Kritik an Airbnb: Wie sich die Plattform auf die Wohnungsnot auswirkt

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Die Plattform wird vielerorts eingeschränkt. Airbnb will nicht verantwortlich sein für die Wohnungsnot in Europas Städten.

Die Urlaubssaison ist im vollen Gange und mit ihr auch die Hochsaison für die heimische Hotellerie und die Kurzzeitvermietung von Wohnungen über Plattformen wie Airbnb

Gerade Letztere steht immer wieder in der Kritik, sich negativ auf den Wohnungsmarkt in Städten auf der ganzen Welt auszuwirken.

So würden etwa einige Wohnungseigentümer wegen eines höheren Ertrags lieber an Touristen als an Langzeit-Bewohner vermieten. 

In Folge steht weniger Wohnraum zur Verfügung, was insgesamt zu höheren Mieten in einer Stadt führen kann.

Immer mehr Städte gehen gegen Airbnb vor

Immer mehr Städte und Staaten gehen deswegen restriktiv gegen Plattformen wie Airbnb vor. 

Spanien hat etwa im Mai die Löschung von 65.000 Anzeigen der Plattform gefordert, weil diese gegen gesetzliche Auflagen verstoßen würden. Die Stadt Barcelona plant überdies ein vollständiges Verbot von Airbnb bis 2029.

Auch in Italien haben im vergangenen Winter erste Städte Verbote ausgesprochen, und zwar gegen die kleinen Metallboxen neben den Eingangstüren, aus denen Touristen den Schlüssel für ihre Ferienwohnung abholen können.

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In Barcelona wird immer wieder gegen die Plattform Airbnb demonstriert.

Auch in der Bundeshauptstadt unterliegt die Kurzzeitvermietung an Touristen seit Juli 2024 strengeren Regeln, etwa durch Verbote in Wohnzonen und zeitliche Beschränkungen

"Zurückhaltung bei den Gastgebern" in Wien

Und diese scheinen zu wirken: Denn während Airbnb generell und auch in Österreich wachse, sehe man in Wien „seit letztem Jahr eine gewisse Zurückhaltung bei den Gastgebern“, sagt Ellen Madeker, Airbnb-Politikchefin für den deutschsprachigen Raum, Mittel- und Osteuropa.

Den Vorwurf, dass die Plattform die Wohnraumkrise verschärfe, weist Madeker zurück.  Sie sieht die Probleme eher beim hohen Leerstand. Dieser liegt laut Statistik Austria bei 13,3 Prozent.

„Das gibt einen Hinweis darauf, wo Probleme liegen und was die Wohnungslücke erklärt“, so die Airbnb-Vertreterin. 

34.400 Wohnungen über Airbnb vermietet

Gleichzeitig würden die Wohnungen, die als „gesamte Unterkunft“ über die Plattform vermietet werden, nur 0,7 der fast 4,9 Millionen Wohneinheiten in Österreich aus, so ein Airbnb-Bericht. 

Das wären österreichweit 34.400. Eine vergleichsweise geringe Zahl, findet Madeker. 

Allgemein stellt sich die Plattform-Vertreterin gegen strengere Vorgaben zur Bekämpfung der Wohnungsnot: „Die Regulierung ist einfach nicht die Lösung, um das Steigen der Mieten in den Griff zu bekommen.“

Sie verweist auf die Zahlen aus Städten mit restriktiver Gesetzeslage, wie Amsterdam oder Barcelona, wo trotz des starken Rückgangs bei den Inseraten die Mieten angestiegen seien. 

Zwei Millionen Gästeankünfte in Österreich

Zu den Auswirkungen der Gesetzesänderung in Wien könne Madeker zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Dafür sei es nach einem Jahr noch zu früh. 

Auch zu der Zahl der Unterkünfte in den anderen Städten nennt das Unternehmen keine Zahlen. 

Dem Bericht zufolge sei die Kurzzeitvermietung über die US-Plattform mit fast zwei Millionen Gästeankünften ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Österreich.

Doch der Anteil am Gesamtmarkt bleibt klein: Hotels, Pensionen und sonstige Ferienwohnungen im Land beherbergen jedes Jahr rund 46,7 Millionen Menschen.

Heftige Kritik der Hotelbranche

Trotzdem sieht sich Airbnb immer wieder teils heftiger Kritik seitens der Hotelbranche ausgesetzt. „Airbnb war lange Zeit ein disruptives Geschäftsmodell und dass das nicht allen gefällt, kann ich mir vorstellen“, sagte Madeker. 

Dass die Unterkünfte keine oder nicht genug Auflagen zu erfüllen hätten, stimme nicht. Die Kurzzeitvermietung sei „strikt reguliert“. 

Martin Stanits, Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), stellt infrage, ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Österreich, die auf gewerbliche Anbieter und das Steuer- und Sozialsystem abzielen, dazu imstande sind, „die aktuelle Dynamik gerecht abzubilden“. 

1.300 Anzeigen gegen Vermieter in Wien

Die Änderung der Reglungen in Wien sei notwendig gewesen, um den Schwarzmarkt wie auch die illegale Vermietung von Gemeindewohnungen einzudämmen. 

Die Stadt Wien kontrolliert streng, bisher gab es mehr als 1.300 Anzeigen. 

Davon würden Stanits zufolge alle legalen Anbieter, also auch Hotels, profitieren. Nicht registrierte Angebote seien schwer zu zählen gewesen.

„Was offiziell aufschien, war immer nur die Spitze des Eisbergs“, teilt Stanits dem KURIER mit. 

Die Effekte der Regelungen auf die Nachfrage und Preise ließen sich nicht messen, da die Situation ohne die Regelung nicht bekannt sei. 

Massage, Friseur, Fotograf und Co

Airbnb hat bereits einen Weg gefunden, auf die wachsenden Restriktionen gegen Kurzzeitvermietung in Städten zu reagieren, und hat sein Geschäftsfeld erweitert.

Auf der Website können seit Kurzem auch Dienstleistungen wie Massagen, Spa-Behandlungen oder Fotoshootings gebucht werden. 

Das Angebot ist vorerst in 260 Städten weltweit verfügbar. Hierzulande beschränken sich die Inserate aktuell auf zwei Fotografen in Wien.

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