Österreich hat die zweithöchste Inflation in der ganzen Eurozone

Österreich hat die zweithöchste Inflation in der ganzen Eurozone
Wie im KURIER berichtet stieg die Teuerung im Dezember an - von zuletzt 5,3 auf 5,6 Prozent. Im Euroraum hat nur die Slowakei eine höhere Inflation.

Wie von WIFO-Ökonom Josef Baumgartner im KURIER (Freitagausgabe) vorher gesagt, ist die Inflation zum Jahresende 2023 wieder gestiegen. Jetzt hat die Statistik Austria ihre Schnellschätzung für den Dezember bekannt gegeben. 

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"Im Dezember 2023 ist die Inflation einer ersten Schätzung zufolge wieder gestiegen. Nach 5,3 % im November lag der Preisanstieg zum Jahresende voraussichtlich bei 5,6 %. Vor allem Strom, der im Dezember vor einem Jahr durch die Strompreisbremse günstiger geworden war, wirkt nun im Jahresvergleich nicht mehr preisdämpfend. Außerdem schwächten die Treibstoffpreise die Inflation deutlich weniger ab als in den Monaten zuvor", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Gegenüber dem Vormonat stieg das Preisniveau in Österreich laut Schnellschätzung um 0,4 %. Und der für den Europa-Vergleich maßgebliche "Harmonisierte Verbraucherpreisindex" (HVPI) liegt nun bei 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. 

Auch der Wert für den Durchschnitt der Eurozone ist im Dezember erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Laut der am Freitag veröffentlichten ersten Eurostat-Schätzung stiegen die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im November waren es noch 2,4 Prozent gewesen. In Österreich lag die Eurostat-Rate mit besagten 5,7 Prozent deutlich über dem Durchschnitt (nach 4,9 Prozent im November). Österreich weist damit nach der Slowakei die zweithöchste Euro-Inflationsrate auf.

Die niedrigsten Raten weisen mit 0,5 Prozent Belgien und Italien aus. Auch Lettland (0,9 Prozent) und die Niederlande (1,0 Prozent) haben laut Schätzungen im Dezember 2023 sehr niedrige Teuerungsraten. In Deutschland stieg der Wert deutlich von 2,3 auf 3,8 Prozent. Die höchsten Raten wurden in der Slowakei (6,6 Prozent), Österreich und Kroatien (5,4 Prozent) gemessen.

Die Werte in der Eurozone sind für die weitere Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt relevant.

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Brunner: "Ein deutlicher Trend nach unten"

Auch politische Reaktionen haben nicht lange auf sich warten lassen. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) meint, der leichte Anstieg sei erwartbar gewesen. Hintergrund: Vor einem Jahr wurde die Strompreisbremse eingeführt und hatte eine preissenkende Wirkung, die nun im Vergleich zum Vorjahr verpufft. "Dennoch zeigt sich in Österreich seit einem Jahr ein deutlicher Trend nach unten – die Inflation hat sich seit dem Höchststand im Jänner 2023 halbiert und liegt unter dem Wert vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs", so Brunner. 

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Weitere Maßnahmen gegen die Teuerung plant die Regierung dem Vernehmen nicht. Die Strompreisbremse wurde bereits bis Jahresende verlängert. Für 2024 erwartet Brunner eine Halbierung der Inflation im Vergleich zu 2023. Die Kaufkraft sei erhalten worden, was "letztlich entscheidend" sei, betont der Minister.

Die Regierung habe "zahlreiche inflationsdämpfende Maßnahmen gesetzt, die erfolgreich zu einer Trendumkehr geführt haben", sagt Jakob Schwarz, Budgetsprecher der Grünen. Neben der Strompreisbremse, seien auch die Senkung der Energieabgaben und das Aussetzen der Ökoförderbeiträge verlängert worden. Die neu beschlossene Mieptreisdeckel werde die Bevölkerung ebenfalls entlasten.

Ruf nach Maßnahmen

Die Opposition sieht das naturgemäß anders. Es stehe nun fest, dass die Regierung 2023 "die schlechteste Inflationsbekämpfung in ganz Westeuropa" betrieben habe, meint SPÖ-Klubobmann Philip Kucher via Aussendung. Die SPÖ fordert deshalb preissenkende Maßnahmen in den Bereichen Energie, Mieten und Lebensmittel, sowie das Aussetzen der "Massen-CO2-Steuer".

Steuersenkungen in eben diesen Bereichen fordert auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Zudem plädiert sie wie die SPÖ für ein Ende der "CO2-Sinnlossteuer" und diese als Auswuchs der "ökokommunistischen Klimahysterie" bezeichnet.

Auch Neos-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker attestiert der Regierung, im Kampf gegen die Teuerung "auf ganzer Linie versagt" zu haben. Statt treffsichere Maßnahmen zu treffen, habe Türkis-Grün das Geld "ziellos mit der Gießkanne verteilt" und die Inflation so angeheizt. Loacker fordert ein Ende von "ineffizienten Geldgeschenken wie dem Klimabonus" und pocht auf eine Senkung der Lohnnebenkosten.

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