Coronatest und Autositze - Wachstumsschmerzen bei Greiner

Die Firma Greiner stellt unter anderem die Plastikröhren für PCR-Tests her.
Der oberösterreichische Spezialist für Kunststoff und Schaumstoff hat ein turbulentes Jahr hinter sich

Das oberösterreichische Familienunternehmen Greiner ist wohl nur wenigen ein Begriff. Dabei sind die Produkte im Alltag sehr präsent: Unter anderem Lebensmittelverpackungen, Schaumstoffpolsterungen, etwa in Autositzen – und seit der Pandemie auch die Plastikröhrchen von PCR-Tests stellt das bereits 1868 gegründete Unternehmen mit Sitz in Kremsmünster her.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Greiner AG (nicht börsennotiert, Anm.) einen Rekordumsatz von 2,27 Milliarden Euro erwirtschaftet, um 18 Prozent mehr als 2020. Dabei ist das Unternehmen durch turbulente Zeiten gegangen: Der Cashflow ist aufgrund von Störungen der globalen Lieferketten, Rohstoffknappheit sowie hohen Energie- und Materialpreisen um 26 Prozent auf 233 Millionen Euro gesunken. Die Extrusionssparte wurde an die deutsch-niederländische Beteiligungsgesellschaft Nimbus verkauft, für die Schaumstoffsparte wurde die neue Marke Neveon geschaffen. Die Übernahme des belgischen Mitbewerbers Recitel ist gescheitert, weil die Aktionäre für den Verkauf an eine US-Firma stimmten.

Kreislaufwirtschaft als Chance

"In der Veränderung" liege "die Kraft für Neues", sagte Greiner-Chef Axel Kühner bei der Präsentation der Zahlen. Das sei oft nicht einfach, "weil Veränderung immer wehtut". Dennoch soll das Unternehmen weiter wachsen, insbesondere in Nordamerika rechnet man sich dabei gute Chancen aus und will "nicht nur auf organisches Wachstum, sondern auch auf Firmenzukäufe setzen".

Eine wichtige Rolle soll dabei das Thema Nachhaltigkeit spielen, nicht nur bei der Entwicklung neuer Materialkreisläufe bei Lebensmittelverpackungen, sondern auch bei Schaumstoff. Dieser wird bisher nämlich am Ende seiner Verwendungszeit verbrannt. Bei Greiner hofft man auf chemische Recyclingmethoden und ist eine Entwicklungspartnerschaft für Matratzenrecycling mit dem deutschen Konzern BASF eingegangen.

Den größten Anteil am Umsatz hatte im vergangenen Jahr der Bereich Packaging mit 772 Millionen Euro, gefolgt von der Schaumstoffsparte mit 735 Millionen Euro. Im Medizintechnik-Bereich (Bio-One) wurden 695 Millionen Euro umgesetzt. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen knapp 80 Prozent seiner Umsätze in Europa. Mehr als 7.000 der weltweit 11.000 Mitarbeiter sind in der EU beschäftigt.

Coronatest und Autositze - Wachstumsschmerzen bei Greiner

Axel Kühner ist der erste Greiner-Chef, der nicht der Eigentümerfamilie angehört.

Immerhin 45 Prozent der weltweiten Investitionen von insgesamt 164 Millionen Euro wurden vergangenes Geschäftsjahr in Produktionsstandorte in Österreich investiert. Der Standort in Kremsmünster soll jedenfalls erhalten bleiben, und zwar als "Headquarter nicht nur im Sinne der Verwaltung", wie Finanzvorstand Hannes Moser erklärte, sondern als "Innovationstreiber".

Um dabei nicht am Fachkräftemangel zu scheitern, gelte es in Zukunft, als Arbeitgeber attraktiv zu sein, sagte Moser. Denn alleine in Oberösterreich fehlen Greiner 150 Mitarbeiter. Sofern das für den Betrieb praktikabel ist, werden die Stellen deshalb auch in Wien ausgeschrieben. Derzeit hat Greiner in Österreich 2.100 Mitarbeiter.

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