AUA streicht 209 Jobs auf Regionalflughäfen - Gewerkschaft schäumt
In der Belegschaft der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) herrscht erneut große Aufregung. Wie die Verkehrs- und Luftfahrtgewerkschaft vida dem KURIER vor wenigen Minuten bestätigte, wird die Airline von ihren Regionalstützpunkten in Linz, Salzburg, Innsbruck, Altenrhein, Klagenfurt und Graz 209 Bord-Mitarbeiter abziehen. Davon entfallen 35 Arbeitsplätze auf Linz, 39 Jobs auf Salzburg, 43 auf Innsbruck, 46 Stellen auf Graz, 32 auf Klagenfurt und 14 Arbeitsplätze auf Altenrhein.
Sie werden, wenn möglich, nach Wien verlegt. AUA-Chef Alexander von Hoensbroech will ihnen ein Dienst-Übersiedlungsanbot nach Wien anbieten. Das wird für Mitarbeiter mit Familie und (schulpflichtigen) Kindern laut Gewerkschaft schwer möglich sein. Außerdem habe nur etwa die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter einen sogenannten Versetzungsvorbehalt in den Verträgen, der eine Versetzung ermöglicht. Für sie wird offenbar eine Arbeitsstiftung eingerichtet. Insgesamt werden rund 380 AUA-Mitarbeiter auf den Regionalflughäfen beschäftigt.
"Das Bodenpersonal und die Technik sind nicht betroffen", sagt vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz zum KURIER. "Fix ist, dass die AUA von den Regionalflughäfen nicht mehr Deutschland anfliegt und im Lufthansa-Konzern nun evaluiert wird, wer das übernimmt." Da könnte der Lufthansa-Billigflieger Eurowings in Frage kommen. Betroffen sind die AUA-Flüge unter anderem von Salzburg nach Frankfurt und von Linz nach Düsseldorf. Hingegen wird die AUA die innerösterreichischen Regionalflughäfen weiter anfliegen.
Die Gewerkschaft befürchtet, dass das nur der erste Schritt war und ein weiterer Kahlschlag folgen wird. „Angesichts von anhaltenden Streckenausdünnungen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dahinter eine Systematik steckt“, sagt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit zum KURIER. „Und ich vermute, der Auftrag dazu kommt aus Deutschland aus der Lufthansa-Zentrale.“, Er warnt vor einer „wirtschaftlichen Austrocknung und Standortschwächung der Regionen“, durch die Streichung von Verbindungen nach Europa und die Vernichtung von qualifizierten Arbeitsplätzen in den Bundesländern.
Landeshauptmann verärgert
Scharfe Kritik übt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, aktuell auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, an den heute, Donnerstag, präsentierten Plänen der Austrian Airlines, die in einem ersten Schritt den Abzug von Flugzeugen samt Personal von den Bundesländerflughäfen Klagenfurt, Salzburg, Linz, Innsbruck, Graz sowie Altenrhein (D) beschlossen hat.
„Das kommt einem Wegfall an Arbeitsplätzen und einem schweren Schlag gegen die betroffenen Standort-Bundesländer gleich“, verweist Kaiser auf unmittelbar 210 betroffene Bord-Mitarbeiter, davon über 30 in Kärnten. Das „Angebot“, dass betroffene Mitarbeiter, die Familien und Lebensmittelschwerpunkt in den Bundesländern haben, ja nach Wien übersiedeln könnten, sei lebensfremd und komme einer Erpressung gleich. „Ganz zu schweigen davon, was das für die betroffenen Bundesländer und Regionalflughäfen bedeutet. Kaiser sieht seine dringende Gesprächsaufforderung, die er angesichts der Flugplanausdünnung seitens der AUA am Flughafen Klagenfurt, bereits an den AUA-Vorstand gerichtet hat, dramatisch bestätigt. “Offenbar reichen die Pläne der AUA und ihrer Muttergesellschaft Lufthansa ja noch viel weiter. Experten zufolge sollen wohl sämtliche Inlandsflüge der AUA gestrichen und damit die Regionalflughäfen scheibchenweise von der Bundeshauptstadt abgekoppelt werden."
Brief an die AUA-Belegschaft
"Die absehbaren Veränderungen in der Flotte und in unserem Netz haben natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf unsere dezentralen Crew-Basen in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg, wo wir heute aufgeteilt auf alle Standorte noch gut 200 fliegende Kolleginnen und Kollegen beschäftigen. Diese Strukturen sind bekanntermaßen teuer und komplex. Ein zukunftsfähiges Betriebskonzept zum Erhalt der dezentralen Basen wurde von den betroffenen Mitarbeitern im Sommer 2018 abgelehnt", schrieb AUA-Chef Alexis von Hoensbroech heute an die Mitarbeiter.
Und weiter schreibt er: "Aus diesem Grund und wegen der anstehenden Neuausrichtung des Netzes mit Abgabe der dezentralen Flüge werden wir alle dezentralen Crew-Basen schließen und nach Wien verlegen. Den betroffenen fliegenden Mitarbeitern werden wir selbstverständlich einen Dienstortwechsel nach Wien anbieten – sie werden gleich in Folge dieser E-Mail gesondert angeschrieben. Für die Kolleginnen und Kollegen, die für Ground Operations und Technik in den Bundesländern tätig sind, hat die Entscheidung zu den dezentralen Basen keine Auswirkung."
Die Player im AUA-Streit
Am Ende der Umstrukturierung sollen 18 Flieger des Typs Dash durch zehn Airbus A320 ersetzt werden. Hoensbroech: "Wir werden am Standort Wien zwei Flugzeuge mehr als heute betreiben und über deutlich größere „Röhren“ verfügen, was zu einem Wachstum von über zehn Prozent am Drehkreuz Wien gegenüber heute führt. Und auch für das Netz bedeutet der Umbau eine Verbesserung, da wir die Strecken von Dash auf Embraer bzw. Embraer auf Airbus hochtauschen werden."
Und weiter schreibt der Vorstandschef: "Obwohl der große Teil unserer Produktion am Hub Wien konzentriert ist, betreiben wir heute noch zehn Flugzeuge außerhalb von Wien: Vier im Wetlease für SWISS in Zürich und sechs, die dezentral aus den Bundesländern direkt nach Deutschland fliegen. Dieser dezentrale Teil des Netzes verursacht eine Menge Komplexität, weshalb wir unsere Produktion schrittweise auf Wien konzentrieren wollen. Wie schon berichtet, werden wir die Flugzeuge, die für SWISS fliegen, zum Ende des Winterflugplans nach Wien überstellen. Neu ist, dass wir auch beschlossen haben, den dezentralen Deutschland-Verkehr innerhalb des Konzerns neu zu organisieren und an unsere Partner zu übergeben, da dieses Netz in den Bundesländern ausschließlich Lufthansa oder Eurowings-Standorte anbindet. Details dazu werden noch ausgearbeitet."
"Es ist eine Unverschämtheit"
„Bis jetzt hat uns der Vorstand im Regen stehen lassen. Die Beschäftigten wollen wissen, wie es mit ihren Arbeitsplätzen und ihrem Familienleben weitergehen wird. Die Beschäftigten und ihre Familien werden buchstäblich genauso im Regen stehen gelassen wie die AUA-Kunden aus den Bundesländern und die regionale Wirtschaft“, sagt Vida-Gewerkschafter Schwarcz-Breuer. „In einer Managementinfo von heute Morgen an die Belegschaft werden die Flug- und Personalstrukturen in den Bundesländern als „teuer und komplex„ bezeichnet. Es ist eine Unverschämtheit, die hervorragenden Leistungen der Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern und ihren Anteil am Unternehmenserfolg dermaßen geringzuschätzen, und die Verantwortung für den Personalabbau den Beschäftigten selbst umzuhängen."
„Darüber hinaus verlange ich von der AUA-Geschäftsführung einen Sozialplan für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund 75 Prozent des Personals müssen neben dem jetzt schon viel Flexibilität fordernden Job noch Kinder und pflegebedürftige Angehörige betreuen“, gibt der vida-Gewerkschafter zu bedenken. „Wie stellt sich der AUA-Vorstand das vor? Die Beschäftigten haben ein Recht auf Informationen für ihr planbares Leben und ihre Freizeit. Sie wollen rechtzeitig wissen, ob sie ihren Job verlieren oder zukünftig stundenlange Anreisezeiten zur Arbeit in Kauf nehmen müssen und ob die Dienstzeiten nun deutlich länger werden?“
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