Deutschland rettet RTL Group die Bilanz

Die Werbeeinnahmen von RTL waren überall rückläufig - außer in Deutschland.

Die RTL Group hat den schrumpfenden Werbemärkten getrotzt und im ersten Halbjahr ihren Gewinn um mehr als 50 Prozent gesteigert. Außer in Deutschland seien die Werbeerlöse, die 60 Prozent aller Einnahmen des Fernsehkonzerns ausmachen, überall gesunken, sagte Geschäftsführerin Anke Schäferkordt bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen am Donnerstag.

Der Umsatz ging um 1,3 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zurück. Dennoch konnte Europas größte werbefinanzierte Sendergruppe nicht zuletzt durch einen konsequenten Sparkurs seinen Nettogewinn um 52,6 Prozent auf 418 Millionen Euro steigern.

Sonderdividende

Wie von Analysten erwartet wird die RTL Group am 5. September eine Sonderdividende von 2,50 Euro je Aktie ausschütten, insgesamt knapp 387 Millionen Euro. Hauptaktionär mit mehr als 75 Prozent ist Europas größter Medienkonzern, Bertelsmann in Gütersloh. Vor dem Teil- Börsengang im April hatte die RTL Group im Februar bereits eine Dividende von 1,6 Milliarden Euro ausgezahlt. Die Gruppe ist der größte Gewinnbringer des Bertelsmann-Konzerns. Analysten rechnen mit einer Aufnahme der Aktie im September in den Index MDax der 50 größten Unternehmen nach dem Dax. Das Papier legte bis zum Nachmittag um 2,7 Prozent zu.

Dank Deutschland

Im Gegensatz zu anderen europäischen Märkten konnte sich RTL Deutschland gut behaupten. Der Marktanteil bei den 14- bis 59-jährigen Zuschauern liege bei 31,2 Prozent, deutlich vor dem Konkurrenten ProSiebenSat1. Von dem Kauf der Rechte an den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball- Nationalmannschaft für die Europameisterschaft 2016 und die Weltmeisterschaft 2018 erhofft sich Schäferkordt weitere Impulse, schränkte aber ein: "Das wird den Gewinn von RTL nicht erhöhen."

Für das Gesamtjahr der RTL Group gaben die Geschäftsführer Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch keine Prognose ab. Sie seien aber zuversichtlich, einen ähnlich hohen operativen Gewinn wie im Vorjahr (1,07 Mrd Euro) erreichen zu können.

72 Millionen durch Buchhalter-Effekt

Ein Grund für das gute Ergebnis der Unternehmensgruppe mit Sitz in Luxemburg war die Rückabwicklung der Abschreibung auf den Anteil der RTL Group an dem spanischen Rundfunkunternehmen Atresmedia im Jahr 2012. Dieser Effekt machte jetzt allein 72 Millionen Euro aus. Der zuletzt wieder gestiegene Börsenwert von Atresmedia sei für diesen buchhalterischen Effekt verantwortlich.

Angesichts schwächelnder TV-Werbemärkte setzt die RTL Group auf das Online- und Digitalgeschäft. Im ersten Halbjahr seien die Umsätze mit Online-Angeboten um 20 Prozent auf 108 Millionen Euro gestiegen, sagte Schäferkordt der Deutschen Presse-Agentur. "Natürlich ist das noch nicht der wesentliche Anteil, keine Frage. Aber es ist sicherlich der Bereich, der im Moment die höchste Wachstumsdynamik aufweist und auch in den nächsten Jahren aufweisen wird."

Einer der wesentlichen Wachstumstreiber sei Online-Video, also Bewegtbilder im Netz, sagte Schäferkordt. "Unser Ziel ist es, auch hier in den jeweiligen Ländern eine führende Rolle einzunehmen." Ein großer Schritt im internationalen Online-Video-Bereich für die RTL Group sei die Übernahme der Mehrheit an Broadband TV, dem fünftgrößten sogenannten Multi-Channel-Netzwerk auf YouTube. "Hier sind wir das einzige europäische Fernsehunternehmen, das ein wesentlicher Player auf YouTube ist."

Zu der RTL Gruppe gehören 53 Fernseh- und 28 Radiostationen in zehn Ländern. In Deutschland zählen dazu RTL, Vox, RTL II, Super RTL, RTL Nitro und n-tv. Dazu kommt das Produktionsunternehmen FremantleMedia.

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