe besitzt) unter anderem wegen grober Sicherheitsprobleme ermittelt.
Am Donnerstag schlug der 75-Jährige Unternehmer, Investor, Kunstmäzen und Sozialprojekte-Förderer dann wieder mit einem Deal zu.
Haselsteiner und sein Geschäftspartner Stephan Zöchling haben weitere 25 Prozent am steirischen Auspuffanlager-Hersteller Remus-Sebring übernommen. „Hans Peter Haselsteiner und ich sind jetzt 100-Prozent-Eigentümer der Remus-Sebring“, sagt Zöchling exklusiv zum KURIER. „Die Übernahme der letzten 25 Prozent war ein logischer Schritt und ein Bekenntnis zum Unternehmen.“
Haselsteiner selbst weilte gestern indes im tirolerischen Erl, wo er mit der zuständigen Landesrätin und dem Intendanten das Programm für die dortigen Sommerfestspiele 2020 vorstellte. Gespielt wird unter anderem Wagner, was irgendwie zu Haselsteiner passt, weist doch dessen Leben mitunter dramatisch opernhafte Elemente auf. Jedenfalls ist Hans Peter Haselsteiner einer der umtriebigsten Persönlichkeiten Österreichs. Einer größeren Öffentlichkeit ist er durch seine Teilnahme als Investor bei der TV-Start-Up-Show 2-Minuten, 2 Millionen bekannt.
„Hans Peter Haselsteiner ist ein Hochgeschwindigkeits-Denker. Er erfasst in wenigen Sekunden Sachverhalte, für die andere Stunden brauchen. Er analysiert sie und hat Lösungen parat“, heißt es aus Haselsteiners Umfeld. „Er ist ein Mehrwisser, aber kein Besserwisser.“ Journalistenfragen beantwortet er exakt und präzise und ohne langes Herumgerede.
Haselsteiner ist Milliardär. Das Vermögen der Familie wird auf knapp zwei Milliarden geschätzt. Ein Mitbewerber hat ihn einmal als „Kapitalist mit menschlichem Antlitz“ bezeichnet. Von der Haselsteiner Familienstiftung gehen 51 Prozent der Ausschüttung an kulturelle und soziale Zwecke. Ins Auge fällt dabei besonders die Unterstützung bei der vom Jesuitenpater Georg Sporschill gegründeten Hilfsorganisation Concordia. Die Organisation betreut Tausende Kinder und alte Menschen in Moldau, Rumänien und Bulgarien.
Aktuell gehört Haselsteiner als privater Investor - neben zahlreichen anderen Donatoren - zu den Unterstützern des Sozialprojekts "Cape 10" in Wien-Favoriten. Dort soll bis 2021 beim Hauptbahnhof auf 5.000 Quadratmetern ein Objekt mit gemischter Nutzung für Ärzte, Gastronomie, Kulturräumlichkeiten, Büros und obdachlose Frauen entstehen. Insgesamt werden dort voraussichtlich 13,5 Mio. Euro investiert.
Das Bau-Imperium
Begonnen hat die Karriere des am 1. Februar 1944 im Wörgl in Tirol geborenen Hans Peter Haselsteiner bekanntlich in der Bauwirtschaft. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und wurde Steuerberater. Als solcher kam er mit der Oberkärntner Baufirma Isola & Lerchbaumer (Ilbau AG) in Kontakt. Dabei entschied die Liebe sein weiteres Schicksal. Denn Haselsteiner heiratete die Tochter des Hauses, Ulrike, und übernahm nach dem Tod des Schwiegervaters die Firmenleitung. Innerhalb von drei Jahrzehnten baute Haselsteiner das mittelständische Bauunternehmen mit Sitz in Spital an der Drau durch Zukäufe und Expansion zu einem der größten europäischen Baukonzerne aus.
Haselsteiner nützte dabei die Ostöffnung. Im April 2007 stieg der russische Milliardär (und Putin-Freund) Oleg Deripaska bei der Strabag ein. Es waren die Boom-Jahre vor dem Ausbruch der Finanzkrise und Haselsteiner erhoffte sich von der Partnerschaft mit Deripaska gute Geschäfte in Russland. Doch die Wirtschaftskrise ab 2009 machte die hochfliegenden Pläne zunichte. Dazu kamen der Ukraine-Konflikt sowie die westlichen Handelssanktionen gegen Russland.
Neue Geschäftsfelder
Die geplatzten Träume in Russland kompensierte Haselsteiner mit einer Erweiterung seines Tätigkeitsfeldes. 2009 übernahm er mit Partnern die finanziell angeschlagene Semper Constantia Privatbank die mittlerweile zur Gänze wiederverkauft wurde. 2011 trat er mit der privaten Westbahn bei dem er über die Familien-Privatstiftung mit 49,9 Prozent größter Anteilseigner ist, gegen die ÖBB an. Eine Art Sozialprojekt. Denn Gewinne blieben bislang aus.
Auch in der Immobilienbranche mischte er mit und stieg unter anderen in der Signa-Gruppe rund um den Tiroler Großinvestor Rene Benko ein. Und erst kürzlich sicherte er sich die Mehrheit am Betreiber des Energiewechsel-Start-ups "Energy Hero" des früheren Bundeskanzlers und Ex-SPÖ-Chefs Christian Kern sowie dessen Ehefrau Eveline Steinberger-Kern.
Kauf der Kunstsammlung Essl
Kulturell wurde Haselsteiner 2014 als Käufer der privaten Kunstsammlung Essl bekannt. Die stand damals infolge der Zerschlagung der finanziell in Not geratenen Fachmarktkette bauMax (der Familie Essl) zum Verkauf. Haselsteiner übernahm einen Anteil von 60 Prozent, der mehr als 100 Mio. Euro wert war. Er stellt die nach einem Teilverkauf verbliebenen Werke der Sammlung der Albertina 27 Jahre lang als Dauerleihgabe zur Verfügung (was ihm natürlich auch Kosten erspart). Gezeigt wird die Sammlung künftig im Wiener Künstlerhaus, das er derzeit um 40 Mio. Euro renovieren lässt.
In der Strabag förderte Haselsteiner das firmeneigene Kunstforum. Das Kunstforum, das er Anfang der Neunzigerjahre gegründet hat umfasst über 2.500 Werke zeitgenössischer Malerei und Grafik. 2004 entstand im Strabag-Haus in Wien die öffentlich zugängliche Privatsammlung Gironcoli-Kristall als Dauerpräsentation.
Präsident der Tiroler Festspiele Erl
Zudem ist Haselsteiner Hauptsponsor und Präsident der Tiroler Festspiele Erl im Bezirk Kufstein, wo er mit 20 Millionen Euro gut die Hälfte des neuen Festspielhauses finanzierte, das 2012 eröffnet wurde. Vor einem Jahr wurde dann deren Gründer und Indentant Gustav Kuhn abberufen, nachdem dieser wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung von Künstlerinnen ins Rampenlicht geraten war. Haselsteiner hielt bis zuletzt öffentlich zu ihm.
Die Ermittlungen rund um Kuhn sind inzwischen um einen Facette reicher. Es geht dabei um den Vorwurf, dass die Heizöl-Rechnungen für Kuhns Privathaus von den Festspielen Erl bezahlt worden sein wollen. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck nahm dazu Ermittlungen wegen Untreue auf. Bekanntgegeben wurde das gestern.
Politisch ist der Freimaurer Haselsteiner Liberaler. Er unterstützte die Gründung des Liberalen Forums 1993 und war von 1994 bis 1998 Abgeordneter im Nationalrat. Bei den vergangenen Nationalratswahlen wurde Haselsteiner als Großspender der Neos bekannt. Sein politisches Engagement hat ihm laut eigenem Bekunden „zahlreiche Nachteile“ gebracht.
Mit der FPÖ verbindet ihn jedenfalls eine „Feindschaft fürs Leben“. 2016 bei der Bundespräsidentenwahl unterstützte er Alexander Van der Bellen. Dabei fuhr er gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer schwere Geschütze auf, indem er unter anderem ein Video veröffentlichte, worin er vor einem möglichen Austritt Österreichs aus der EU („Öxit“) nach einer Wahl Hofers warnte.
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