ORF zwischen gut und böse

Jan Josef Liefers, Veit Heiduschka 20.04.2013, Wien, Hofburg, Romy Gala
Produzent Veit Heiduschka will nach Banken-Vorbild „bad ORF“ und „good ORF“.

Die heimische Filmindustrie macht sich intensive Gedanken über den ORF. Der steht wirtschaftlich unter Druck und politisch sowieso. Doch die Situation hat sich verschärft. Wegen des Budget-Sparkurses wird die Regierung die Refundierung der Mittel, die dem ORF durch Gebührenbefreiungen verloren gehen, nach vier Jahren nicht mehr verlängern. Das reißt ein Millionen-Loch.

„Es muss einen radikalen Schritt geben. Der ORF hat enorme Altlasten zu tragen, weshalb ihm das Geld fürs Programm fehlt“, meint dazu Haneke-Produzent Veit Heiduschka. Sein Vorschlag dazu: „So wie es bei Banken in Schieflage läuft, könnte man es auch beim ORF machen, nämlich das Unternehmen in einen „bad ORF“ und einen „good ORF“ aufteilen.

Nach Heiduschkas Vorstellung könnten Infrastruktur, Technik, aber auch Senderechte im alten ORF bleiben. Im neuen ORF – „eine GmbH, damit die Politik nicht reinreden kann“ – müsste „das fiktionale Programm, Dokumentationen und die Unterhaltung sein. Auch die Information wäre denkbar.“

Was es dazu braucht, kauft und mietet man sich vom alten ORF oder holt es vom Markt. Finanzieren sollen das die Gebühreneinnahmen. Der alte ORF wiederum könnte nach und nach an die Marktgegebenheiten angepasst werden.

Einschnitte

„Das ist keine absolut neue Idee“, räumt der Wega-Film-Chef ein. „In einer abgewandelten Form hat das bereits die ARD mit ihrer Tochter Degeto so gemacht.“ Die Degeto besorgt für alle ARD-Anstalten in großen Teilen den Einkauf und die Produktion von Programmen.

Die Hoffnung der Filmwirtschaft ist, dass dadurch angedrohte Einschnitte in ihrem Bereich entfallen könnten. Kolportiert werden Kürzungen des Produktionsvolumens um ein Viertel bis ein Drittel. Möglich wäre sogar der ORF-Ausstieg aus dem Film-Fernseh-Abkommen, das ihn acht Millionen kostet. „Ich bin mir aber sicher, dass dem ORF da klar ist, dass es von vielen Seiten einen Riesenaufschrei geben würde.“ Deshalb benötige es den radikalen Schritt. „Nur so kann sich der ORF von seinen Fesseln befreien.“

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