Die Begründung: Man will „Doppelgleisigkeiten vermeiden und Synergien nutzen. Der Technologie-Attaché wird daher nach Wien zurückgeholt. Die Aufgaben übernimmt dafür die Stelle der Außenwirtschaft in Jakarta, die diese Tätigkeit auch in den vergangenen Jahren bereits mitbetreut hat und mit ihrer vielfältigen Expertise und den umfassenden Kontakten ... dafür bestens geeignet ist“, heißt es aus dem Ministerium.
Für Vertreter der heimischen Industrie ist die Entscheidung völlig unverständlich und die Begründung nicht nachvollziehbar. „Die Wirtschaftskammer kann das gar nicht substituieren. Ein Handelsdelegierter kann solche Verträge gar nicht abschließen“, sagt ein Insider zum KURIER.
Es handle sich bei solchen Aufträgen um wirklich dicke Brummer im Mobilitäts-, Umwelt- oder Infrastrukturbereich, um den Bau von Eisenbahnlinien, Spitälern oder Wasserkraftwerken. Solche Aufträge würden bilateral, von Staat zu Staat vergeben, es handle sich um größere Projekte, als es privatfinanzierte in der Regel seien. Solche Verträge könnten nur von staatlichen Organen, wie dem Attaché, abgeschlossen werden, aber nicht von Wirtschaftskammer-Mitarbeitern.
Rätseln um Gründe
In der Branche werden andere Gründe für die Schließung vermutet. Laut einem anderen mit der Materie Vertrautem soll der Erfolg des Technologie-Attachés manchem Wirtschaftskämmerer ein Dorn im Auge gewesen sein. Während der Attaché kraft seiner Befugnisse Auftrag um Auftrag an Land zog, konnte der Handelsdelegierte nur daneben sitzen und zusehen.
Was die Kammer aber dementiert: „Die Schließung kommt auch für uns unerwartet. Die Zusammenarbeit zwischen dem AußenwirtschaftsCenter und dem Technologiebüro in Jakarta hat aus unserer Sicht sehr gut funktioniert“, so eine Sprecherin.
Eine Kostenfrage könne es auch nicht sein. Der Attaché habe ein Büro in der österreichischen Botschaft in Jakarta, eine Mitarbeiterin und eine Wohnung. Eine ebenfalls gehörte Begründung, dass Österreich nur „sauberen“ Ländern mit niedrigen CO2-Emissionen beliefern wolle, sei ebenfalls sinnlos – da ja gerade solche Länder moderne Technologien brauchen.
Eines der betroffenen Unternehmen ist der Grazer Anlagenbauer Andritz: „Diese Absicht ist aus Sicht der österreichischen Industrieunternehmen sehr bedauerlich, da die Unterstützung der österreichischen Wirtschaft im boomenden Markt Südostasiens bisher sehr erfolgreich war“, heißt es zur geplanten Schließung des Büros.
„Das ist sicher nicht mit der Idee vereinbar, Unternehmen in der Region zu helfen“, sagt Markus Haidn, Regionsmanager Südostasien von Trumer Schutzbauten. Das Büro still und heimlich zu schließen, sei für die vielen KMU, die in der Region tätig seien, schlimm, da diese auf Ansprechpartner vor Ort angewiesen seien. „Wenn man diesen nicht mehr hat, dann wird es schwierig“, sagt Haidn.
Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. Zehn österreichische Industriekonzerne haben einen Brief an Gewessler und Außenminister Schallenberg geschrieben und für eine Beibehaltung des Büros plädiert. Diese sollen sich gesprächsbereit zeigen, der Druck soll größer als erwartet sein. Das Ergebnis ist offen.
Kommentare