Dreckige WC-Sitze: Halten Auflagen Keime fern?

Symbolbild
Wie wirkungsvoll sind Schutzauflagen fürs WC wirklich?

Die einen legen den Sitz sorgfältig mit Toilettenpapier aus, andere greifen – wenn vorhanden – auf vorgefertigte Papierauflagen zurück. Doch halten diese Schutzmaßnahmen Bakterien auf verschmutzen Toilettensitzen überhaupt fern?

Nein, sagt William Schaffner, Professor für Präventiv-Medizin an der Vanderbilt University School of Medicine in Nashville, Tennessee. "Wenn es um die Vorbeugung von Krankheiten und die Übertragung von Infektionskrankheiten geht, gibt es keine wirklichen Beweise dafür, dass Toilettenauflagen das ermöglichen", erklärt der Experte im Gespräch mit dem Magazin Time. Er verstehe zwar grundsätzlich, warum Menschen verunreinigte Toilettensitze intuitiv mit Klopapier oder Einwegauflagen abdecken, wirklich zielführend sei das aber nicht.

Ansteckung unwahrscheinlich

Sowohl die Schutzfolien aus Seidenpapier als auch herkömmliches Klopapier sei porös, es weist also kleine Löcher auf, die für mikroskopisch kleine Organismen keine Barriere darstellen. "Wenn man mehrere Lagen verwendet, könnte dies etwas mehr Schutz bieten", ergänzt Philip Tierno, Professor für Mikrobiologie und Pathologie der New York University School of Medicine. Doch er gibt gleichzeitig Entwarnung: "Wenn der Sitz nicht augenscheinlich dreckig ist, wenn also Flüssigkeit oder Partikel sichtbar sind, ist es unwahrscheinlich, dass man sich mit etwas ansteckt."

Sowohl Tierno als auch Schaffner betonen, dass von Toilettensitzen mehrheitlich keine Infektionsgefahr ausgeht. Tatsächlich würden Studien sogar belegen, dass Handy-Cover bis zu zehn Mal mehr Bakterien aufweisen. Auch Schuhbänder, Geldbörsen und andere Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs seien im Vergleich wesentlich stärker mit Keimen belastet als Toilettensitze, die in der Regel häufig gereinigt werden.

Händewaschen ist Pflicht

Selbst wenn der Sitz mit Fäkalbakterien kontaminiert ist und diese mit der Haut in Kontakt kommen, sei es dennoch unwahrscheinlich, dass etwas Schlimmes passiert – vorausgesetzt man leidet nicht krankheitsbedingt an einem schwachen Immunsystem oder hat offene Wunden am Körper, weiß Schaffner. Am wahrscheinlichsten sei in diesem Fall eine Ansteckung über die Hände, "deswegen ist Handhygiene so wichtig", sagt Schaffner. Wäscht man sich nach jedem Besuch auf der Toilette die Hände, ist die Infektionsgefahr so gut wie gebannt. Dem stimmt auch Tierno zu: "Händewaschen ist das Wichtigste, was man tun kann, um sich zu schützen.

Schaffner versteht jedoch, warum Menschen sich ungern auf öffentlichen WCs niederlassen möchten. Ist man von Ekel erfüllt und/oder hat gesundheitliche Bedenken, "können Auflagen Sicherheit und ein Gefühl von Behaglichkeit vermitteln".

Welche Rolle die Wassertemperatur beim Händewaschen spielt, lesen Sie hier.

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