Krebsmedikamente aus Wien treiben Boehringer-Umsatz

Biopharmazeutische Produktion bei Boehringer in Wien-Meidling.
Wettlauf bei Mittel gegen chronische Krankheiten kurbelt auch die Forschung an.

Alzheimer, Parkinson, Diabetes: Die Menschen werden immer älter und mit dem Alter steigen die Erkrankungen. Im Kampf gegen die "Altersleiden" liefern sich Pharmakonzerne weltweit ein hartes Wettrennen um die Marktreife neuer Medikamente gegen chronische Krankheiten.

Das deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim drückt besonders aufs Tempo und plant in den nächsten zwei Jahren gleich zehn Markteinführungen. Schwerpunkte sind Mittel gegen Diabetes, Asthma, Venenthrombosen, Leukämie und Lungenkrebs.

Von der prall gefüllten Produkt-Pipeline profitiert auch die Österreich-Tochter. Die beiden Krebsmedikamente wurden bei Boehringer in Wien entdeckt und entwickelt. Wien ist Zentrum für Krebsforschung sowie Standort für biopharmazeutische Forschung der Deutschen. Schon im Vorjahr wurde ein neues Lungenkrebsmittel aus Wien in der EU und den USA zugelassen und gilt als wichtiger Hoffnungs- und Umsatzträger.

"Krebs wird von einer akut bedrohlichen mehr und mehr zur chronischen Krankheit", sagt Boehringer-Konzernchef Andreas Barner im KURIER-Gespräch. "Onkologie bleibt weiterhin ein Schwerpunkt für uns, im Zweifelsfall wird’s wichtiger."

Ausbau

Der Standort Wien wird – wie bereits früher angekündigt – weiter ausgebaut. Noch im Frühjahr wird das Forschungszentrum mit einem Zubau erweitert, im Herbst wird das neue Bürogebäude in Wien-Meidling bezogen. Die Zahl der Mitarbeiter konnte im Vorjahr um 100 auf 1400 aufgestockt werden, darunter 250 Forscher.

Erstmals werden auch Lehrlinge ausgebildet. "Gute Mitarbeiter zu finden ist für uns eine ebenso wichtige Standortfrage wie die Forschungsförderung", betont Barner. Ebenso sei es wichtig, dass es in Wien auch weiterhin eine "exzellente Grundlagenforschung" gibt. Von Wien aus betreut Boehringer insgesamt 33 Länder in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien inklusive Russland. Auf die Frage, ob eine Osteuropa-Zentrale überhaupt noch zeitgemäß ist, antwortet Barner: "Wir sind da wohl etwas anachronistisch, aber sehr zufrieden damit. Sie können sich um kleine Länder besser kümmern, wenn sie nicht in der Zentrale sitzen."

Der Konzern konnte im Vorjahr den Jahresüberschuss um sieben Prozent auf 1,32 Mrd. Euro steigern.

Der Umsatz sank um vier Prozent auf 14,1 Mrd. Euro, währungsbereinigt gab es ein Plus von 1,4 Prozent. Weltweit sind 47.400 Mitarbeiter beschäftigt.

Kommentare