Kleine PV-Anlagen, genannt, Balkonkraftwerke, waren lange Zeit ein Nischenthema. In den letzten zwei Jahren haben sie deutlich an Popularität gewonnen, es gibt etwa steckerfertige Anlagen im Baumarkt.
"Ich finde die Entwicklung super", sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur (AEA). Dem KURIER hat er erklärt, worauf Konsumentinnen und Konsumenten dabei achten müssen.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Die Anlagen bestehen normalerweise aus ein bis zwei PV-Modulen, einem Wechselrichter und einer Steckerverbindung, über die der gewonnene Strom ins Hausnetz eingespeist wird. Maximal haben sie eine Leistung von 800 Watt (W Peak). Alles darüber gilt als herkömmliche PV-Anlage.
Brauche ich dafür eine Genehmigung?
Das Balkonkraftwerk muss zwei Wochen vor Inbetriebnahme dem Netzbetreiber gemeldet werden. Das ist kostenlos und in vielen Fällen online möglich. Wird die Anlage nicht gemeldet, drohen Strafzahlungen. Eine nicht ordnungsgemäß gemeldete Solaranlage kann auch zu Problemen mit der Versicherung führen.
Nein, Klein-PV-Anlagen können auch woanders montiert werden. Sie im Sinne der Flexibilität mit Kabelbindern zu fixieren ist allerdings keine gute Idee, denn der Wind wirke mit "enormen Kräften" auf die etwa 1,7 Quadratmeter großen und 15 bis 20 Kilogramm schweren Paneele ein, sagt Angerer. "Ich kann nur jedem anraten, die Montage ernst zu nehmen", vom Wind erfasste Paneele seien "mit Abstand" das gefährlichste an den Anlagen.
Brauche ich dafür einen Smart Meter?
Nein. Der Zähler muss eine Rücklaufsperre haben. Es obliegt aber dem Netzbetreiber, den Zähler gegebenenfalls zu tauschen.
Wie kommt der Strom zu meinen Geräten?
Ein handelsüblicher Schuko-Stecker reicht. Die Anlage speist den Strom dann ins Hausnetz ein, die angesteckten Geräte verbrauchen ihn. Allerdings empfiehlt Angerer, die Anlage von einem Elektriker fix anschließen zu lassen, denn die meisten Anschlusspunkte sind im Freien und somit der Witterung ausgesetzt.
Es gibt bisher keine gesonderte Regelung für die Anlagen. Denkbar wäre zum Beispiel der Einwand, dass das architektonische Ensemble gestört wird. Grundsätzlich ist es ratsam, das Einverständnis der Hausverwaltung einzuholen, ähnlich wie etwa bei Außenjalousien.
Wie viel kostet so etwas?
Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Leistung kostet im Komplettpaket etwa 1.000 bis 1.200 Euro, kleinere Anlagen sind etwas billiger.
Worauf ist beim Kauf zu achten?
Nicht jeder Wechselrichter, der weltweit verkauft wird, darf an ein österreichisches Stromnetz, insbesondere beim Kauf im Internet ist hier Vorsicht geboten. Eine Liste, welche Modelle verwendet werden können gibt es bei den Netzbetreibern und bei der Branchenvertretung Oesterreichs Energie.
Ein durchschnittlicher Haushalt hat eine Grundlast von 100 bis 300 Watt, etwa für Geräte wie den Kühlschrank und das Modem. Diese könnte man im Sommer und auch in der Übergangszeit unter tags zumindest abdecken. Der unverbrauchte Strom fließt ins allgemeine Netz ab. Verschiedenen Berechnungen zufolge amortisiert sich ein Balkonkraftwerk innerhalb von etwa fünf Jahren.
Kann ich den Strom auch verkaufen?
Dafür bräuchte man einen eigenen Zählpunkt und einen Abnehmer für den Strom, das zahlt sich bei PV-Anlagen dieser Größenordnung kaum aus. Eine südseitige, senkrecht montierte PV-Anlage mit 800 W produziert im Jahr etwa 500 bis 600 kWh, so Angerer. Wenn inklusive Grundlast etwa drei Viertel davon selbst verbraucht werden, lohne sich das für den Rest nicht mehr, so Angerer.
Kann ich den Strom auch speichern?
Ja, es gibt auch Speicherlösungen am Markt. Das kann sinnvoll sein, etwa wenn den ganzen Tag niemand zu Hause ist und also nur wenig Strom verbraucht wird. Ob es sich wirtschaftlich rentiert, muss man sich im Einzelfall ausrechnen.
Wird ein Haushalt dadurch Strom-autark?
Nein, ein normaler Haushalt braucht deutlich mehr Strom, als Balkonkraftwerke produzieren. Der Rest muss also aus dem Netz bezogen werden. Zudem brauchen die meisten Haushalte am meisten Strom im Winterhalbjahr und abends.
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