Schlierenzauer holt Silber
Am Ende musste es also wieder Gregor Schlierenzauer richten. Wer auch sonst? Der 23-jährige Tiroler gibt schon seit Wochen den Alleinunterhalter im österreichischen Adlerhorst. Ohne ihn wäre die Vierschanzentournee in dieser Saison zum Fiasko geworden; ohne seine acht Saisonsiege hätte Österreich im Skispringen in diesem Winter bereits die Lufthoheit verloren. Kein Zufall also, dass der beste Skispringer der Gegenwart nun auch beim Auftakt-Bewerb der Weltmeisterschaft im Val di Fiemme wieder die Ehre der rot-weiß-roten Super-Adler retten musste.
Schlierenzauer wusste, was von ihm verlangt wird und erfüllte die Medaillenpflicht. Mit dem zweiten Platz hinter Anders Bardal (Nor) und vor dem Slowenen Peter Prevc sorgte der Tiroler bereits für die dritte österreichische Medaille bei dieser WM. Bereits 2009 in Liberec hatte der 23-Jährige auf der Normalschanze Silber geholt. „Diese Medaille glänzt sehr. Damit habe ich mein WM-Ziel bereits erreicht“, strahlte Schlierenzauer.
Einzelkämpfer
Vor dem Tiroler war ein österreichischer Hoffnungsträger nach dem anderen abgestürzt. Teambaby Stefan Kraft? Nicht für den Finaldurchgang qualifiziert. WM-Debütant Manuel Fettner? Hinter seinen Trainingsleistungen (20.). Oldie Wolfgang Loitzl? Ein Opfer einer eigenwilligen Strategie seines Trainers Alexander Pointner, der den Steirer im ersten Durchgang freiwillig mit geringerem Anlauf über die Schanze schickte und ihm so jegliche Medaillenchance nahm (17.). Und Titelverteidiger Thomas Morgenstern? Nach der Auszeit zwar wieder im Aufwind, aber noch nicht stark genug für die Top 3 (Platz fünf).
Auch Gregor Schlierenzauer zeigte sich von der Leistungsexplosion des Routiniers beeindruckt. „Anders war heute der Beste, er ist völlig verdient Weltmeister“, gratulierte der 23-Jährige. „Meine Sprünge waren auch nicht ganz auf den Punkt. “ Verschmitzter Nachsatz: „Aber schön, wenn man knapp dran ist und noch Reserven hat.“
Gregor SCHLIERENZAUER (23 Jahre):
Geb.: 7.1.1990 in Hochrum (T)
Wohnort: Fulpmes (T)
Größe: 1,80 m/65 kg
Familienstand: ledig
Verein: SV Innsbruck-Bergisel
Hobbys: Fotografie, Musik, Kochen, Skifahren, Golf, Tennis, Poker
Homepage: www.gregorschlierenzauer.com
Größte Erfolge:
Olympia (1-0-2): Gold 2010 Vancouver Teambewerb, Bronze 2010 Normal- und Großschanze
WM (5-2-0): Gold Einzel 2011 Oslo Großschanze, Gold Team 2007 Sapporo, 2009 Liberec, 2011 Oslo Großschanze und Normalschanze, Silber Einzel 2013 Val di Fiemme Normalschanze, Einzel 2009 Liberec Normalschanze
Skiflug-WM (4-1-0): Gold Einzel 2008 Oberstdorf, Gold Team 2008 Oberstdorf, Planica 2010 und 2012 Vikersund, Silber Einzel 2010 Planica
Weltcup: 48 Siege (seit heuer alleiniger Rekordhalter), Gesamtsieger 2008/09, Zweiter 09/10, aktuell überlegener Weltcup-Leader
Rekord-Saison 2008/09: 13 Siege (Rekord)/20 Podestplätze
Junioren-WM: Gold Normalschanze und Team 2006
Vierschanzen-Tournee: Gesamtsieger 2011/12 und 12/13, Gesamt-Zweiter 2006/07 - Mit 9 Tagessiegen (Oberstdorf 2006, Bischofshofen 2007, Garmisch 2008, Garmisch 2010, Innsbruck 2010, Oberstdorf 2011,
Garmisch 2012, Innsbruck und Bischofshofen 2013) erfolgreichster Österreicher in Tournee-Geschichte
Anders Bardal (NOR/Weltmeister): "Es ist ein schöner Tag für mich. Es war sehr schwierig, diesen Bewerb zu gewinnen. Es ist schwer, das in Worte zu fassen, was ich jetzt fühle."
Gregor Schlierenzauer (AUT/Vizeweltmeister): "Diese Medaille glänzt sehr für mich. Ich bin schon einmal Vizeweltmeister auf der Kleinschanze geworden. Ich bin sehr zufrieden, es war heute schwierig, Anders Bardal hat verdient gewonnen. Meine Sprünge waren nicht ganz am Punkt. Mein Ziel von einer Einzelmedaille ist damit erledigt, jetzt kann ich ganz locker in die weiteren WM-Bewerbe gehen."
Thomas Morgenstern (AUT/Fünfter): "Ich habe zweimal den Telemark gescheit verhaut. Schade, dass jetzt zwei Punkte auf die Medaille fehlen, die sind sicher im Telemark begraben. Ich habe gewusst, dass ich gute Dinge in den vergangenen Wochen gemacht habe. Durch die Verkühlung fehlt mir etwas die Kraft, deshalb bin ich sehr stolz, was ich da heute gemacht habe. Wenn ich im Mixed-Bewerb dabei bin, dann freut mich das irrsinnig. Das wird sicher ein cooler Wettkampf."
Wolfgang Loitzl (AUT/17.): "Wenn man etwas gewinnen will, dann muss man riskieren. Mein erster Sprung war nicht gut genug. Bei der WM zählen nur die ersten drei, dafür war es eben nicht gut genug."
Manuel Fettner (AUT/20.): "Der zweite Sprung war für die Fisch'. Die Medaillenchancen waren schon nach dem ersten Durchgang klar weg. Deswegen geht man nicht mehr mit dem Feuer in den zweiten, weil nichts mehr zu holen ist."
Stefan Kraft (AUT/33.): "Ich habe alles probiert. Es kommt mir oben der Ski noch ein bisschen zu viel hinein. Ich muss das jetzt wegstecken, die WM dauert ja noch ein bisschen."
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner: "Das Ziel war eine Medaille. Gratulation an den Gregor, es war ein ganz schwieriger Wettkampf, er hat toll agiert. Anders Bardal hat verdient gewonnen, Gratulation. Besonders hervorstreichen möchte ich auch das Comeback von Thomas Morgenstern. Wir haben schon viele Goldmedaillen gewonnen, heute war eine Silbermedaille ein großartiger Erfolg. Gregor und Thomas werden morgen im Mixed-Bewerb an den Start gehen. Sie können ruhig schlafen, weil sie heute sehr gute Leistungen gebracht haben."
Norwegens Cheftrainer Alexander Stöckl: "Ich habe gewusst, dass Anders speziell auf dieser Schanze mitmischen kann, weil er sich im Klaren war, was er machen will. Anders war heute ganz fokussiert, hat zwei tolle Sprünge gemacht und ist verdient Weltmeister geworden. Das ist das Tüpfelchen auf dem i für ihn, er war ja schon so oft ein ganz guter Mannschaftsspringer."
Gold (6): Toni Innauer (1980 Lake Placid), Armin Kogler (1982 Oslo), Heinz Kuttin (1991 Val di Fiemme), Wolfgang Loitzl (2009 Liberec), Thomas Morgenstern (2011 Oslo), Daniela Iraschko (2011 Oslo)
Silber (6): Reinhold Bachler (1968 Grenoble), Andreas Felder (1985 Seefeld), Andreas Goldberger (1993 Falun), Gregor Schlierenzauer (2009 Liberec), Andreas Kofler (Oslo 2011), Schlierenzauer (Val di Fiemme 2013)
Bronze (8): Otto Leodolter (1960 Squaw Valley), Baldur Preiml (1968 Grenoble), Karl Schnabl (1976 Innsbruck), Heinz Kuttin (1989 Lahti), Andreas Goldberger (1997 Trondheim), Martin Höllwarth (Lahti 2001), Thomas Morgenstern (2007 Sapporo), Jacqueline Seifriedsberger (2013 Val di Fiemme)
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