Autobauer: Die Zwei-Klassen-Gesellschaft

Autobauer: Die Zwei-Klassen-Gesellschaft
Deutsche Autohersteller mit kaufkräftigen Kunden geht es blendend. Im Jammertal befinden sich jene, die auf Massenproduktion angewiesen sind.

Der Graben zwischen den profitablen und den angeschlagenen deutschen Autobauern wird immer größer. Während Opel und Ford in ihren Werken Kurzarbeit verhängen, fährt Porsche wegen starker Nachfrage Sonderschichten - und streicht einer Studie zufolge die höchsten Gewinne pro Auto der ganzen Branche ein. Am unteren Ende der Skala steht die General-Motors-Tochter Opel.

Der Studie des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen machte der Rüsselsheimer Autobauer im ersten Halbjahr mit jedem verkauften Neuwagen fast 1000 Euro Verlust - keine andere Autofirma schneidet schlechter ab.

Oples Marktanteil bricht weg

Weil der Absatz eingebrochen ist, will das Management in den Werken Rüsselsheim (14.000 Beschäftigte) und Kaiserslautern (2500 Beschäftigte) Kurzarbeit einführen. Die Gespräche darüber sollen kommende Woche abgeschlossen werden.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitierte aus einem Flugblatt des Betriebsrats, in dem sich die Arbeitnehmer gegen eine Arbeitszeitverkürzung ohne vollen Lohnausgleich wenden: "Eine 28-Stunden-Woche bei einer Kürzung des Entgelts um 20 Prozent wird es mit uns nicht geben."

Als Bedingung für die Zustimmung zur Kurzarbeit sollten auch die Führungskräfte an den Einsparungen beteiligt werden. Der Marktanteil von Opel in Europa ist im ersten Halbjahr auf 6,9 von 7,6 Prozent vor einem Jahr gefallen. GM hatte in Europa im zweiten Quartal 361 Millionen Dollar Verlust gemacht. Die Debatte über Werkschließungen zur Sanierung des seit Jahren defizitären Europageschäfts, das im Wesentlichen aus Opel besteht, ist voll im Gange.

Jammer auch bei Ford

Kaum besser als Opel geht es der Europa-Tochter des US-Autobauers Ford. Sie verlor mit jedem Neuwagen-Verkauf gut 500 Euro im ersten Halbjahr laut der CAR-Studie. Ford rechnet in diesem Jahr mit einem Milliardenverlust im Europa-Geschäft.

Es ist die mangelnde Kaufkraft und -lust der Kunden in Südeuropa, die die Autohersteller für Fahrer mit schmalerem Geldbeutel - wie Opel, Ford oder Peugeot - besonders trifft. Seit Oktober 2011 gehen die Absatzzahlen in Europa dem Autobranchenverband Acea zufolge zurück.

Hoffnungsmarkt China

Luxuswagenhersteller wie Porsche, Audi, BMW oder Mercedes können die Marktschwäche dagegen in den USA und China ausgleichen. BMW etwa geht für 2012 von erstmals einer Million verkaufter Premiumfahrzeuge der verschiedenen Hersteller in China aus.

Porsche wird seine Fertigung wegen der großen Nachfrage in den kommenden Monaten gar ausbauen. Der Studie des CAR-Instituts zufolge verdiente Porsche an jedem neuen Wagen im ersten Halbjahr fast 17.000 Euro und lag damit einsam an der Spitze der Rangliste vor BMW/Mini mit 4300 Euro, Audi und Meercedes.  

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