Autobranche: Eine derartige Bremsspur gab es noch nie

Autobranche: Eine derartige Bremsspur gab es noch nie
Die großen Konzerne werden lange brauchen, um sich zu erholen. Viele Zulieferer werden es aber vielleicht gar nicht mehr schaffen, besagt eine EY-Studie.

Die großen Autokonzerne werden zwar unter historischen Umsatz- und Gewinneinbrüchen leiden. Sie können aber auf dicke Finanzpolster zurückgreifen und damit eine Produktionspause von einigen Wochen aushalten, schreiben die Experten des Beratungsunternehmens EY in ihrer aktuellen Bilanzanalyse für die wichtigsten Autokonzerne. In viel größerer Gefahr sehen sie die vielen kleinen Zulieferbetriebe.

Komplexes System

"Wenn in einigen Wochen die Produktion hoffentlich wieder anläuft, wird sich erweisen, ob die Lieferketten gehalten haben, sagt EY-Experte Peter Fuß. Fehlen dann wichtige Teile, stehen die Autowerke im schlimmsten Fall bald wieder still. Die größte Herausforderung sei es nun, dieses hochkomplexe System mit seinen vielen Mitspielern am Leben zu erhalten.

Insolvenzwelle

Constantin M. Gall, der bei EY den Bereich Automotive & Transportation leitet, sieht in der Corona-Krise einen "Katalysator für eine Marktbereinigung". Bei Zulieferern und bei Händlern werde es eine Welle an Insolvenzen geben.

Lange Talfahrt

Die Autoindustrie werde tief in die roten Zahlen rutschen, erwartet Gall. Es werde lange dauern, bis das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht werde. "Denn eine deutlich gestiegene Arbeitslosigkeit, Unternehmensinsolvenzen und Einkommensverluste werden die Nachfrage dämpfen."

Der Abwärtstrend hat allerdings schon vor der Corona-Krise begonnen. Laut EY-Analyse arbeiteten die weltgrößten Autokonzerne im Vorjahr so unprofitabel wie schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht. Was die Profitabilität betrifft, fährt der japanische Autobauer Toyota an der Spitze. Dahinter folgen BMW und Volkswagen.

Insgesamt verfügten die 17 größten Autokonzerne per Jahreswechsel über liquide Mittel in Höhe von 226 Milliarden Euro.

VW beurlaubt US-Mitarbeiter

Kosten nach unten drücken, heißt jetzt die Devise, auch in der Autobranche. VW etwa hat die Produktion in seinem US-Werk in Tennessee bereits am 21. März angehalten. Die Beschäftigten wurden seither aber weiter voll bezahlt. Mit 11. April werden die Mitarbeiter ohne Lohn beurlaubt. Die Maßnahme soll nicht länger als vier Wochen andauern. Die Mitarbeiter haben Anrecht auf Unterstützung aus einem Hilfsprogramm der US-Regierung. Kurzarbeitergeld wie in Österreich oder Deutschland gibt es in den USA nicht.

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