Pleiterekord bei Händlern und Werkstätten
Vom 10. bis 13. Jänner fand am Wiener Messegelände die Vienna Autoshow (Bilder unten) statt. Branchenvertreter zogen dort zufrieden Bilanz über das Jahr 2012. Der Tenor: Die Autobranche habe sich von der Wirtschaftskrise zwar bremsen, aber nicht ausbremsen lassen. Auch im Hinblick auf das 2013er Jahr wurde Optimismus an den Tag gelegt – wenn auch verhalten.
Tatsächlich ist der Fahrzeughandel in Österreich um vier Prozent gesunken, für heuer wird ein Minus von vier bis fünf Prozent erwartet, rechnete die Bank Austria am Mittwoch vor. Und auch ein Blick in die Händlerstatistik aus dem Jahr 2012 relativiert die optimistische Einschätzung von Branchenvertretern: 2012 gingen nämlich 227 Händler und Werkstätten in Insolvenz – so viele wie nie zuvor.
Bilder: Rundgang auf der Vienna Autoshow
"Im Vorjahr ist nicht nur der Umsatz im Kfz-Handel sondern es sind auch die Werkstättenumsätze um rund vier Prozent gesunken, mit denen in der Vergangenheit die schwache Entwicklung im Handelsbereich sehr oft kompensieren werden konnte", analysiert Bank-Austria-Ökonom Günter Wolf.
"Unter den Voraussetzungen, dass mit der Konjunkturstabilisierung das Konsumentenvertrauen nachhaltig gestärkt wird, sich die Arbeitsmarktsituation verbessert und die Realeinkommen zulegen, wird der Abwärtstrend im Autohandel erst 2014 gestoppt werden können. Nennenswerte Zuwächse im Automarkt sind aber auch 2014 unwahrscheinlich."
Scheinanmeldungen
Und er legt den Finger auf eine weitere Wunde: "In Summe wurden 2012 bereits acht Prozent aller erstmals registrierten Neuwagen von den Händlern selbst an- und sofort wieder abgemeldet. Diese Fahrzeuge dienen der Marktanteilspflege und werden als 'Jungwagen' mit Preisnachlässen auf dem Gebrauchtwagenmarkt angeboten."
Laufende Kosten gestiegen
Schlechte Nachrichten gibt es auch für Autobesitzer: Ihre Kosten für Kauf, Erhaltung und Betrieb des Kfz sind seit dem Jahr 2000 um 34 Prozent gestiegen - die allgemeine Teuerungsrate betrug in diesem Zeitraum laut Bank Austria 28 Prozent. Wobei die gestiegenen Fahrzeugkosten fast ausschließlich auf die Treibstoff- und Servicekosten zurückzuführen seien - seit 2000 stiegen die Treibstoffpreise um 50 Prozent und die Servicekosten legten auf 69 Prozent zu. Die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen stiegen im gleichen Zeitraum um 7 Prozent. "Insgesamt sind seit 2009 die Autopreise sogar leicht gesunken", so Wolf.
Trend zur Oberklasse
Dies sei umso bemerkenswerter, da der Trend zu teureren Fahrzeugen anhalte. "2012 wurden nur in der höchsten Motorleistungsklasse ab 89 Kilowatt Zuwächse verbucht. Der Anteil dieses Segments an den Neuzulassungen ist auf 36 Prozent gestiegen", rechnet die Bank vor. Insgesamt sind in Österreich rund 4,5 Millionen Pkw zugelassen.
Die Verbraucher in Europa haben einmal mehr einen großen Bogen um die Autohäuser gemacht. Im März fielen die Neuzulassungen in der Europäischen Union um 10,2 Prozent auf 1,3 Millionen Pkw, wie der europäische Herstellerverband ACEA am Mittwoch mitteilte. Es war bereits der 18. Rückgang in Folge. Zwischen Jänner und März wurden knapp drei Millionen Neuwagen verkauft - 9,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
In Österreich belief sich das Minus im März im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18,1 Prozent, in den ersten drei Monaten des Jahres summierte sich der Rückgang auf 9,8 Prozent, der Absatz fiel im Quartal von 88.764 Fahrzeugen auf 80.024 Fahrzeuge.
Ausnahme Großbritannien
Einziger Lichtblick für die Autobauer war Großbritannien - hier stiegen die Neuzulassungen im März um 5,9 Prozent auf fast 395.000. In den anderen großen Märkten wurden hingegen jeweils zweistellige Absatzrückgänge verbucht - so fiel die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland um 17,1 Prozent auf gut 280.000 Fahrzeuge.
Im Krisengeschüttelten Zypern aber auch in Finnland gab es im März im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang von gut 58 Prozent, in den Niederlanden und Rumänien waren es jeweils über 30 Prozent.
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