RTL steckt in der Krise: Die Konzernchefin zeigt sich offiziell unzufrieden

RTL steckt in der Krise: Die Konzernchefin zeigt sich offiziell unzufrieden
RTL Group-Chefin Anke Schäferkordt räumt ein, dass der Sender beim Publikum derzeit zu schlecht ankommt. Investiert wird daher unter anderem in Fußball.

RTL muss etwas unternehmen: In der Vorwoche hatte bereits Senderchef Frank Hoffmann eingeräumt, dass RTL derzeit nicht gerade toll performt („Ja wir haben verloren“). Nun hat auch die Co-Chefin des übergeordneten Konzerns RTL Group, Anke Schäferkordt, in einem Interview kritisch Stellung genommen. "Natürlich sind wir mit den aktuellen Marktanteilen von RTL nicht zufrieden", sagt Schäferkordt dem deutschen "manager magazin". Dass das Flaggschiff der Gruppe die schlechtesten Quoten seit Juni 1991 verzeichnet, wird durch den Rest der Flotte etwas gemildert, argumentiert sie: Man habe durch Gewinne bei Vox, RTL II und RTL Nitro "mit der gesamten Senderfamilie den Abstand zu unseren Wettbewerbern im ersten Halbjahr dagegen vergrößert", betonte Schäferkordt.

ProSieben im Nacken

Dennoch: Der Konkurrent ProSieben rückt dem deutschen Privatfernsehkönig unangenehm näher. Im Juni lag RTL in Deutschland bei den 14- bis 59-Jährigen Zuschauern 13,3 Prozent zwar klar vorn, ProSieben rückte aber bereits auf 9,3 Prozent auf. Schäferkordt kalmiert: Dies sei lediglich im vergangenen Monat der Fall gewesen. "Wir investieren bereits seit vielen Monaten intensiv in die Programmentwicklung", sagt sie. Und verweist auf die von Hoffmann präsentierten Fußballrechte der deutschen National-Elf: "Mit den Spielen der Fußball-Nationalmannschaft im Vorfeld von EM 2016 und WM 2018 ist uns wohl ein echter Coup gelungen."

Imagepflege mit Fußball

Rund 100 Millionen Euro zahlt RTL laut dem Magazin für die 20 Spiele. Eine Investition, die auch als Imagepflege zu verstehen ist: "Wir investieren mit den Liverechten gezielt in die Marke RTL", meint Schäferkordt. Dazu komme, dass die Qualifikationsspiele "nicht in den werbeschwächeren Sommermonaten stattfinden, sondern auch in der umsatzstarken TV-Saison. Mit dieser Alleinstellung haben diese Livespiele für uns eine deutlich höhere Attraktivität." Die Mehrheit der Analysten empfehle den Kauf der RTL-Aktie. Es gibt allerdings einen Wehrmutstropfen: Die RTL-Group-Konkurrenten ITV in Großbritannien und Mediaset in Italien haben sich seither besser entwickelt, schreibt das "manager magazin".

Allen Wehklagen zum Trotz bekommt Schäferkordt, die vor Hoffmann den Sender führte und später an die Doppelspitze der in Luxemburg sitzenden RTL-Group wechselte, einen der renommiertesten Fernsehpreise der Welt verliehen: Wie RTL am Donnerstag mitteilte, erhält die Managerin den "International Emmy Directorate Award 2013".

Die Begründung der Jury: "Anke Schäferkordt ist eine treibende Kraft des Wachstums von RTL - sowohl in Deutschland, Europas größtem und wettbewerbsintensivstem TV-Markt, als auch seit 2012 bei den weltweiten Aktivitäten der RTL Group. Ihre Leidenschaft für Programme verbunden mit einer langfristig ausgerichteten Strategie machen sie zu einer herausragenden Persönlichkeit im internationalen Fernsehgeschäft. Wir freuen uns darauf, ihren Namen der sehr namhaften Liste der Preisträger des Directorate Awards hinzufügen zu können", so Bruce L. Paisner, President & CEO der International Academy of Television Arts & Sciences. Verliehen wird die Auszeichnung am 24. November in New York.

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