2013 wird hartes Autojahr

2013 wird hartes Autojahr
Experte Dudenhöffer sieht die Autoindustrie vor der größten Belastungsprobe seit dem zweiten Weltkrieg.

Für die europäische Automobilindustrie wird das Jahr 2013 nach Einschätzung des deutschen Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer das härteste seit Jahrzehnten. "Die europäische Autoindustrie - insbesondere Südeuropa - steht vor ihrer größten Belastungsprobe seit dem zweiten Weltkrieg", sagte Dudenhöffer der Welt vom Donnerstag. Die Automobilbranchen in Frankreich und Spanien erlitten im abgelaufenen Jahr massive Einbrüche beim Verkauf. Auch die Talfahrt auf dem italienischen Automarkt hat sich dramatisch beschleunigt.

"Die Eurozone bleibt länger in der Rezession, und die Automobilmärkte in Europa werden im Jahr 2013 noch schwieriger werden", sagte der Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen der Welt. 2013 und 2014 würden "schwere Jahre". Erst 2014 könnte der Abwärtstrend gestoppt werden. "Der schnelle Aufschwung aus der Krise ist bis jetzt nicht sichtbar", ergänzte Dudenhöffer.

Über alle europäischen Staaten hinweg werden Dudenhöffer zufolge 2013 insgesamt 3,5 Millionen Pkw weniger verkauft werden als noch 2005. "Das entspricht der Jahresproduktion von zwölf Werken", sagte der Auto-Experte. Die Überkapazitäten blieben aber in Zukunft in größeren Teilen weiter erhalten, mutmaßte Dudenhöffer. Er rechnete damit, dass gerade südeuropäische Staaten ihren Herstellern in der Krise mit Staatshilfen unter die Arme greifen werden. Nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft PwC sind 15 Automobilwerke in Europa so schwach ausgelastet, dass sie auf den Prüfstand gestellt werden müssten.

Produktion: Überholt China Europa?

Dudenhöffer geht davon aus, dass sich die Machtverhältnisse in der globalen Autoindustrie weiter verschieben. So würden die USA 2013 ihre Spitzenposition als Absatzmarkt behalten, Deutschland werde hingegen an Bedeutung verlieren. "Deutschland wird ab 2015 nicht mehr unter den Top 5 der größten Automärkte der Welt sein", schätzt Dudenhöffer. Russland und Indien dürften bis dahin vorbeigezogen sein.

Punkto Autoproduktion dürfte China heuer Europa erstmals abhängen, berichtet die "Financial Times unter Berufung auf Analysten bei Branchendiensten und Banken: Demnach würden in China 2013 rund 19,6 Millionen Autos produziert, in Europa dagegen 18,3 Millionen. 2012 Jahr hatte Europa im Vergleich zu China noch mit 18,9 zu 17,8 Millionen Autos die Nase vorn.

Die Entwicklung war zu erwarten, denn im bevölkerungsreichsten Land der Erde steigt die Autoproduktion rasant: Laut FT hat sie sich seit 2000 mehr als verzehnfacht. 2013 werde fast jedes vierte Auto in China hergestellt. Aus Europa dürfte etwa jedes fünfte kommen. 1970 sei noch fast jedes zweite Auto in Europa hergestellt worden.

Schwarzes Jahr

Die Autobranchen in Frankreich und Spanien haben 2012 bereits zu einem schwarzen Jahr erklärt. Wie der Verband der französischen Autobauer (CCFA) am Mittwoch mitteilte, wurden im abgelaufenen Jahr knapp 1,9 Millionen Neuwagen angemeldet - das war die niedrigste Zahl seit 15 Jahren. Im Vergleich zu 2011 ging der Verkauf von Neuwagen um fast 14 Prozent zurück.

In Spanien wurden 2012 im Jahresverlauf 13,4 Prozent weniger Autos verkauft als noch ein Jahr zuvor, wie der Autoverband Anfac mitteilte. Dort legten die Hersteller gemeinsam mit der Regierung im Oktober ein Hilfsprogramm vor, das den Absatz ankurbeln sollen. Bis März können spanische Autobesitzer eine Prämie von 2.000 Euro kassieren, wenn sie ihr mehr als zwölf Jahre altes Auto abgeben und sich ein umweltfreundlicheres Modell zulegen.

In Italien brach der Absatz im vergangenen Jahr um 19,9 Prozent ein, wie das Verkehrsministerium am Dienstag mitteilte. Es war der fünfte Rückgang in Folge. 2011 waren die Verkäufe bereits um 10,8 Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge gefallen.

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