Von Hirscher bis Schwarz: Ein Ski-Winter voller Fragezeichen

Manuel Feller sicherte sich den Sieg im Slalom-Weltcup
Drei Wochen vor dem Auftakt in Sölden: Die wichtigsten Fragen zur neuen Weltcupsaison.

In drei Wochen startet in Sölden die neue Weltcupsaison. Was erwartet die Fans in diesem WM-Winter?

  • Wird heuer wieder so viel über Klima und Schneemangel diskutiert?

Vor einem Jahr zu dieser Jahreszeit hatten sich die Sorgenfalten bei Veranstaltern, Ski- und Weltverband Tag für Tag vertieft. Im TV, auf Stammtischen und in Arbeitsgruppen wurde darüber diskutiert, ob ein Weltcupstart im Oktober noch zeitgemäß ist.

Heuer scheinen zumindest die Sorgen um den Schnee zum Weltcupstart beiseitegeschoben. In Sölden läuft der Gletscherskibetrieb seit 20. September. 

An der unterschiedlichen Ausgangslage vor dem Weltcup ist zu erkennen: Das Thema wird vor allem dann medial diskutiert, wenn es entsprechende aktuelle Bilder gibt. Die wird es zu einem unbestimmten Zeitpunkt der Saison auch heuer geben. Auch Absagen sind nicht auszuschließen. In der Häufung wie im Vorjahr, als 16 Rennen abgesagt werden mussten, wohl aber nicht.

  • Welche Neuerungen bringt die Saison?

Die ungeliebten Doppelabfahrten sind Schnee von gestern. In der vergangenen Saison waren in Wengen oder auch in Kitzbühel zwei Abfahrten durchgeführt worden, was gerade diesen Klassikern den Reiz nimmt. Auch die Athleten hatten sich kollektiv gegen diese Doppel-Veranstaltungen ausgesprochen. Neu ist der Schauplatz des Weltcupfinales: Sun Valley (USA).

FIS Alpine Ski World Cup - Men's Downhill and Slalom
  • Wird Marcel Hirscher beim Auftakt in Sölden sein Comeback feiern?

Drei Wochen vor dem Riesentorlauf gibt es aus seinem Lager weder eine Bestätigung noch eine Absage. Dass die Veranstalter in Sölden auf ein Antreten des Neo-Niederländers hoffen, ist nachvollziehbar. 

Holland ist ein wichtiger Ski- und Tourismusmarkt, ein Comeback des 8-fachen Gesamtweltcupsiegers Hirscher nach fünfjähriger Abwesenheit eine perfekte Werbung – noch mehr wahrscheinlich für seine eigene Skimarke.

Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel riet Hirscher von einem Start auf dem schwierigen Hang in Sölden ab, der ohnehin nicht zu den Lieblingshängen des 35-Jährigen zählt. Hirscher hat am Rettenbachferner nur einmal gewonnen. Eine Prognose: Hirscher wird die Schlagzeilen bis wenige Tage vor dem Rennen dominieren – aber sein Comeback verschieben.

  • Was darf man sich von Marco Schwarz erwarten?

Nach einer Verletzungshistorie wie seiner würde man im Normalfall eine Übergangssaison ausrufen. Schwarz hat ein doppeltes Comeback vor sich, der 29-Jährige muss sich nicht nur nach einem Kreuzbandriss, sondern auch noch nach einer Bandscheiben-OP zurückkämpfen. 

Wunderdinge sind von dem Allrounder und Ausnahmekönner daher mit Sicherheit nicht zu erwarten. Das Problem ist nur: Angesichts der Personalmisere ist der ÖSV bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm auf Marco Schwarz angewiesen, der bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften allein sieben Medaillen geholt hat. Ob der Kärntner da mitspielt? „Mir ist mein Körper zu wichtig, dass ich für die Heim-WM alles aufs Spiel setze.“

  • Was soll die Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm bewegen?

Was die Nachhaltigkeit betrifft, will Österreich mit der alpinen Ski-WM im Februar in Saalbach zeigen, dass Skisport und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Man wolle ein Vorbild sein, sagt ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer. Der finanzielle Mehraufwand, den der Skiverband leistet, sei es jedenfalls wert, so Scherer. Rund 40.000 Tickets sind bereits verkauft. Das große Ziel: Saalbach-Hinterglemm soll die erste Weltmeisterschaft sein, bei der alle Rennen ausverkauft sind.

  • Wie steht’s im Streit zwischen dem ÖSV und dem umstrittenen FIS-Präsidenten Johan Eliasch?

Der ÖSV befindet sich in einem Rechtsstreit mit dem Weltverband und seinem Präsidenten. Die FIS will die lukrativen internationalen Medienrechte in Zukunft zentral vermarkten, der ÖSV pocht auf die Eigenvermarktung und bestehende Verträge. Eine Klage beim Kartellgericht wurde bereits eingereicht. Das leidige Thema interessiert die Funktionäre viel mehr als die Skifans, die im Grunde nur spektakuläre Bewerbe erleben wollen. Möglicherweise regelt sich die Sache ohnehin von selbst: FIS-Boss Johan Eliasch hat sich für das Amt des IOC-Präsidenten beworben und könnte quasi „weggelobt“ werden.

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