Arbeiterkammer will Neuverteilung der Arbeitszeit

Symbolbild.
Das Beispiel Voest zeige, dass auch Unternehmen von einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit profitieren könnten, so die AK.

Die Arbeiterkammer (AK) fordert zur Bewältigung der Corona-Krise eine Verkürzung der Normalarbeitszeit. Anstatt Geld in die Finanzierung von hoher Arbeitslosigkeit zu stecken, sollte demnach eine geringere Wochenarbeitszeit bei vollen Lohn- und Personalausgleich finanziert werden.

"Wir brauchen Gerechtigkeit bei der Verteilung der Arbeitszeit und dabei profitieren alle“, so Silvia Hruska-Frank, Leiterin der AK-Abteilung Sozialpolitik. Eine Arbeitszeitverkürzung würde nachweislich die Lebensqualität erhöhen und die Krankenstände reduzieren, so Hruska-Frank. Die Befürchtung, dass dadurch Produktivität verlorengeht, bezeichnet sie in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit als "fast ein bissl paradox“.

Außerdem gelte es, der "Spreizung zwischen den real existierenden Arbeitszeiten" entgegenzuwirken, insbesondere zwischen in Teilzeit arbeitenden Frauen und Vollzeit mit Überstunden arbeitenden Männer. So habe die Corona-Krise neben der Rekordarbeitslosigkeit auch zu Mehrbelastungen für Beschäftigte geführt, insbesondere für Frauen, die durch vermehrte Kinderbetreuung und Home-Schooling zusätzlich beansprucht werden.

Beispiel Voest

Verwirklicht könnte das Konzept über das Solidaritätsprämienmodell des AMS werden. Dabei reduzieren mehrere Mitarbeiter ihre Arbeitszeit, zum Ausgleich werden zusätzliche Kräfte eingestellt. Die Lohneinbußen werden zwei Jahre lang vom AMS abgefedert. Dass das funktioniere, zeige das Beispiel der Voest, wo das Modell "eine 16-jährige Erfolgsgeschichte" habe, so Betriebsrat Klaus Haidinger. Seit 2005 hätten insgesamt 2.500 Voestler ihre Arbeitszeit um mehr als 10 Prozent reduziert, dafür wurden 250 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt.

Das Beispiel der Voest zeige außerdem, dass auch exportorientierten Betrieben durch Arbeitszeitverkürzungen kein Wettbewerbsnachteil entstünde, heißt es bei der AK auf Anfrage des KURIER.

Whatchado-Gründer Ali Mahlodji hält die Anwendung bei der Voest für "extrem fortschrittlich". Dass es in einem Industriekonzern mit Schichtbetrieb funktioniere, zeige zudem, dass es keine relevanten betrieblichen Hindernisse gebe. Im Gegenteil, könne das Angebot die Suche nach Fachkräften erleichtern.

Junge Arbeitnehmer "hinterfragen viel mehr als früher", so Mahlodji. Work-Life-Balance, Familienleben und Zeit für individuelle Lebensentwürfe wären insbesondere für die Generation, die mit der Finanzkrise aufgewachsen ist, ein gewichtiges Argument bei der Arbeitssuche. Es gelte, die Prioritäten richtig zu setzen, statt sich "an irgendwelchen Paradigmen aus der Vergangenheit festzuhalten".

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