Warum Bausparen langsam wieder in Mode kommt
Österreich war einmal ein Land der Bausparer. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nur rund ein Drittel verfügt laut Nationalbank über eine solche Veranlagungsform - das ist der Tiefststand seit Erhebungsstart 1997. Damals waren es zum Vergleich 76 Prozent. Doch die Talsohle scheint durchschritten zu sein.
"Wir forcieren das Thema seit Herbst 2022 wieder aktiv", sagt Andreas Kaim. Er war seit 2019 für den Vertrieb in der s Bausparkasse hauptverantwortlich und ist seit heuer Vorstandschef. So konnte in den vergangenen zwei Jahren der Kundenstand um 40.000 auf 150.000 gesteigert werden.
"2019 war es mutig, sich für den Job als Vertriebsvorstand zu bewerben", sagt Kaim im KURIER-Gespräch. Schließlich seien damals japanische Verhältnisse bei den Zinsen prophezeit worden. In dem asiatischen Land gab es bis vor kurzem Jahrzehnte lang keine Zinszahlungen.
"Bausparen hatte bis 2008 eine unglaublich erfolgreiche Geschichte", so Kaim. Dann jedoch folgte die Finanz- und später die Eurokrise und die Zinsen gingen auf Null. Zudem wurde die staatliche Prämie auf die Einzahlungen auf 1,5 Prozent halbiert.
Doch diese Zeiten sind seit Mitte 2022 vorbei, als die Europäische Zentralbank begonnen hat, die Zinsen zu erhöhen. "Das war ein Riesenschub", sagt Kaim. Hinzu seien die zahlreichen Krisen gekommen, die bei Anlegern den Wunsch nach Sicherheit vergrößert hätten. "Etwas sicheres als Bausparen gibt es nicht."
Dennoch rechnet er nicht damit, dass die Zahl von 180.000 Verträgen bei der s Bausparkasse im Jahr 2019 so schnell wieder erreicht werde. Zum einen, weil es seit damals eine Vertriebskooperation nicht mehr gibt. Zum anderen, weil viele Menschen, vor allem Jüngere, das Ansparen verlernt hätten.
Dabei spreche nicht nur die Sicherheit für das Produkt, sondern auch die Einfachheit. Bausparer sind ab 40 Euro im Monat möglich, im Durchschnitt sind es laut Kaim rund 85 bis 90 Euro. Zielgruppe seien alle Österreicher, im speziellen aber jüngere Menschen und all jene, die noch kein Vermögen gebildet haben.
Größere Anschaffungen
Diese könnten beim Ansparen nach Ablauf des Vertrages nach 6 Jahren das Geld für eine größere Anschaffung oder nach weiteren 6 Jahren etwa als Eigenanteil für eine Genossenschaftswohnung bzw. Eigenmittel für einen Wohnkredit. "Es ist besser, Geld beseite zu legen und Konsumverzicht zu üben."
Bausparen wird laut Kaim oft auch als Ergänzung und Risikodiversifizierung im Portfolio genutzt. Wichtig sei, dass am Ende ein Ertrag herauskommt - im Gegensatz zu täglich fälligen Produkten. "Inflationsbereinigt wahrscheinlich nicht", gibt Kaim aber zu, da zudem auch die Zinsen (allerdings nicht die Prämie) der Kapitalertragssteuer unterliegen.
Aktien sind risikoreicher
"Was wäre die Alternative? Ins Risiko gehen und Aktien und Zertifikate kaufen, aber da gibt es zu viel Verunsicherung." Für die Pension anzusparen sei Bausparen allerdings nicht das richtige Mittel. Die Rendite sei nicht die größte (siehe Infokasten unten), aber genau kalkulierbar.
Seit vielen Jahren liegt die maximale Fördersumme der Einzahlungen bei 1.200 Euro jährlich (entspricht 7.000 Euro bei Einmalerlägen), die maximale Darlehenssumme bei 260.000 Euro und die Prämie bei 1,5 Prozent. "Gott sei Dank gibt es die Untergrenze von 1,5 Prozent", so Kaim, "sonst wären es die letzten Jahre noch weniger gewesen."
Anhebung der Beträge
Er wünscht sich aber eine Anhebung aller drei Komponenten - die Fördersumme um zumindest 150 Euro im Jahr, die Darlehenssumme auf 350.000 bis 400.000 Euro sowie eine Verdoppelung der Prämie. "Das wäre ein schöner Impuls um die Menschen dazu zu bewegen, wieder mehr Geld auf die Seite zu legen." Die momentane Gestaltung sei nur bedingt attraktiv. Zudem würden die Einlagen völlig der heimischen Wertschöpfung in Form von Wohnbaudarlehen zugute kommen.
Fixzinsvereinbarungen seien bei großen Investitionen vernünftig, weil planbar. Ziel müsse sein, Rückzahlungen ohne viel Bauchweh durchführen zu können. Mit einer durchschnittlichen Darlehenssumme von 200.000 Euro werde der gesetzliche Rahmen zwar nicht ausgereizt, im Einzelfall wäre ein höherer Rahmen schon wünschenswert, so Kaim. "Ein Einfamilienhaus in guter Lage geht sich damit selbst zu zweit nicht aus."
Leistbares Eigenheim
Er ist davon überzeugt, dass trotz höherer Preise ein Eigenheim für den Durchschnittsbürger noch immer leistbar sei. Allerdings müssten die Menschen da und dort ein bisschen kleinere Brötchen backen, sprich bei der gewünschten Objektgröße nachlassen. Und im Gegensatz zu früher würden nun die Objekte sofort bei Bezug in allen Facetten - von der Fassade über Garten bis Pool - fertig gestellt sein. Das könnte sich daher auch wieder ändern.
Im Vergleich zu früher seien nun auch mehr Eigenmittel nötig, nicht zuletzt wegen der strengeren Vorgaben der Aufsicht. Die s Bausparkasse habe sehr geringe Risikokosten, es habe auch ohne der Verordnung gut funktioniert, weil "wir wohl überlegt haben, welches Projekt gut ist und welches nicht. Wir sind in der Bausparkasse auf Wohnbau spezialisiert und haben einen guten Blick darauf".
Worauf beim Vertragsabschluss geachtet werden soll
Die vier österreichischen Bausparkassen bieten Tarife in erster Linie mit variabler Verzinsung an (Fixzinsen für die gesamte Laufzeit nicht alle), wobei die hohen Einstiegszinsen meist nur für ein Jahr fix sind. Jugend-Spartarife sind an eine Altersgrenze geknüpft (z. B. 30 Jahre). Die Laufzeit beträgt generell in der Regel sechs Jahre.
Die Zinsen hängen von der Leitzinsentwicklung ab und bewegen sich innerhalb einer vertraglich vereinbarten Bandbreite. Das bedeutet: Egal wie niedrig die Leitzinsen stehen – der Sparzins kann nicht unter die untere Zinsbandbreite rutschen. Falls im umgekehrten Fall die Leitzinsen steigen, dann kann der Sparzins nicht über die obere Bandbreite hinausgehen.
„Verlangen Sie darauf basierende Berechnungen“, rät Christoph Prantner, Bankenexperte bei der Arbeiterkammer. Danach sollten die Angebote verglichen werden. Einige Anbieter offerieren bei Abschluss zudem einen Bonus. Aktuell liegt die effektive Verzinsung laut AK bei allen Anbietern unter der Inflationsrate.
Spesen
Prantner weist darauf hin, dass bei allen Verträgen Spesen von einigen Euro für die Kontoführung anfallen. „Sie sind in den Allgemeinen Bausparbedingungen festgehalten und über die Höhe kann nicht verhandelt werden. Sie werden jährlich im Vorhinein dem Konto angelastet.“
Grundsätzlich gibt es beim Bausparen die Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig aufzulösen. „Aber das wird teuer“, warnt Prantner. „Die Bausparprämie wird dann rückgebucht, die Verzinsung rückwirkend reduziert und es werden einmalige Spesen verrechnet.“ Ausgenommen ist dies alles bei nachgewiesener widmungsgemäßer Verwendung (für Wohnzwecke, Bildung oder Pflege).
Einen Überblick über die aktuellen Angebote liefert der Bankenrechner der AK
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