Corona-Krise: Wie die Autobranche flott gemacht werden könnte
Kaum eine Branche wurde von der Corona-Krise dermaßen am falschen Fuß erwischt wie die Autohersteller. Denn sie befinden sich, im Gegensatz zu anderen, inmitten eines Transformationsprozesses, der teuer und noch lange nicht abgeschlossen ist.
Und nun hat sich die Geschäftslage in der deutschen Autobranche laut dem Münchener Ifo-Institut im April so stark eingetrübt wie noch nie zuvor. Nicht einmal in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise vor elf Jahren. Aussicht auf eine rasche Trendwende bestehe nicht, dagegen spreche der Auftragsbestand.
Wie also könnte die Branche wieder in Form kommen? Eine KURIER-Analyse.
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Verschrottungsprämie
2009 gab es in vielen Ländern eine Prämie beim Eintausch älterer Fahrzeuge gegen ein neues Modell. Die Wirkung ist bis heute umstritten. Aktuell fordern deutsche Autobauer die Wiedereinführung. Doch bei einem entsprechenden Gipfel gestern, Dienstag, in Berlin stand die Bundesregierung auf der Bremse. Frühestens im Juni könnte es Ergebnisse geben. Im Gegensatz zu 2009 ist heute der ökologische Aspekt ein tiefergehender. So ist für viele Kritiker nicht nachvollziehbar, warum auch Autos mit herkömmlichen Antrieben gefördert werden sollen. Und E-Autos erhalten ohnehin eine Förderung.
Zudem ist die Wirkung überschaubar, wenn es die Prämie nur in einem einzigen Land gibt. Rufe in Österreich danach sind bis jetzt nicht auf große Resonanz gestoßen. Dabei sind auch hierzulande die Absatzzahlen stark eingebrochen. Laut vorläufigen Zahlen wurden im April nur 11.284 Pkw neu zugelassen. Im Vorjahresmonat waren es noch knapp 32.000 Stück.
- 79,6 Millionen ...
... Pkw wurden im Vorjahr weltweit verkauft. Heuer sollen es laut Vorschau des CAR-Instituts nur noch 65,2 Millionen sein. Erst in fünf Jahren wird demnach das Vorkrisenniveau wieder erreicht.
- 55 Prozent ...
... der weltweiten Produktion erfolgen bereits in Asien. Im Jahr 2000 waren es erst 31 Prozent. Im Gegenzug sank der Anteil der EU von 33 auf 19 Prozent, jener Nordamerikas von 27 auf 14 Prozent.
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Rabatte
Wenn Lager voll sind und bald neue Ware nachkommt (inzwischen haben die meisten Hersteller ihre Produktion wieder hochgefahren), muss der Bestand so schnell wie möglich raus. Hohe Rabatte sind die Folge. Noch stehen hier die Autohändler auf der Bremse. Laut Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer vom deutschen CAR-Institut gab es zuletzt im Sommer 2014 so niedrige Rabatte wie derzeit. Er vermutet eine bewusste Zurückhaltung bis zu einer Entscheidung über staatliche Kaufanreize.
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Finanzhilfen
Auch wenn einige Autobauer im ersten Quartal Verluste einfuhren, stellt sich die Frage nach Staatshilfen zumindest in Deutschland nicht. Dort sitzen die Autobauer auf genug Cash (VW etwa 25 Mrd. Euro, Daimler 18 Mrd.). Der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler wiederum rutschte in die roten Zahlen, verfügt aber über 18,6 Mrd. Euro Cash. Und noch sind die Dividenden für 2019 nicht an die Aktionäre geflossen, eine Reduktion oder völliger Ausfall sind im Fall des Falles denkbar.
Bei anderen Herstellern sieht es nicht so rosig aus. Renault etwa sicherte sich bereits eine Garantie für Kredite bis zu fünf Mrd. Euro seitens des französischen Staates. Andere Hersteller geben neue Anleihen aus, um sich flüssig zu halten. Das kommt teuer: Ford etwa zahlt Käufern einer Anleihe (im Ausmaß von acht Mrd. Dollar) neun Prozent Zinsen.
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Zusammenschlüsse
Der eingangs erwähnte Transformationsprozess kostet viel. Schließlich muss in neue Antriebsformen, autonomes Fahren und Digitalisierung der Werke investiert werden. Zudem drohen ab nächstem Jahr Milliardenstrafen für Überschreiten der -Vorgaben der EU. Und einige Hersteller haben noch für den Dieselskandal zu zahlen. Gepaart mit den Folgen von Corona könnte all das für einige Produzenten zu viel sein. Weitere Fusionen in der Branche (wie etwa aktuell zwischen Fiat Chrysler und Peugeot/Citroën/Opel geplant) könnten folgen.
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