Credit Suisse, SVB: Banken tief in der Vertrauenskrise
Seit einer Woche ist die Bankenbranche in Aufruhr. Nach drei Pleiten in den USA, begonnen von der Silicon Valley Bank (SVB) und den immensen Finanzproblemen bei der Credit Suisse (CS) wird mit Argusaugen jede weitere Entwicklung im Sektor beobachtet. Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Aufseher trafen einander am Freitag außerplanmäßig, um sich über die Lage auszutauschen.
Dabei ging es auch darum, die Liquiditätslage im Bankensektor der Eurozone zu überprüfen. Konkret soll geschaut werden, inwieweit Institute anfällig dafür seien, dass es zu einem Ansturm der Kunden auf ihre Einlagen (Bankrun) kommen könnte. Laut Reuters kamen die Aufseher aber zum Schluss, dass die Stabilität der Banken in der Eurozone nicht beeinträchtigt sei. Deren Risiken im Zusammenhang mit der CS seien nur „unwesentlich“.
Indes bleibt die Lage bei der Credit Suisse angespannt. Die Schweizerische Nationalbank hatte, wie berichtet, der kriselnden Bank Kredite von bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd. Euro) zur Verfügung gestellt. Diese werden nun in Tranchen abgerufen. Am Samstag gab es unbestätigte Medienberichte, wonach die Großbank UBS bereits Gespräche über eine Übernahme führen soll. Das gesamte Wochenende wird über die Zukunft des Instituts verhandelt.
Schlechteres Rating
In der ersten Wochenhälfte haben private und institutionelle Anleger 425 Millionen Euro aus rund 300 in den USA und Europa verwalteten Fonds der Credit Suisse abgezogen. Für neuerliche Verunsicherung sorgte die Meldung, dass Morningstar als erste globale Ratingagentur das Rating der Bank auf „BBB“ gesenkt hat.
Die Aktie der Bank verlor am Freitag erneut acht Prozent. Wenn sich die Lage nicht stabilisieren sollte, halten Experten weitere Staatshilfen oder eine Übernahme für möglich. „Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden“, erklärt Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank.
Kurse geben nach
Auch viele andere Banktitel gaben am Freitag weiter nach. Der Euro-Stoxx-Banks-Index verlor 2,1 Prozent. Die Bawag in Wien verlor 1,34 Prozent, die ING Group fast drei Prozent. Gold als sicherer Krisenhafen legte hingegen auf den höchsten Stand seit 11 Monaten zu.
Geldspritzen
Wie angespannt die Situation im US-Bankensektor zuletzt war, zeigt sich anhand der Daten der Notenbank. In den sieben Tagen bis 15. März gab die Fed zur Notliquiditätsversorgung die Rekordsumme von 152,85 Mrd. Dollar an Finanzinstitute aus. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 111 Mrd. Dollar aus der Finanzkrise 2008 übertroffen. Zum Vergleich: In der Vorwoche hatten die Banken lediglich 4,58 Mrd. Dollar beansprucht.
Toubles bei der First Republic
Jenseits des Atlantiks tun sich ebenfalls neue Probleme auf. Mehrere Großbanken legten zusammen und gaben der First Republic Bank eine weitere Finanzspritze von 30 Milliarden Dollar. Organisiert wurde die Rettungsaktion einem Insider zufolge unter anderem von US-Finanzministerin Janet Yellen, Notenbank-Chef Jerome Powell und JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Neben JPMorgan machten etwa Citi, Wells Fargo und Goldman Sachs mit. Die Aktien von First Republic waren seit Anfang der vergangenen Woche um 70 Prozent eingebrochen. Doch Investoren zeigten sich mit dem Umfang des Hilfspakets unzufrieden. Am Freitag verloren die Papiere des kalifornischen Geldhauses vorbörslich rund 20 Prozent.
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