Ausblick: So wird das Wirtschaftsjahr 2024
Nach zwei Jahren Wachstum von mehr als 4 Prozent legte die Wirtschaft in Österreich 2023 eine Verschnaufpause ein, die wohl noch länger anhalten dürfte. Was sonst noch zu erwarten ist:
Energie: Die Energiepreise waren seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine das große Thema. Wie sich die Großhandelspreise weiter entwickeln, ist schwer zu prognostizieren.
Wie sich die Verbraucherpreise von Gas und Strom entwickeln werden
Klar ist aber, dass sie 2023 im Vergleich zu den Rekordwerten von 2022 deutlich nachgegeben haben. Das könnte sich heuer bei den Verbraucherpreisen von Strom und Gas auswirken.
Denn bei den meisten Verträgen in Österreich werden die Preisschwankungen im Großhandel mit einem Jahr Verzögerung an die Verbraucher weitergegeben. Beim Strom werden Haushalte mit einem Verbrauch bis zu 2.900 Kilowattstunden davon allerdings nichts merken, denn die Regierung hat die „Strompreisbremse“ bis zum Jahresende 2024 verlängert.
➤ Mehr lesen: Es könnte wieder leicht aufwärtsgehen
Außerdem dürfte es in der Energiewirtschaft heuer zu einem Mega-Deal kommen: Die OMV und ihr Miteigentümer verhandeln seit Monaten über die Zusammenlegung ihrer Kunststoff-Töchter Borealis und Borouge. Dadurch soll ein Konzern mit einem Marktwert von 27 Milliarden Euro entstehen. Knackpunkte dürften noch die Fragen sein, wer darin wie viel zu sagen hat und wo der Hauptsitz des Unternehmens ist.
Experten erwarten 2024 mehrere Leitzins-Reduktionen
Zinsen und Börsen: Sinken dürften heuer die Leitzinsen und damit in weiterer Folge auch wieder die Spar- und Kreditzinsen. EZB-Chefin Christine Lagarde hat sich zwar noch nicht konkret in die Karten schauen lassen, aber Experten erwarten bis zu vier Leitzins-Reduktionen im Ausmaß von bis zu 1,5 Prozentpunkten in diesem Jahr. Tritt dieser Fall ein, würde der Leitzins Ende 2024 bei 3,0 Prozent liegen. Konservativere Schätzungen gehen von Zinssenkungen von in Summe 0,75 Prozentpunkten aus.
Anlass für diese Zinssenkungsfantasie ist der allgemein erwartete Rückgang der Inflation in der Eurozone und die damit verbundene leichte Wirtschaftserholung. An den Börsen sind gewisse Zinssenkungen jedenfalls schon eingepreist und haben Aktienkurse steigen lassen.
Inflation: Für Österreich sind die Experten in puncto Teuerung nicht so optimistisch. Die jüngsten Prognosen sagen, dass das Wirtschaftswachstum in Österreich etwas niedriger und die Inflation höher ausfallen wird als im Durchschnitt der Eurozone. Mit laut Wifo vier Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 dürfte die Teuerung in Österreich rund einen Prozentpunkt über dem Euro-Schnitt liegen. Die gute Nachricht lautet: Der Arbeitsmarkt sollte sich weiterhin relativ robust zeigen.
Ist mit weiteren Insolvenzen zu rechnen?
Arbeitsmarkt: Die Konjunkturdelle wird sich nur moderat auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die Ökonomen von Wifo und IHS erwarten heuer einen Anstieg der Arbeitslosenrate um 0,2 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Betroffen sind vor allem die Baubranche und die Industrie. 2025 soll die Rate dann wieder auf 6,0 bzw. 6,3 Prozent sinken. Stärker als die Arbeitslosigkeit dürfte heuer der Arbeitskräftemangel in jenen Branchen wachsen, die jetzt schon zu wenige Bewerber finden.
Um mehr Fachkräfte aus dem Ausland nach Österreich lotsen zu können, hat das Arbeitsministerium die so genannte Mangelberufsliste auf 110 Berufe erweitert. Diese dient als Grundlage für die Zuwanderung mittels Rot-Weiß-Rot-Karte. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass damit die von Wirtschaftskammer-Boss Harald Mahrer erhofften 50.000 bis 70.000 Fachkräfte ins Land kommen. Um den Arbeitskräfte-Zuzug anzukurbeln, braucht es noch mehr gemeinsame Anstrengungen zwischen den Bundesländern, aber auch der Wirtschaftskammern und der Industriellenvereinigung. Die viel diskutierte Frage, ob und zu welchen Bedingungen Asylwerber in Österreich (gemeinnützig) arbeiten sollen, harrt ebenso noch der Umsetzung.
Insolvenzen: Die Mega-Pleite um das Immobilien-Imperium Signa von René Benko wird Österreich, aber auch jene Länder, in denen Signa tätig ist, auch im neuen Jahr beschäftigen. Dazu kommt, dass die Großinsolvenzen der Signa Holding, der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG die Bau- und Immobilienbranche in Mitleidenschaft ziehen werden. „Diese beiden Branchen stehen ohnehin schon unter Stress“, weiß Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER. „2024 werden wir bei den Unternehmensinsolvenzen die Marke von 6.000 Fällen überschreiten. Das war zuletzt im Jahr 2012 der Fall“, sagt Weinhofer. „Spitzenreiter bei den Pleiten werden vor allem der Handel und die Baubranche sein, gefolgt von der Gastronomie.“
➤ Mehr lesen: Signa Prime benötigt für ihre Sanierung bis zu 500 Millionen Euro
Die hohe Inflation bedingt hohe Bau- und Materialkosten bei einem hohen Zinsniveau. Dieser Cocktail ist für die Bau- und Immobilienwirtschaft Gift. Indes werden sich die Privatkonkurse heuer bei rund 10.000 Fällen einpendeln, im Vorjahr waren es laut KSV1870 nur 8.956 Fälle.
Kommentare