Satireblatt veröffentlicht erneut Mohammed-Karikatur

epa03522245 A special edition of the French satirical magazine Charlie Hebdo, in Paris, France, 02 January 2012. Reports state that Charlie Hebdo published, on 02 January 2012, with cartoons on the life of the Muslim prophet Mohammed, in Paris, France. The same magazine published cartoons of Mohammed in September 2012, prompting protests worldwide that forced the temporary closure of several French institutes abroad. EPA/YOAN VALAT
Die Satirezeitung "Charlie Hebdo" veröffentlichte am Mittwoch eine "vom Islam autorisierte Biographie."

Die französische Satirezeitung Charlie Hebdo, die mit provokanten Mohammed-Karikaturen immer wieder für Aufregung sorgte, hat ein Comic-Heft über das Leben des Propheten veröffentlicht. Der Comic-Band mit dem Titel "La Vie de Mahomet" (Das Leben des Mohammed) kam am Mittwoch in die Kioske. Das Heft ist nach Darstellung der Macher weder Karikatur noch Satire, sondern ein auf einer genauen Quellenlage basierender minutiöser Bericht.

Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung hat der Chefredakteur von Charlie Hebdo, Stephane Charbonnier - bekannt als Charb -, die Sondernummer mit dem Titel "La Vie de Mahomet" (Das Leben des Mohammed) verteidigt. Es handle sich um eine Comic-Biographie, die auf Texten von muslimischen Kolumnisten basiere. "Es ist eine vom Islam autorisierte Biographie, weil sie von Muslimen verfasst wurde. Es handelt sich um eine Zusammenstellung dessen, was über das Leben von Mohammed von muslimischen Kolumnisten geschrieben worden ist, und wir haben das ganz einfach in Bilder übertragen," so Charb.

Das Leben von Mohammed

Das Heft schildert mit den für Charb - der den gesamten Comic gezeichnet hat - charakteristischen gelben Männchen das Leben von Mohammed: Die Situation seiner Eltern Abdullah und Amina, seinen Geburtsort Mekka, Mohammed als Neugeborenes, Kind, Heranwachsender, Reisen, heilige Kriege. Das als "erste Ausgabe" mit Fortsetzungshinweis erschienene Heft endet mit der Begegnung Mohammeds mit dem Erzengel Gabriel. Am Mittwoch gab es vom Verlag noch keine Informationen darüber, ob es tatsächlich Fortsetzungen geben soll.

Zuletzt hatte Charlie Hebdo im September mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen wütende Reaktionen von Muslimen provoziert, die Abbildungen des Religionsgründers ablehnen. Gedruckt wurden die Karikaturen, als es in zahlreichen muslimischen Ländern blutige Proteste gegen den in den USA produzierten Islam-kritischen Film "Die Unschuld der Muslime" gab. Aus Angst vor gewaltsamen Protesten auch gegen die Charlie Hebdo-Karikaturen verstärkte die Regierung in Paris Sicherheitsvorkehrungen für französische Einrichtungen in muslimischen Staaten, viele von ihnen blieben für einige Tage geschlossen.

"Charia Hebdo" im November 2011

Für Aufsehen hatte das Blatt schon vorher gesorgt. Im November 2011 wurden nach der Veröffentlichung einer Sonderausgabe mit dem Titel "Charia Hebdo" und darin enthaltenen Mohammed-Karikaturen die Redaktionsräume von Charlie Hebdo in Brand gesteckt und die Internetseite gehackt. Gegen Charb wurden Morddrohungen ausgesprochen, er steht bis heute unter Polizeischutz.

Die Sprecherin der französischen Regierung, Najat Vallaud-Belkacem, sagte am Mittwoch mit Blick auf den neuen Comic-Band, es müsse ein "Gleichgewicht" zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Respekt der öffentlichen Ordnung geben. Es müsse auch verhindert werden, "Öl ins Feuer zu gießen", sagte sie dem Sender France 2. Das Comic-Heft von Charlie Hebdo wollte sie aber nicht beurteilen, da sie es nach eigenem Bekunden noch nicht gesehen hatte.

Kritik von türkischer und irakischer Seite

Kritik kam allerdings von irakischer und türkischer Seite. Ibrahim Kalin, ein enger Berater des türkischen Premierministers Tecep Tayyip Erdogan, bezeichnete den Comic bereits vor seiner Veröffentlichung als "eine Provokation". "Ich raten den Muslimen ihn zu ignorieren," schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Auch der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Tamin Mehmanparast, verurteilte die geplante Sondernummer noch vor der Publikation und forderte rechtliche Schritte.

Jesus-Comic von Gerhard Haderer

Aufregung wegen religiöser Karikaturen gab es in der Vergangenheit jedoch nicht nur in der muslimischen Welt. Ein 2002 publiziertes Jesus-Comic des österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer mit dem Titel "Das Leben des Jesus" rief heftige Kritik von der katholischen Kirche sowie des damaligen ÖVP-Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel hervor. Haderer hatte Jesus als liebenswerten Weihrauch-Kiffer, die wundersame Fischvermehrung als Bootsunglück und den Gang über das Wasser des Sees Genezareth als Surf-Trip dargestellt. In Griechenland wurde das Buch sogar verboten und der Karikaturist wegen "Religionsbeschimpfung" verurteilt. Ein Berufungsgericht hob den Schuldspruch später jedoch wieder auf.

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