Lagerfelds Tod: Jetzt beginnt der Ansturm auf seine Entwürfe

Chanel-Tasche
Mit dem Ableben des berühmten Modemachers sind seine Kreationen bei den Kunden begehrter denn je.

In der Wiener Chanel-Filiale hört das Telefon seit Dienstag fast gar nicht mehr auf zu klingeln. Die Nachricht von Karl Lagerfelds Tod hat nicht nur die Modebranche in Aufruhr versetzt. Für zahlreiche Fans des legendären Designers heißt es jetzt schnell sein: Sie wollen noch eine seiner Kreationen ergattern, bevor es zu spät ist. Die Luxus-Secondhand-Plattform Vestiaire Collective verzeichnete alleine von Montag auf Dienstag einen Anstieg von rund 27 Prozent bei den Suchanfragen nach Lagerfelds Entwürfen. Es sind besondere Erinnerungsstücke an eine Ära, die nun zu Ende geht.

Stammkunden investieren in die teuersten Entwürfe, die derzeit in der Filiale hängen. Key Pieces, so werden die wichtigsten Stücke einer Kollektion genannt, sind unter langjährigen Chanel-Anhängerinnen jetzt gefragter denn je. Ob aufwendiges Kleid oder ausgefallener Mantel – kostspielig sind solche Teile auf jeden Fall.

Jene mit enden wollendem Budget könnten sich jetzt den Wunsch von einer Chanel-Tasche oder -Schuhen erfüllen. Das Taschenmodell „Timeless Classic Flap“ erfreut sich aktuell besonders hoher Beliebtheit: Das Accessoire wurde 1983 vom Modekaiser persönlich erfunden – in jenem Jahr, als er zum Kreativdirektor von Chanel ernannt wurde. Kostenpunkt für die mittlere Größe: 4800 Euro.

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Chanel-Sneakers wie jene von Sängerin Rita Ora kosten ab 700 Euro

Deutlich günstiger bekommt man Karl mit einem Paar Turnschuhe. 2014 läutete Lagerfeld eine neue Ära in der Modebranche ein, als er seine Haute-Couture-Kollektion an Sneakers tragenden Models präsentierte. Seitdem gehören bequeme Treter jedes Jahr zum fixen Bestandteil der Chanel-Kollektionen. Modelle, auf deren Seite das berühmte Logo mit den verschlungenen Cs prangt, bekommen Modefans ab einem Budget von rund 700 Euro.

Einen deutlichen Umsatzanstieg dürfte derzeit auch Fendi erfahren, wo der mit 85 Jahren verstorbene Designer seit 1965 Kreativdirektor war. Beim italienischen Modehaus spielte er zuletzt besonders gerne mit dem Logo, das großflächig auf Pullover, Hosen und Schals gedruckt wurde.

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Dieser Fendi-Pullover  könnte zum Sammlerstück werden

Wer will, trägt den größten Modemacher unserer Zeit mit einem Schmuckstück von seiner eigenen, nach ihm benannten Modemarke bei sich. In der Wiener Filiale am Kohlmarkt sind Ringe mit Lagerfelds Konterfei erhältlich.

Hype nach Abgang

Dass sich Kunden nach dem Abschied eines Designers von seinem Modehaus um dessen Entwürfe reißen, ist ein bekanntes Phänomen. 2017 gab Phoebe Philo, damals Chefdesignerin bei Celine, bekannt, dass sie das französische Modehaus verlassen werde. Hedi Slimane, zuvor für den rockigen, sexy Look bei Saint Laurent zuständig, folgte ihr nach – und krempelte das Unternehmen stilistisch komplett um. Vom minimalistischen Anspruch Philos ist nichts geblieben. Und gerade deshalb sind heute ihre Mode und Accessoires auf dem Secondhand-Markt so begehrt. Auf Instagram wurde von Fans sogar der Hashtag #oldceline ins Leben gerufen, damit Phoebe Philos Arbeit nicht in Vergessenheit gerät.

Vergessen wird man Karl Lagerfelds Lebenswerk mit Sicherheit nicht. Wie das Unternehmen verkündete, wird Virginie Viard, seit Jahrzehnten die rechte Hand des Designers, die Arbeit bei Chanel fortführen. An den Umsatz denkt jetzt jedoch keiner in der Chefetage – die Modewelt braucht Zeit zum Trauern. Deshalb wurde die Online-Boutique vorerst offline genommen.

Die spektakulärsten Modeschauen, zu denen Karl Lagerfeld lud

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Frühjahr/Sommer 1994

Von aufwendigen Kulissen war Karl Lagerfeld 1994 noch weit entfernt. Für spektakuläre Momente sorgte er dennoch. Seine Neunziger-Jahre-Looks präsentierte der Modemacher an den Topmodels der Stunde: Eva Herzigova, Naomi Campbell und Claudia Schiffer stolzierten über den Laufsteg.

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Haute Couture Herbst/Winter 2010/11

Lagerfeld erkannte als einer der ersten, dass in schnelllebigen Zeiten eine Show mehr bieten muss, als einen klassischen Laufsteg. Im Pariser Grand Palais wurden die Chanel-Shows auch in punkto Kulisse zum Augenschmaus.

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Herbst/Winter 2014/15

Für zahlreiche Schlagzeilen sorgte die Idee des Modemachers, im Jahr 2014 die Location in einen Supermarkt zu verwandeln.

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Rihanna und Ellen von Unwerth

Sogar die Produkte in den Regalen waren gebrandet. Sängerin Rihanna und Fotografin Ellen von Unwerth gefiels.

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Frühjahr/Sommer 2015

2015 durften die geladenen Gäste Zeugen eines feministischen Protestes werden. Models wie Gisele Bündchen und Cara Delevingne liefen mit Megaphonen über den Laufsteg.

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Haute Couture Herbst/Winter 2015/16

Multitasking wurde in diesem Jahr außerdem von A-Promis wie Kristen Stewart und Lily-Rose Depp verlangt. Lagerfeld zeigte seine Kreationen im Casino. Die Berühmheiten saßen an Spieltischen.

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Cruise-Kollektion 2016

2016 jettete das Who-is-Who der Modebranche nach Kuba, wo Lagerfeld seine Chanel-Kollektion mitten auf der Straße präsentierte.

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Havanas Bewohner

Ein unvergessliches Erlebnis - vor allem für die Anwohner.

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Herbst/Winter 2017/18

Kosten und Mühen scheute Karl Lagerfeld bei keiner seiner Shows. Auch nicht 2017, als er eine riesige Rakete im Grand Palais installieren ließ.

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Frühjahr/Sommer 2019

Einen unverhofften Kurzurlaub gönnte der Modemacher seinen Gästen bei einer seiner letzten Shows. Lagerfeld ließ einen Strand aufschütten und die Models präsentierten die neue Kollektion barfuß.

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Haute Couture Frühjahr/Sommer 2019

Bei seiner letzten Show, bei der die neue Haute Couture an einem großen Swimmingpool gezeigt wurde, fehlte Karl Lagerfeld bereits.

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