„Wir stehen im Wettbewerb, das heißt, wir müssen bessere Produkte als unsere Mitbewerber auf den Markt bringen“, sagt Löhl. Denn mit den niedrigeren Kosten in Asien kann die europäische Industrie nicht konkurrieren. „Wir müssen verstehen, was unsere Kunden bewegt und was die Gesellschaft bewegt.“
Einerseits gehe es bei Produktverbesserungen zum Beispiel um leichtere Kunststoffe, das Ziel ist also „weniger Material bei gleichen Eigenschaften“, etwa in der Automobilindustrie. „Der zweite große Bereich ist heutzutage das Thema Recycling.“ Dieses wird nicht nur als Marketingversprechen immer relevanter, sondern auch, weil die Unternehmen in der EU zunehmend Verantwortung für ihre Emission übernehmen müssen.
Recycelte Verpackungsmaterialien können beispielsweise eine Rolle spielen, um die CO2-Bilanz von Konsumgütern zu verbessern. Dafür müsse aber die Qualität gewahrt und auch die Färbung nach Kundenwunsch möglich sein, sagt Löhl. „Unsere Kunden sind schon bereit für Recyclat-Produkte, einen Mehrpreis zu bezahlen, allerdings nicht endlos. Es muss vertretbar sein“.
Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg
Die Debatte um Lohnnebenkosten, die in Österreich immer wieder aufflammt, ist nur ein Teil der Rechnung, die Konzerne wie Borealis anstellen. Um internationale Spezialisten als Mitarbeiter gewinnen zu können, müsse der Standort auch in einen „attraktiven Lebensraum“ eingebettet sein.
So arbeiten am Forschungshauptquartier Linz rund 500 Mitarbeiter aus 40 verschiedenen Nationen. Das bedeutet zum Beispiel, dass es in der jeweiligen Region ausreichend internationale Schulplätze für deren (zumindest bis zum Umzug nach Österreich oft nicht deutschsprachige) Kinder gebraucht werden. Hier sieht Löhl die Politik in der Pflicht, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.
Eine Stärke von Österreich als Standort für Forschung und Entwicklung sieht Löhl in der gut finanzierten Grundlagenforschung an den Universitäten. Zum einen, weil von dort gut ausgebildete Mitarbeiter rekrutiert werden können, zum anderen wegen der Forschung selbst. Denn diese „kann keine Industrie tatsächlich leisten.“ Die Leistung der Unternehmen bestehe darin, die Erkenntnisse in einem industriellen Maßstab anzuwenden.
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