Aufrüstung als Chance für die heimische Wirtschaft
Infolge des Kriegs in der Ukraine wollen viele europäische Staaten ihre Heeresbudgets aufstocken. Österreichs Wirtschaft könne davon profitieren, meinen Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), sowie dessen Chefökonom Christian Helmenstein. „100 bis 150 heimische Unternehmen sind in diesem Bereich tätig und 10.000 Mitarbeiter direkt beschäftigt.“ Als Beispiele nennen sie die Bereiche Uniformen und Helme, Fahrzeuge, aber auch Drohnentechnologie und Luftraumüberwachung.
Im Rahmen des im Vorjahr aktivierten European Defence Fund (EDF) könnten Österreichs Firmen bei Ausschreibungen von Projekten zum Zug kommen. Der Krieg wird laut Helmenstein die Kooperationen verstärken, schon jetzt etwa bei den Nachfolgeprojekten des Eurofighters oder des Panzers Leopard 2.
Kompetenz vorhanden
Österreich habe auf diesen Gebieten ebenfalls Kompetenz, so Helmenstein, sei aber hier nicht mit dabei. Man habe in der Vergangenheit sehr auf Gegengeschäfte gesetzt, doch diese seien „innerhalb der EU de facto abgeschafft“.
Damit heimische Betriebe bei Forschung, Entwicklung und Produktion mitpartizipieren können, ist es Helmenstein zufolge nötig, dass das Verteidigungsministerium zunächst 18 Millionen Euro an Kofinanzierung im Rahmen des EDF bereitstellt. „Das sollte angesichts der geplanten Erhöhung des Heeresbudgets möglich sein.“
Aktuell wurden laut Helmenstein schon zehn Projekte mit österreichischer Beteiligung beim EDF eingereicht. Gefragt seien derzeit vor allem Entwicklungen in den Bereichen Cyberverteidigung und neue Materialien.
Fehlende Zusage
Doch noch fehlt die Finanzierungszusage des Verteidigungsministeriums. Eine KURIER-Anfrage blieb unbeantwortet. Dabei wären die Millionen gut angelegt, so Helmenstein. Laut seiner Berechnung sind Rückflüsse von 37 Millionen Euro pro Jahr zu erwarten. Der EDF sei jedenfalls mit der Neutralität vereinbar und Projekte seien auch im zivilen Bereich einsetzbar, so Neumayer.
Laut Helmenstein wird – nicht zuletzt durch den Krieg – künftig auch vermehrt auf grenzüberschreitende Beschaffung gesetzt. Dies könnte die jährlichen Ausgaben in der EU für Rüstung von 190 Milliarden Euro auf 90 bis 165 Milliarden reduzieren. „Das wäre eine extrem wichtige Ressource, um die Verteidigung zu stärken.“
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