Tourismus: Wie die Nebensaison langsam zur Hauptsaison wird

Tourismus: Wie die Nebensaison langsam zur Hauptsaison wird
Für Urlauber werden die Nebensaisonen immer attraktiver. Auch Österreich soll in Zukunft zur Ganzjahresdestination für Gäste werden.

Immer mehr Urlauber verreisen lieber außerhalb der klassischen Hauptsaison. Im vergangenen Jahr entwickelten sich etwa vor allem die Herbstferien "fast zu einer weiteren Hauptsaison", wie Eva Buzzi, Präsidentin des Österreichischen Reiseverbands (ÖRV) kürzlich berichtete.

Auch in den Osterferien gab es heuer viele Buchungen. Besonders die günstigeren Preise und das angenehme Klima abseits großer Hitzewellen führten laut Buzzi zu einer wachsenden Beliebtheit der Nebensaison.

"Wollen weg von der Saisonlogik"

Diesem Trend will auch die heimische Tourismusbranche folgen. "Wir wollen weg von der Saisonlogik und Österreich global als Ganzjahresdestination bewerben", sagt Astrid Steharnig-Staudinger, Geschäftsführerin der Österreich-Werbung (ÖW)

In vielen Regionen würden Sommer- und Wintersaison bereits langsam verschwimmen, so Steharnig-Staudinger. Und auch die Urlauber seien offen für die Nebensaison: Bei einer Studie der ÖW, bei der Menschen aus unterschiedlichen Ländern zu ihren Urlaubsplänen befragt wurden, gaben zwischen 40 und 60 Prozent an, grundsätzlich außerhalb der Hauptsaison zu verreisen.

Zwischen November 2024 und März 2025 wurden österreichweit 64 Millionen Nächtigungen verzeichnet. Die meisten Buchungen fielen auf den Februar. Inklusive dem Ostergeschäft im April erwartet die Branche insgesamt rund 72 Millionen Nächtigungen im Winter 2024/25.

Im Sommer werden rund 22,5 Millionen Gäste erwartet. 82 Prozent der Ankünfte entfallen auf Menschen aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Polen und Tschechien.

Die Tagesausgaben von Touristen liegen im Sommer bei 157 bis 233 Euro - am meisten geben die Schweizer aus, gefolgt von Skandinaviern und Briten.

Destinationen sind weniger überlaufen

Bei den Österreich-Urlaubern war der Anteil um zehn Prozent höher. Vor allem britische, niederländische und Schweizer Touristen würden die Nebensaisonen bevorzugen. Neben Wetter und Preis würden sie laut Befragung vor allem die weniger stark überlaufenen Destinationen zu dieser Zeit schätzen.

Bereits in der Vergangenheit hat die ÖW immer wieder versucht, die Nächtigungen hierzulande auf einen längeren Zeitraum zu verteilen. Und das auch mit Erfolg: Im Jahr 1974 entfielen noch fast die Hälfte aller Nächtigungen (46,2 Prozent) auf die Sommermonate Juli und August. 2024 war es nur noch gut ein Viertel (knapp 26 Prozent). 

Unterschiede gibt es in den Bundesländern. Während es etwa für das Burgenland aufgrund der geografischen Lage und der stark frequentierten Thermen einfacher ist, Gäste ganzjährig anzusprechen, ist es etwa für Tirol aufgrund der traditionell starken Saisonen schwieriger.

Kulinarik, Kongresse und Eisbaden

Das Land Tirol teilt auf KURIER-Anfrage mit, die saisonalen Randzeiten durch eine Kombination aus Bewegungsangeboten, Wellness, Kulinarik wie auch Kongressen stärker zu bewerben. Es sei bereits erkennbar, dass die Nebensaison dadurch immer mehr an Bedeutung gewinnt, heißt es weiter.

Auch das Land Kärnten ist im vergangenen Jahr auf den Zug aufgesprungen und hat nach Ende der Badesaison den "Megatrend Eisbaden" ausgerufen. So sollten die Seen des südlichen Bundeslandes ganzjährig touristisch genutzt werden können. Der große Hype blieb bisher jedoch aus.

Ganzjahrestourismus gegen den Fachkräftemangel

Positiv könnte sich der ganzjährige Tourismus auf den Arbeitskräftemangel in der Branche auswirken. Denn so könnte die Planbarkeit für Betriebe erhöht und in Folge das Personal ganzjährig beschäftigt werden. Auch das Thema Overtourism (zu Deutsch: Übertourismus) könnte durch eine Verteilung der Besucher auf das gesamte Jahr entschärft werden. 

Noch unsicher ist, ob die Preise in der Nebensaison bei wachsender Beliebtheit künftig ansteigen werden. Die Kosten würden von der Nachfrage bestimmt werden, und diese werde auch in Zukunft während der Ferienzeiten am größten sein, prognostiziert Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP). 

Immerhin gab mehr als ein Drittel der Befragten an, wegen der Kinder an diese gebunden zu sein. Mehr als ein Viertel ist wegen vorgegebener Urlaubszeiten durch den Arbeitgeber nicht flexibel.

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