Boehringer Ingelheim streicht geplanten zweiten Standort in Österreich

Boehringer Ingelheim streicht geplanten zweiten Standort in Österreich
Der Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim baut keinen zweiten Österreich-Standort in Bruck an der Leitha.

Im April 2022 hat der deutsche Pharma-Riese Boehringer Ingelheim (53.100 Mitarbeiter, 24,1 Milliarden Euro Umsatz) entschieden, dass eine neue Produktionsstätte in Bruck an der Leitha, Niederösterreich, errichtet werden soll. Damit sollten in Zukunft vor Ort Medikamente gegen Schlaganfall, Krebs und Herzerkrankungen produziert werden. „1,2 Milliarden Euro werden investiert und 800 Arbeitsplätze geschaffen“, freute sich damals die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

"Insgesamt sollen bis zu sieben Gebäude errichtet werden. Neben dem Produktionsgebäude inklusive eines Nebengebäudes entsteht ein Gebäude für die Qualitätssicherung, eine Energiezentrale, ein Logistik-Zentrum, ein Workshop- und Seminarzentrum sowie ein Eingangs- und Kantinengebäude. Die Fertigstellung soll plangemäß 2026 erfolgen", hieß es damals in einer Aussendung des Pharma-Riesen.

Nun wurde das geplante Projekt seitens Boehringer Ingelheim eingestampft. Die zweite Produktionsstätte in Österreich wird nicht gebaut.

"Boehringer Ingelheim hat sich entschieden, das Projekt zur Errichtung einer neuen biopharmazeutischen Produktionsanlage in Bruck an der Leitha nicht weiter zu verfolgen. Die wachsende und vielversprechende Produktpipeline erfordert eine klare Fokussierung und Priorisierung", heißt es in einer Aussendung.  "Eine Beschleunigung der Entwicklung von neuen Arzneimitteln in Therapiegebieten mit derzeit ungedecktem medizinischen Bedarf steht dabei im Mittelpunkt. Boehringer Ingelheim strebt bis 2030 die Markteinführung von rund 25 neuen Wirkstoffen an." Nachsatz: "Deren Produktion wird auch die Einführung neuer Herstelltechnologien erforderlich machen. Demgegenüber ist der erwartete künftige Bedarf für Produktionskapazitäten in der Biopharmazie – nicht zuletzt durch die kürzlich in Betrieb genommene Zellkulturanlage in Wien – mit den bestehenden Produktionsanlagen abgedeckt."

Gleichzeitig bekräftigt Boehringer Ingelheim sein Bekenntnis zum Standort Österreich. In den vergangenen zehn Jahren habe Boehringer Ingelheim über eine Milliarde Euro in den Standortausbau investiert, für 2024 ist die Eröffnung eines neuen Krebsforschungsgebäudes am bestehenden Standort Wien geplant.

Großes Bedauern

„Wir wurden soeben von der Konzern-Führung informiert, dass Boehringer Ingelheim seine Konzernstrategie geändert hat und das Investment in Bruck an der Leitha nicht weiterverfolgen wird. Wir müssen diese Konzernentscheidung mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen“, sagt Jochen Danninger, Aufsichtsratsvorsitzender der Ecoplus, der im Vorjahr in seiner damaligen Funktion als Wirtschaftslandesrat dieses Ansiedlungsprojekt intensiv begleitet hat. "Sie ist ein herber Schlag für den Wirtschaftsstandort Österreich. Gemeinsam mit der Bundesregierung haben wir uns massiv für diese Produktionsanlage in Bruck eingesetzt und uns in einem aufwändigen Standortwettbewerb gegen die USA, Deutschland und Spanien durchgesetzt."

Nachsatz Danningers: „Wir müssen diese Konzernentscheidung als äußerst schmerzhaften Warnschuss für den Wirtschaftsstandort Österreich begreifen. Auch wenn diese Entscheidung unternehmensinterne Gründe hat, müssen wir in Zukunft noch stärker darauf achten, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreichs wieder zu stärken und uns auch gegen jede Maßnahme, die dem Wirtschaftsstandort schadet, entschieden zu Wehr setzen.“

Bürgermeister enttäuscht

„Ich bin maßlos enttäuscht über die Entscheidung des Konzerns. Wir haben viele Vorarbeiten bereits geleistet. Ich muss die Entscheidung aber zur Kenntnis nehmen. Und ich bin auch überzeugt: Der Wirtschaftsstandort Bruck an der Leitha bietet vor allem auch im Wirtschaftspark der ecoplus weiterhin perfekten Voraussetzungen für Betriebsansiedlungen", sagt Gerhard Weil, Bürgermeister von Bruck an der Leitha.

Biotech Campus Hainburg

„Wir werden uns aber weiter mit vollem Einsatz dieser prosperierenden Wirtschaftsregion rund um Bruck an der Leitha widmen. Am Biotech Campus Hainburg halten wir daher selbstverständlichen fest. Die in der Region ansässigen Biotec-Firmen wie Takeda und Pfizer haben großen Bedarf an Fachkräfte im Bereich der Biotechnologie. Daher investieren wir weiterhin in den Campus und setzen den geplanten FH-Lehrgang und das neue Gymnasium um. Mit diesem Schritt stärken wir diese Region als Wirtschaftsregion auch in herausfordernden Zeiten“, unterstreicht Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

 

 

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