Das ist insofern überraschend, weil die Inflation seit Jänner 2023 kontinuierlich gesunken ist – von damals 11,2 Prozent auf zuletzt 5,3 Prozent im November. Über den Dezember sagt Baumgartner nun zum KURIER: „Ich rechne mit einem Anstieg der Inflationsrate auf 5,7 Prozent bis 6,2 Prozent. Schuld daran ist die Einführung der Strompreisbremse im Dezember 2022.“
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Gemeint ist: In der Vergleichsrechnung der Statistiker zwischen Dezember 2022 und Dezember 2023 fällt der inflationsdämpfende Effekt von der seinerzeit eingeführten Strompreisbremse jetzt weg.
Sinken Zinsen trotzdem?
Für die Haushalte ändert sich damit aktuell nichts beim Strompreis, die Strompreisbremse wurde von der Regierung auch bis zum Jahresende verlängert. Aber der statistische Effekt kann im realen Leben sehr wohl Auswirkungen haben, etwa auf die nächsten Mieterhöhungen, Lohnverhandlungen oder auch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank.
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In Frankfurt dürften derzeit überhaupt die Köpfe rauchen. Nicht wegen Österreich, dafür ist das Land zu klein. Aber auch in den größten Volkswirtschaften der Eurozone, in Deutschland und Frankreich, steigt die Inflation kurzfristig wieder an und damit im Durchschnitt der Eurozone. Dieser Wert wird zwar auch erst heute, Freitag, veröffentlicht. Für Deutschland ist er aber bereits bekannt: Hier stieg die Inflationsrate von 3,2 auf 3,7 Prozent im Dezember. Der Grund ist ebenfalls ein Sondereffekt: Berlin übernahm im Dezember 2022 einmalig die monatliche Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme, um die Haushalte bei den Energiekosten zu entlasten. Das fällt jetzt im Jahresvergleich weg. Und in Frankreich stieg die Inflation von 3,9 auf 4,1 Prozent. Dort waren überdurchschnittliche Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln schuld.
Rate bleibt hoch
Dem nicht genug, dürfte die Inflation laut Baumgartner zumindest auch in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres hoch bleiben. „Ich erwarte da eine Seitwärtsbewegung bei der Inflation ausgehend von der Erhöhung der Normverbrauchsabgabe oder der höheren CO2-Bepreisung, was Auswirkungen auf die Preise beim Sprit, Gas oder Heizöl hat.“ Und auch in Deutschland wird etwa die Rücknahme der Mehrwertsteuer-Senkung in der Inflationsstatistik zu sehen sein, ist der Experte überzeugt.
Spannend wird daher, wann die EZB mit Zinssenkungen beginnen kann, wenn die Inflation noch länger nicht beim Ziel von zwei Prozent angekommen ist. Für die flaue Konjunktur wären baldige Zinssenkungen gute Nachrichten. Derzeit wird die erste Leitzinssenkung für Juni erwartet. Macht die Inflationsentwicklung allerdings einen Strich durch die Rechnung, kann es auch Herbst oder gar 2025 werden.
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