Darf der Hund das Gesicht ablecken?

Menschen sind gegen manche Erreger im Hundespeichel nicht resistent.
Der Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Ekel vor der feuchten Schnauze des Vierbeiners kennen die meisten nicht. Kann das gefährlich sein? Experten sagen "jein".

Die Bindung zwischen Hund und Herrchen kann sehr innig sein. Der ultimative Liebesbeweis: Man lässt den Hund ganz nah ans Gesicht - dann wird geschleckt was das Zeug hält. Wie Dr. Neilanjan Nandi, Medizinprofessor am Drexel University College of Medicine in Philadelphia, gegenüber der New York Times erklärt, kann das unschöne Folgen haben. Nandi zufolge ist das Maul eines Tieres in der Regel mit einer Vielzahl von Keimen, Pilzen und Bakterien belastet, die für das Tier selbst zwar ungefährlich, für den Menschen jedoch nicht unbedenklich sind.

Dem Autor des Buches "Why Not to Make Out With Your Pet" (zu Deutsch: "Warum man sein Haustier nicht küssen sollte") zufolge hat der Mensch keine Resistenz (Widerstandsfähigkeit) gegen viele dieser Erreger - was wiederum zur Übertragung von Krankheiten, sogenannte Zoonosen, führen kann.

Magen-Darm-Erkrankung bis Blutvergiftung

Vor allem kleine Kinder, Ältere und Kranke sowie Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet, wie kanadische Forscher 2015 feststellten. Bakterien wie Salmonellen oder Escherichia coli können dabei ernstzunehmende Magen-Darm-Erkrankungen auslösen, wie Dr. Leni K. Kaplan vom Cornell University’s College of Veterinary Medicine erläutert. Ein weiteres Bakterium, das im Maul von Hunden (und auch Katzen) vorkommt, ist Capnocytophaga canimorsus. Für Tiere ist es ungefährlich, beim Menschen kann es lebensbedrohliche Infektionen wie Wundbrand, eine Blutvergiftung, Hirnhautentzündung oder eine Entzündung der Herzinnenhaut verursachen. Das Pasteurella-Bakterium ist bei Tieren ebenfalls meist symptomlos, beim Menschen kann es zu Blutvergiftung, Knochenentzündungen, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung kommen.

Doch Kaplan gibt auch teilweise Entwarnung: "Wenn Hundespeichel mit der unverletzten menschlichen Haut, insbesondere bei einem gesunden Menschen, in Berührung kommt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Probleme entstehen, weil die Aufnahme durch die Haut nur in geringem Maß passiert." Kommt der Speichel jedoch direkt mit den Schleimhäuten an Nase, Mund und Augen in Kontakt, so können durchaus Infektionen übertragen werden. Kaplan rät daher dazu, das Maul des Hundes von diesen Körperteilen fernzuhalten.

Hygiene geht vor

Um eine Ansteckung zu vermeiden sollte man sich nach jedem Kontakt mit dem Tier die Hände waschen, das Tier regelmäßig beim Tierarzt untersuchen und entwurmen lassen und dem Flohbefall vorbeugen. Bei einer schweren Erkrankung wie Krebs sollte mit der Anschaffung eines Tieres gewartet werden, bis sich der Körper und das Immunsystem erholt haben.

Haustiere können sich Studien zufolge auch positiv auf die Gesundheit auswirken: Vermutet wird etwa ein Schutz vor Allergien und Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern, die mit einem Hund im Haus leben. Bekannt ist auch, dass Kinder, die auf dem Bauernhof von klein auf Kontakt zu Tieren haben, seltener an Allergien erkranken. Hinzu kommen positive Effekte auf die Psyche oder auch das Mehr an Bewegung beim Gassigehen mit dem Familienhund.

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