Photovoltaik-Boom: Jährlich 100.000 neue Zählpunkte

Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Ende 2022 gab es landesweit erst 250.000. Die Energiewende stellt hohe Anforderungen an das Stromnetz.

Der Boom bei privaten Photovoltaik-Anlagen stellt hohe Anforderungen an das heimische Stromnetz, berichtet die Regulierungsbehörde E-Control.

Ende 2022 gab es österreichweit etwa 250.000 Zählpunkte für PV-Anlagen, 97 Prozent davon im Niederspannungsnetz. Es handelt sich dabei also nicht um große PV-Kraftwerke, sondern vorrangig um kleinere, private Anlagen. Die E-Control geht davon aus, dass künftig etwa 100.000 zusätzliche Zählpunkte pro Jahr nötig sein werden, um die Erneuerbaren-Ausbauziele zu erreichen. Das entspräche einem Zuwachs der installierten Leistung von einem Gigawatt (1.000 MW) pro Jahr.

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Denn die österreichische Ökostromerzeugung soll bis 2030 um 27 Terawattstunden (TWh) wachsen. Die größten Anteile davon fallen auf Windkraft (10 TWh) und Photovoltaik (11 TWh) - wobei nicht damit zu rechnen ist, dass letzteres nur durch private Dachanlagen erreicht werden kann.

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Dennoch: Jede neue private Anlage muss ans Stromnetz angeschlossen werden. Damit das bewältigt werden kann, fordert die E-Control in ihrem "Aktionsplan Netzanschluss" eine Reihe von Vereinfachungen. So sollen etwa Anträge auf Netzanschluss bei allen Netzbetreibern online möglich sein und innerhalb von 14 Tagen bearbeitet werden müssen.

Stromnetz muss umgebaut werden

Die Anschlüsse alleine lösen das Problem allerdings noch nicht. Denn in vielen Regionen reichen die Kapazitäten der Verteilnetze nicht dafür aus, den privat produzierten und nicht selbst verbrauchten Strom aufzunehmen, etwa bei Produktionsspitzen im Sommer.

Im Zuge der Energiewende entsteht, allgemein gesprochen, eine dezentralere Struktur von Produktion und Verbrauch, nicht nur wegen privater PV-Anlagen. Die bestehenden Stromnetze wurden dafür aber nicht gebaut, sie wurden angelegt, um den Strom von großen Kraftwerken in die Siedlungs- und Gewerbegebiete zu verteilen. Wenn aber beispielsweise in dünn besiedelten Gebieten vermehrt Kraftwerke (wie Windräder, PV-Anlagen) gebaut werden, müssen die Netze zu Spitzenzeiten relativ viel Strom von dort abtransportieren können.

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Insgesamt könnte der bis 2030 notwendige Ausbau der Stromnetze verschiedenen Schätzungen zu Folge 15 bis 18 Milliarden Euro kosten. Höher wären aber die Kosten, die durch Versäumnisse dabei entstehen würden. Nicht nur, weil Energie verloren ginge, sondern auch, weil das Stromnetz bereits mit Ausgleichsmaßnahmen gestützt werden muss. Laut dem Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) haben diese sogenannten Redispatch-Maßnahmen im Jahr 2022 Kosten von 718 Millionen Euro verursacht.

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