Commerzialbank: Loch ist größer als befürchtet
Das Konkursverfahren der Commerzialbank Mattersburg AG sprengt nicht nur für burgenländische Verhältnisse alle Dimensionen.
Heute, Donnerstag, findet im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Eisenstadt die zweite Gläubigerausschusssitzung nach dem Ende der Bank mit neun Standorten im Bezirk Mattersburg statt. Die Tagesordnung umfasst sechs Punkte.
So werden die beiden Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch von der Kanzlei Kosch & Partner über den Verlauf des Verfahrens berichten. Und es wird das mit Spannung erwartete Anmeldungsverzeichnis präsentiert. Dem Vernehmen nach wurden (mit Stand Dienstag) von 373 Gläubigern Forderungen in Höhe von insgesamt 812 Millionen Euro angemeldet, davon entfallen rund 488 Millionen Euro auf die Einlagensicherung Austria, was ESA-Geschäftsführer Harald Podoschek bestätigt. Basis für die ESA sind Bankunterlagen. Sie hat bisher rund 460 Millionen Euro an geschädigte Kunden der Commerzialbank ausgezahlt.
Gläubiger erster Klasse
Für „normale“ Geschädigte wird indes im Konkursverfahren eher wenig zu holen sein. „Die Forderungsanmeldung im Konkursverfahren ist aus heutiger Sicht wenig Erfolg versprechend, weil die Einlagensicherung Vorrang hat“, sagt der Wiener Anwalt Ingo Kapsch, der selbst 20 Geschädigte vertritt. „Bei Bankenkonkursen werden laut Gesetz nicht alle gleich behandelt, sondern in der ersten Klasse ist die Einlagensicherung. Erst wenn die Ansprüche der Einlagensicherung zu hundert Prozent befriedigt sind, erhalten auch die anderen Gläubiger etwas.“
Aber vielleicht kommt doch noch etwas Geld in den Massetopf hinein. Gegen den Abschlussprüfer der Commerzialbank, die TPA, haben die Masseverwalter bereits eine Klage eingebracht, der Haftungstopf beträgt bis zu 20 Millionen Euro.
Auf der Tagesordnung des Gläubigerausschusses heißt es unter Punkt vier: Erörterung/Beschluss Anspruchsverfolgung.
Amtshaftung möglich
Dem Vernehmen nach soll es seitens der Masseverwalter Überlegungen geben, die Republik Österreich wegen unterlassener und mangelhafter Aufsicht, sprich wegen angeblicher Fehler der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zu verklagen.
Derzeit soll der mutmaßliche Schaden erst berechnet werden, wollen Insider wissen. Gerüchteweise ist aber von einem Klagsvolumen in der Höhe von rund 470 Millionen Euro die Rede.
Auch die Einlagensicherung Austria, der mit Abstand größte Gläubiger, soll massives Interesse an einer solchen Amtshaftungsklage haben. „Der Masseverwalter muss grundsätzlich Klagen in alle Richtungen überlegen und alles versuchen, Geld für die Masse hereinzubringen“, sagt ESA-Geschäftsführer Podoschek. Der Masseverwalter müsse prüfen, ob eine Amtshaftung realistisch ist. Diese Klagen würden aber auch viel Geld kosten. „Wir können dem Gläubigerausschuss nicht vorgreifen und solche Überlegungen daher weder bestätigen noch dementieren“, sagt Werner Beninger, Sprecher der Masseverwalter Holper und Lentsch zum KURIER.
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